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Fusion  Plötzky kämpft um seine Feuerwehr

Fast 400 Bürger aus Plötzky haben eine Petition für den Erhalt der Feuerwehr im Ort unterschrieben.

Von Jan Iven 21.02.2019, 08:23

Plötzky l Hat die von einer Schließung bedrohte Feuerwehr in Plötzky doch noch eine Chance? Nach Informationen der Volksstimme laufen in dem Schönebecker Ortsteil derzeit verstärkte Bemühungen, um die geplante Fusion mit der Nachbarwehr in Pretzien doch noch zu verhindern. Ausgangspunkt ist demnach eine Petition an den Landtag von Sachsen-Anhalt, in dem der Erhalt des Plötzkyer Standortes gefordert wird.

Eigentlich sollen die Wehren noch im Laufe diesen Jahres zusammengelegt werden. Denn tatsächlich zählen die Plötzkyer derzeit noch vier Kameraden, die wirklich aktiv sind. Zu wenig für eine eigene Wehr. Organisatorisch werden die Plötzkyer bereits seit dem vergangenen Frühjahr von Pretzien aus geführt, da es auch keinen Ortswehrleiter mehr gibt. Doch mit etwas Verspätung kochten die Emotionen in Plötzky über die geplante Schließung nun noch einmal hoch, zuletzt auf der Sprechstunde von Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) in dem Ortsteil.

Und so sammelte eine Initiative aus Plötzky nun knapp 400 Unterschriften für den Erhalt der Ortswehr und reichte sie beim Petitionsausschuss des Landes Sachsen-Anhalt ein. Tatsächlich sind 400 Unterschiften in einem Ortsteil mit knapp 1000 Einwohnern durchaus beachtlich. In der Verwaltung und bei der Stadtwehrleitung löste diese schriftliche Zustimmung aber auch etwas Verwunderung aus. Denn wenn sich nur ein Bruchteil der Unterzeichner in der Feuerwehr engagieren würde, wäre das Thema Fusion nie aufgekommen. Und selbst die benachbarte Ortschaft Ranies, in der nicht einmal halb so viele Einwohner leben, kann mit einer stabilen Wehr mit 20 Mitgliedern aufwarten.

Das Bekenntnis der Plötzkyer zu ihrer Ortswehr ist demnach zumindest theoretisch vorhanden. Warum das praktische Engagement trotzdem nicht ausreicht, könnte bisher noch nicht geklärt werden. Auf der Sprechstunde von Oberbürgermeister Bert Knoblauch in Plötzky wurden verschiedene möglich Ursachen diskutiert. Unter anderem sei das Ehrenamt nur schwer mit dem Berufsleben vereinbar, insbesondere, wenn auswärts auf Montage gearbeitet wird. Viele Arbeitgeber hätte zudem kein Verständnis, wenn Mitarbeiter immer wieder zu Einsätzen gerufen werden.

Stadtverwaltung und Stadtwehrleitung konnten diese Einwände allerdings nicht wirklich nachvollziehen. Schließlich hätten auch alle anderen Kameraden in allen anderen freiwilligen Feuerwehren mit diesen Problemen zu kämpfen. Trotzdem seien andere Wehren einsatzbereit, teilweise sogar 24 Stunden.

Und so fehlen in Plötzky offenbar vor allem Führungspersönlichkeiten und Vorbilder. Nach der Unterschriftensammlung gab es nun ein Treffen zwischen Vertretern der Stadt, der Feuerwehren und dem Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt, um nach möglichen Auswegen aus dem Dilemma zu suchen. Gleichzeitig wurde noch einmal ein groß angelegter Aufruf in Plötzky gestartet, um neue Mitglieder zu werben.

Wobei von vornherein feststeht, dass ein Wiederaufbau der Plötzkyer Wehr nur ein mittel- bis langfristiger Prozess sein kann. Denn allein die intensive Grundausbildung von Einsatzkräften dauert immerhin zwei bis drei Jahre. Für Führungskräfte muss mindestens das Doppelte veranschlagt werden. Erforderlich sind regelmäßige Teilnahme an Diensten, Weiterbildungen später auch an Einsätzen. Ohne Leidenschaft und Hingabe und viel Rückhalt in der Familie lässt sich dieses Ehrenamt nicht ausfüllen.

Und tatsächlich sah es zunächst ganz danach aus, dass sich einige Plötzkyer finden würden, die in die Ortswehr eintreten möchten. Rund ein Dutzend Einwohner soll Interesse bekundet haben. Doch als es ernst wurde, machten die meisten offenbar wieder einen Rückzieher. Nur drei Plötzkyer sollen demnach das Antragsformular unterschrieben haben. Wenn nicht doch noch ein Wunder geschieht, heißt es jetzt in Plötzky, hat die Ortswehr keine Zukunft mehr.