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Schrebervereine Gärtner sind unverbesserliche Optimisten

Wieder stehen Schrebergärten im Mittelpunkt. In den nächsten Wochen stellen wir „Vereine im ländlichen Raum“ vor. Heute: Welsleben.

Von Klaus-Peter Voigt 31.07.2019, 23:01

Welsleben l Der Wandel im Kleingartenwesen betrifft vor allem die Anlagen auf dem Land. Einst begehrte grüne Oasen, für die gerade Stadtbewohner sogar lange Fahrwege auf sich nahmen, suchen zunehmend mehr Parzellen neue Pächter. „Nach der Wende sind viele Gärten aufgeben worden. Neue Freizeitmöglichkeiten und das Überangebot an Obst und Gemüse haben den Gedanken des Selbstversorgung teilweise in den Hintergrund treten lassen“, sagt Gartenverbandsvorsitzende Karin Peine.

Eine Trendwende erfolgt nur langsam. Aber junge Familien beginnen wieder, sich für ein Freizeitparadies zu interessieren. Eine Rolle spielen dabei auch quasi ökologisch erzeugte Früchte mit einem Geschmack, den Ware aus dem Supermarkt oftmals nicht erreichen kann. Für manche Gartenanlage gehe es zudem um die Existenz. Ein hoher Leerstand lasse sich dauerhaft kaum verkraften. Rückbaupläne gehören gerade im ländlichen Raum zu den originären Aufgaben der Vereine.

Ein drastisches Beispiel für diese Entwicklung ist die „Alte Anlage“ am Rande von Welsleben. Von den 104 Parzellen werden gegenwärtig gerade einmal 40 noch bewirtschaftet. „Unsere Mitglieder stehen vor einer immensen Herausforderung, müssen wir doch die leerstehenden Gärten einigermaßen in Ordnung halten. Es ist aber wie ein Kampf gegen Windmühlen“, bringt es Frank Peschke, der 1. Vorsitzende des Vereins, auf den Punkt. Zehn Stunden müsse jeder Schrebergärtner im Jahr für die Gemeinschaft leisten, damit wenigsten die Hecken geschnitten und das sich ausbreitende Unkraut kurz gehalten werden können. Oft sei es so, dass Gartenfreunde benachbarte leer stehende Flächen in eine regelrechte Patenschaft nehmen. Die Herausforderung erweise sich als enorm, umfasst doch jede Parzelle im Durchschnitt 600 Quadratmeter. Peschke bedauert, dass zudem an vielen einst ansehnliche Lauben der Zahn der Zeit nagt.

Wie überall im Land sind Kleingärtner unverbesserliche Optimisten, ergänzt Karin Peine. Sie lieben ihr Stück Grün und halten daran fest. Leider gibt es auch andere Beispiele. Mitunter hätte man es im Kreisverband auch mit „Gartennomaden“ zu tun. Sie verschwinden von einen auf den anderen Tag und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. In den Lauben werden Einrichtungsgegenstände zerstört, Unrat bleibt liegen. „Wir verzweifeln mitunter über solche Dinge, die uns da manchmal unterkommen“, bestätigt Frank Peschke. Bis dieser Garten dann wieder vergeben werden kann, dauert es geraume Zeit, nicht nur weil ein enormer Aufwand nötig ist, ihn wieder einigermaßen vorzeigbar zu machen. Auch die Kündigung der Altbesitzer erfordere ein langes juristisches Procedere. Dazu kommt, dass offene Rechnungen für Strom und Wasser bei den Mitgliedern des Vereins hängen bleiben.

Trotz der negativen Erfahrungen will Peschke nicht so leicht aufgeben, schließlich besteht die Anlage bereits seit 1930. Die nach wie vor verpachteten Gärten zeigen sich überwiegend in einem tadellosen Zustand. Da wird mit viel Freude angebaut, wachsen Tomaten, Gurken oder Äpfel heran, blühen prächtige Blumen. Vier neue Pächter konnten in den vergangenen Monaten gewonnen werden, zwei davon übernahmen bislang leerstehende Areale, die beiden anderen sind Nachfolger von älteren Gartenfreunden, die sich den Anforderungen nicht mehr gewachsen fühlen. Selbst im Internet sucht der Verein nach potenziellen Mitgliedern. Der Weg verspreche Erfolg und helfe, freie Parzellen auch über Welsleben hinaus zu offerieren.

Wie es in den Dörfern rund um Schönebeck aussieht stellt die Volksstimme in den kommenden Wochen vor. Auf eine Siegerehrung in der Gemeinschaftsaktion wird 2019 verzichtet. In diesem Jahr zählt die Teilnahme. Alle besuchten Vereine werden anlässlich zur „Ausstellung der und für Kleingärtner“ eingeladen. Die Präsentation findet am Wochenende 7. und 8. September in der Anlage „Flora“ in Schönebeck statt. Höhepunkte sollen eine Gurkenschau sowie ein für Anbieter kostenfreier Flohmarkt sein. Gartenfreunde stellen sich zudem mit ihrem Hobby vor.