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Geschichte Milchkannen heute nur noch Zierrat

In Glinde wird unübersehbar daran erinnert, dass Bauern ihre Milchkannen auf Bänken an der Straße abstellten.

Von Thomas Linßner 01.06.2020, 01:01

Barby/Glinde l Die Milch musste früher vom Bauernhof zur Molkerei oder Sammelstelle gebracht werden. Hierfür brauchte man ein robustes Transportmittel. Die Milchkanne wurde erfunden.

Heute sieht man sie im öffentlichen Raum nur noch selten. Zum Beispiel in Glinde, wo sie als Zierrat auf Holztischen am Straßenrand steht.

Der Milchsammelwagen fuhr die Sammelstellen an und nahm die Kannen mit. Diese waren entsprechend gekennzeichnet, sodass der Fahrer die gemessene Milchmenge dem richtigen Bauern zuordnen konnte. Die leeren Kannen wurden dann vom Bauern wieder zurück zum Hof gebracht, gespült und gereinigt und kopfüber in der Milchkammer an speziellen Haken zum Trocknen aufgehängt. Danach befüllte man sie beim nächsten Melkvorgang.

Heute wird Frischmilch beim Pasteurisieren bis 30 Sekunden auf 72 bis 75 Grad erhitzt. Sie ist danach nicht komplett keimfrei, im Kühlschrank hält sie sich – ungeöffnet – sechs bis zehn Tage. Die H-Milch wird bis auf über 140 Grad erhitzt und danach homogenisiert. Das heißt: Ihre Fett-Teilchen werden verkleinert, damit die Milch nicht so schnell „aufrahmt“. Danach sind praktisch alle Keime verschwunden, allerdings auch etwa ein Fünftel der Vitamine in der Milch.

So was gab es früher nicht. Die Milch musste schnell verbraucht werden, sonst wurde sie sauer. Vor allem, weil die wenigsten Haushalte einen Kühlschrank hatten.

In den 1950er Jahren gab es im Kreis Schönebeck noch viele Sammelstellen und kleine Molkereien. In Barby befand sie sich zwischen Caféecke und Brauhausstraße. Die größeren Lebensmittelgeschäfte boten zwar schon Mehrweg-Glasflaschen mit Verschlussdeckel aus Pappe an - man konnte Milch allerdings in der eigenen Zwei-Liter-Kanne aus Aluminium holen. Sie eignete sich auch für Wurstsuppe vom Fleischer. Ganz Unerschrockene transportierten darin selbst Bier.

Es war die Zeit, als es das Wort Verpackungsmüll noch nicht gab. Man ging zum Kaufmann, um Sauerkraut, Gurken, Senf, Kartoffeln, Brathering oder eben Milch im eigenen Behälter zu kaufen.