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Läuteanlage pünktlich zur 1075-Jahr-Feier in Großmühlingen erneuert Glocke ertönt ab sofort per Knopfdruck

Von Gerald Gödeke 22.07.2011, 04:28

Die Moderne hat in St. Petri Einzug gehalten. Das mühselige Erklimmen der 71 Stufen, um mit dem Strick die Glocke der Großmühlinger Kirche zu läuten, entfällt. Zeitgesteuert übernimmt diese Aufgabe jetzt eine elektrische Anlage.

Großmühlingen. Genau 71 Stufen sind zu erklimmen, um die Glocke in der Großmühlinger St. Petri-Kirche mit dem Strick läuten zu können. Generationen von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen haben seit dem Bau 1882 die nunmehr abgetretenen Sandsteinstufen erstiegen, um die Glocke zu den Gottesdiensten und den unterschiedlichen Anlässen von der Taufe bis zur Beerdigung läuten zu können. Trotz mehrmaligen Überstreichens sind an den Wänden einige Namen und Jahreszahlen immer noch zu lesen: R. B. 1913, W. Heide 1942, Paul Kubbe 1944, Dachdecker Wilhelm Schulze 1955 - bis hin zu Lars Engelmann 2007, der diese Tätigkeit lange ausgeführt hat.

Das Stufensteigen ist nun Geschichte. Auf dem Display der elektronischen Läuteanlage ist das historische Datum zu lesen: 15. Juli 2011: 16.17 Uhr und 13 Sekunden betätigte Pfarrer Thomas Lütgert den Knopf, mit dem nunmehr auf leichte Weise geläutet werden kann.

Für die aufwendigen Arbeiten wurde eine neunköpfige Fachfirma aus Kölleda verpflichtet, die auf die Montage und Wartung von Glocken und Läuteanlagen, der Restaurierung und Wartung mechanischer Uhren und weiterem spezialisiert ist. Lang ist die Liste ihrer Referenzobjekte, die von Ahornberg über Quedlinburg bis nach Zerbst, Zeitz, Zwickau und Zuchau reicht. Die Johanniskirche in Magdeburg war ein weiterer Arbeitsort.

Ein ganz besonderer Auftrag erreichte die Firma aus Rom - hier war der Glockenstuhl der Evangelisch-Lutherischen Christuskirche zu erneuern. Das war mit vielen Schwierigkeiten verbunden, doch die Mitarbeiter der Firma meisterten auch diesen Auftrag im fernen Italien zur vollen Zufriedenheit.

Während einige Mitarbeiter nur in der Firma in Kölleda arbeiten, nehmen Silvio Beck und Frank Kübitz als Außendienstmitarbeiter die Arbeiten vor Ort wahr.

Der Klöppel wurde erneuert

Es war ein umfangreicher Auftrag an der St. Petri Kirche in Großmühlingen. Der Klöppel wurde erneuert, die Aufhängung, Lagerung und die Lagerbolzen wurden verändert. Die neue Aufhängung erfolgte an Bändern mit Keilen und Laschen, Flacheisen wurden eingefräst. Das Kugellager ist ebenso erneuert worden wie das Läuterad.

Anfang voriger Woche erfolgten die Demontage und das Ablassen der Glocke. Die Werkstattarbeiten dauerten etwa drei Tage. Ob viele Großmühlinger bemerkt haben, dass die Uhr nicht mehr schlägt?

Auch vierteilige Umspannbänder sind nun eingebaut worden, zusammengefasst kann gesagt werden: Die Glocke und das Joch sind geblieben, alles andere ist neu. Nunmehr kann auch das Läuten der Glocke per Knopfdruck erfolgen. Bisher war es nur das Uhrengeläut.

Nun herrscht für die Ohren ein völlig neues Läutegefühl. Der Ton ist gefälliger und wärmer geworden. Automatisch wurde eingestellt, dass 18 Uhr fünf Minuten lang das Abendläuten erfolgt.

Gut die Hälfte der Kosten für den Einbau übernahm der Kirchenkreis Egeln, ein Teil kam von der Kirchgemeinde. Für den Rest werden gern noch Spenden angenommen.

Die beiden Mitarbeiter haben vor Ort ihr Bestes gegeben. Die Glocke freilich ist noch die, die zur 1000-Jahrfeier von Konsul Walter Adam und Landwirt Friedrich Meißner gestiftet wurde. Wer hätte damals schon geahnt, dass diese Glocke zur 1075-Jahrfeier einmal auf Knopfdruck läuten würde?