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Der Monat November 2014 im Rückblick / Inversionswetterlage im gesamten Harz Herausragend: Große Trockenheit

Von Hans-Eberhardt Gorges 10.12.2014, 01:09

Trocken ist er gewesen, sehr trocken. Und anfangs auch recht warm: Der November 2014 entwickelte sich erst in seinem Verlauf zu einer typischen Herbstzeit mit Nebel und radikalem Blätterfall. Frau Holle jedenfalls machte keine Anstalten, ihre Betten auszuschütteln.

Schönebeck/Staßfurt l Der November begann bemerkenswert warm. Im Laufe des Monats war es bis in den Mittagsstunden recht neblig. Wegen des Hochnebels und des Taus war Feldarbeit meist nicht möglich. Das restliche Laub fiel von den Bäumen. Danach ließ sich oftmals die Sonne mit herbstlicher Stärke blicken.

Nur etwa 30 bis 40 Prozent des Monatssolls an Niederschlägen

Herausragend aus allen Betrachtungen war die große Trockenheit, da bei uns nur etwa 30 bis 40 Prozent des Monatssolls an Niederschlägen, zumeist in Form von leichtem Nieselregen, auftraten. Noch trockener war der November 2011. Man merkt die Trockenheit auch am zurzeit niedrigen Grundwasserstand. Die Temperaturen gingen im Laufe des Monats kontinuierlich zurück und erreichten zum Monatsende den Gefrierpunkt. Der Winter kündigte sich an. Alles in allem war der vergangene November dennoch ein schöner Herbstmonat.

Sogar auf dem Brocken machten sich die Niederschläge rar.

Die Durchschnittstemperaturen lagen in Biere bei 6,7 Grad Celsius + 1,76 K; in Calbe 6,8 Grad Celsius + 1,8 K; Gottesgnaden 6,9 Grad Celsius +2,0 K. Wie unterschiedlich die Niederschläge im November gelagert sind, zeigen folgende Beispiele: Die Niederschlagssumme in Hohenerxleben im November 2010 = 100 Millimeter und im Jahre 2011 = 0 Millimeter. In Eickendorf im November lagen sie 1996 = 87 Millimeter und im Jahre 1986 = 8 Millimeter und in Hakeborn im November 2010 = 123,7 und im November 2011 = bei nur 4 Millimetern. Es traten keine Gewitter auf.

Auch auf dem Brocken machten sich die Niederschläge rar. Mit 32,9 Millimetern traten bei einem Klimamittel für den November von 187,7 Millimetern nur 18 Prozent der zu erwartenden Niederschläge auf. Es gab keine Gewitter, dafür schien die Sonne 106 Stunden mit 212 Prozent des Klimamittels von 50 Stunden. Am 4. November zogen Orkanböen mit Tempo 146 über den Blocksberg. Frau Holle streikte den ganzen Monat. Mit einer Höchsttemperatur von 18,4 Grad Celsius lag der zweithöchste Novemberwert seit 1895 vor. Als bei uns am Monatsende die Temperaturen im Frostbereich lagen, schien auf dem Brocken die Sonne und es wurde dort ungewöhnlich warm. Es prägte sich eine manifeste Inversionswetterlage im gesamten Harz aus.

Wettergeschichte: "Urlaub mit Inversionswetterlage"

Früher als unsere Kinder noch klein waren, fuhren wir im Oktober oftmals in den Kurzurlaub in den Harz. Einen Tag hatten wir einen Besuch in Magdeburg eingeplant, und so ging es mit dem Auto in die damalige Bezirkshauptstadt. Am Abend bei der Rückfahrt erlebten wir auf der Fernverkehrsstraße 81 eine gewaltige Überraschung, es wurde neblig. Der Nebel steigerte sich bei Egeln in der Bodeniederung gewaltig, und wurde immer dichter, als wir über die Bodebrücke fuhren. Ich suchte die Abfahrt nach Aschersleben, die leider nicht zu finden war. Mehrmals im Kreis gefahren, fanden wir sie doch. Es ging in Schritttempo weiter. Schließlich erreichten wir Ballenstedt, wo es dann bergauf nach Mägdesprung und Alexisbad ging. Der Nebel lichtete sich bereits ein wenig.

Kein Auto begegnete uns unterwegs...

Dann wollte ich die Serpentine nach Harzgerode nehmen. Diese Straße ist sehr gefährlich eng, hat viele Kurven und man konnte, wenn kein Nebel war, tief in den Abgrund blicken. Meine Frau beschwerte sich bei mir, dass sie hier nicht langfahren wolle. Auch die Kinder hatten schon Angst. Schließlich wagte ich es doch. Kein Auto begegnete uns unterwegs. Der Nebel lichtete sich und über hohe Tannen funkelten uns bereits die Sterne an.

Heute weiß ich, dass eine Invasionswetterlage - die Umkehr der normal nach oben abnehmenden Temperaturschichtung - schuld daran war.

Kurz gesagt, oben ist es wärmer als unten, wo sich Nebel bilden kann. In den wärmeren Luftschichten könnte dann durchaus die Sonne scheinen oder die Sterne funkeln und die Berge aus dem Nebel herausschauen.