Weihnachten wird in vielen Ländern auf verschiedene Art und Weise gefeiert / Eine Umfrage Hühnersuppe, Tanz, Gesang und Klisla
Andere Länder - andere Sitten: Das Sprichwort gilt auch für die Weihnachtszeit. Isabell Bittner, Olaf Koch und Ulrich Meinhard von der Volksstimme haben sich umgehört, wie Weihnachten in der Welt gefeiert wird und dabei erfahren, dass das Essen eine große Rolle spielt.
Schönebeck/Staßfurt l Weihnachten verkündet die Geburt Jesu Christi und ist in Deutschland traditionell Fest der Familie, Fest der Liebe. Auch wenn vielen Menschen der christliche Hintergrund unbewusst ist, schwingt doch der Gedanke an die Krippe in Bethlehem mit.
Das christliche Fest Weihnachten kennt Dr. Moussa Traoré aus seiner Heimat. In Mali leben nach neuesten Schätzungen 90 Prozent Muslime, neun Prozent sogenannter Naturreligionen und lediglich ein Prozent sind Christen. "Wenn ich früher mit den Christen Weihnachten gefeiert habe, dann war das ein wahres Volksfest und nicht mit dem Weihnachtsfest hier in Deutschland vergleichbar", berichtet Dr. Moussa Traoré, der bei der Städtischen Wohnungsbau GmbH in Schönebeck arbeitet. "Es wurde getanzt, gegessen, getrunken und erzählt." Geschenke, wie in Mitteleuropa verbreitet, wurden in Mali nicht ausgetauscht.
Diese Geste lernte Moussa Traoré erst im Jahr 1980 kennen, als er zum Studium in die DDR kam. Heute ist der Mann aus Mali mit einer Hallenserin verheiratet und hat inzwischen drei erwachsene Kinder. "Sie werden zu Weihnachten nach Schönebeck kommen. Darauf freuen sich meine Frau und ich schon", sagt der 53-Jährige. Und auf ein ganz besonders typisch deutsches Essen: auf Rotkohl und Gänsebraten.
Ähnliches landet auch bei Matthias Dietrich auf dem festlich gedeckten Weihnachtstisch. "Wir kochen zwar auch wie üblich Ente mit Klisla (Klößen) und Rotkohl, benutzen aber andere Gewürze nach Rezept meiner Großmutter, so dass es dann süß-sauer schmeckt", berichtet der 51-jährige Calbenser. "Meine Familie kommt aus Schlesien, sie wurde im Zweiten Weltkrieg vertrieben. Ich bin in der Saalestadt geboren, die schlesischen Wurzeln leben wir aber trotzdem noch - besonders an Weihnachten", so Matthias Dietrich. Auch für das Jahresende halte die schlesische Küche Gaumenfreuden bereit. "An Silvester gibt es Häckerle - klein gehackte Heringe. Mein schlesisches Lieblingsgericht sind aber immer noch Königsberger Klopse."
Interkulturell geht es Weihnachten bei Irena Gubenko zu. Die 46-Jährige kommt aus Kasachstan: "Da ich aber in einer deutschen Familie geboren bin, feiere ich Weihnachten schon immer am 24. Dezember unter dem Tannenbaum mit Geschenken und typisch deutschem Kartoffelsalat." Für die ursprünglichen Kasachen spiele Weihnachten hingegen keine Rolle. Auch Silvester sei bei ihnen ein Fest im Frühling namens Nauris. Sie richten sich nach einem anderen Kalender. "Nur die Russen in Kasachstan haben auch Weihnachten gefeiert - allerdings erst am 7. Januar."
Auch die Vietnamesen sind im Weihnachtsfieber, obwohl es unter ihnen kaum Christen gibt. Das bestätigen Iciem Ichac Nguyen (37) und Hang Thi Thu Vu (24) aus Vietnam: "Dort feiert man das Fest aber nach dem chinesischen Kalender an Neujahr." Zu essen gebe es traditionelle Hühnersuppe. Und wie verbringen Iciem Ichac Nguyen und Hang Thi Thu Vu Weihnachten in Schönebeck? "Wir bekommen dieses Jahr Besuch von Verwandten aus Luxemburg. Zu acht zelebrieren wir Weihnachten am 24. Dezember auf deutsche Weise: Mit Tannenbaum, Entenbraten und kleinen Geschenken für die Kinder."
Dort, wo Ramazan Gökdag aufgewachsen ist, in der Nähe von Antalya in der Türkei, wird zwar Silvester ganz groß, Weihnachten aber gar nicht gefeiert. Seit zwölf Jahren lebt er in Deutschland und hat viele hiesige Gebräuche längst angenommen. "Selbstverständlich feiere ich inzwischen das Weihnachtsfest", versichert der Wahl-Schönebecker.
"Ich bin Christ. Für mich ist eigentlich jeder Tag so wichtig wie Weihnachten. Ich finde es schön, dass in Deutschland viel Wert auf die weihnachtlichen Traditionen gelegt wird. Hier ist der ganze Advent eine besinnliche Zeit mit Weihnachtsmärkten und Glühwein", sagt William Young (44) aus den USA. Das alles gebe es in Amerika so nicht, dort gehe es kommerzieller zu. "Leider geht in Deutschland der Trend auch immer mehr dahin. Wir sollten wieder stärker an den eigentlichen Sinn des Festes denken."