1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Investor verspricht: Wasserburg Schneidlingen bleibt zugänglich

Im März erfolgte Grundbucheintragung - Konzept soll bald umgesetzt werden Investor verspricht: Wasserburg Schneidlingen bleibt zugänglich

Von Anja Keßler 12.04.2012, 03:18

Was passiert eigentlich auf der Wasserburg Schneidlingen? Das fragen sich nicht nur die Anwohner. Seit Juli vergangenen Jahres hat die Burg einen neuen Besitzer. Doch bisher ist außer Absichtserklärungen des Investors noch nicht viel passiert. Das soll sich nun ändern.

Schneidlingen l Die Skepsis der Schneidlinger gegenüber dem Käufer der Wasserburg, Peter Klaus Glaser, war von Anfang an groß. Grund dafür war, dass der Investor, der bereits das Schloss Morungen bei Sangerhausen besitzt und für 19000 Euro den Zuschlag für die Wasserburg erhielt, zunächst die Burg schloss und den bisher dort ansässigen Förderverein nicht in seine Planungen einbezog. Begründet wurde das mit Fragen der baulichen Sicherheit.

Schnell stellte Glaser vor Ort seine Pläne vor: Die Burganlage sollte nach ihrer Sanierung für ein kulturelles Zentrum geöffnet werden. Kurse und Seminare sollten angeboten werden. Außerdem war der Betrieb einer Burgschänke und Herberge Teil der Vorplanungen. Dieses Konzept bestätigte jetzt der Anwalt von Peter Klaus Glaser, Matthias Kuplich aus Magdeburg. Glaser selbst verweist ausschließlich auf seinen Anwalt, wenn es um die Wasserburg geht. "Meine Mandantin ist seit knapp zwei Jahrzehnten unter anderem im südlichen Sachsen-Anhalt ansässig und beabsichtigt, in der Magdeburger Börde zwischen der Landeshauptstadt und dem Flughafen Cochstedt eine Dependance zu eröffnen", so Kuplich. Offizielle Käuferin der Wasserburg ist die Firma Glaser Consulting GmbH, München.

Mit der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Salzlandkreis gab es bisher zwei Vor-Ort-Termine, bestätigte Bau-Dezernent Ulrich Reder. "Uns wurde dabei das Nutzungskonzept vorgestellt. Konkrete Bauanträge gibt es bisher aber noch nicht." Seitens des Denkmalschutzes gab es keine Bedenken zu den Plänen. "Die Wasserburg als Baudenkmal hat Bedeutung, die über Schneidlingen hinaus geht, darum beobachten wir die Entwicklung auch genau", erklärte Reder.

Dass von Juli 2011, als der Kaufvertrag geschlossen wurde, bis heute keine Bauanträge vorliegen, begründet Anwalt Kuplich gegenüber der Volksstimme damit, dass erst im März dieses Jahres die Eintragung des neuen Besitzers ins Grundbuchamt erfolgt ist: "Damit ist meine Mandantschaft erst vor kurzer Zeit Eigentümer der Wasserburg geworden und kann die von ihr geplanten Umbau- und Sanierungsmaßnahmen nun mit vollem Engagement vorantreiben."

Das "vom Verfall bedrohte Gebäude" soll "umfassend in Dach und Fach" saniert werden. Die geplanten Kosten liegen bei 1800 bis 2000 Euro pro Quadratmeter", erklärt Kuplich. Eine Schätzung, die durchaus realistisch sei, erklärt Bau-Dezernent Reder. Beim Land könnten für das Baudenkmal Fördermittel beantragt werden. Das Grundstück mit 3231 Quadratmetern besteht aus fünf zusammenhängenden Flurstücken, die Wohn- und Nutzfläche wurde beim Versteigerungstermin im Sommer 2011 mit etwa 1810 Quadratmetern angegeben. Damit rechnet der Investor bei der Sanierung mit bis zu 3,6 Millionen Euro. Die Volksstimme-Frage, woher das Geld kommen und ob Fördermittel beantragt werden sollen, ließ Kuplich unbeantwortet.

Stattdessen erklärte der Anwalt, dass weitere Grundstücksankäufe geplant seien und bei der Realisierung der Baumaßnahmen auf regionale Bauunternehmen zurückgegriffen werden soll.

Allerdings wird es noch einige Zeit dauern, bis die ersten Zimmerleute den Hammer in die Hand nehmen können. So bedürfe "es noch der Umsetzung einiger Zwischenschritte, wie sie bei Projekten dieser Größenordnung vorkommen und üblich sind", erklärt Kuplich. "Besonders wichtig erscheint dabei die Ausgestaltung des Umfeldes der Burganlage." Was konkret damit gemeint ist, dabei hält sich der Anwalt bedeckt.

Die Stadt Hecklingen, deren Ortsteil Schneidlingen ist, steht dem Konzept zur Entwicklung der Wasserburg positiv gegenüber. "Jetzt kommt es auf die Umsetzung an", sagte Bürgermeister Hans-Rüdiger Kosche. "Ich ziehe da gern den Vergleich zum Flugplatz Cochstedt. Viele haben das Projekt totgeredet und jetzt freuen wir uns über ein Jahr laufenden Betrieb", zeigt er sich "nach wie vor optimistisch" in Sachen Wasserburg.

Manch Schneidlinger ist dagegen der Optimismus abhanden gekommen. Vor allem die Mitglieder des Fördervereins Wasserburg Schneidlingen sind nicht gut auf den neuen Besitzer zu sprechen. In die Planungen wurden sie nicht einbezogen. "Herr Glaser hat den Kontakt mit uns nicht gesucht und gewollt", bedauert der Vereinsvorsitzende Falk Kahmann. Vielmehr mussten die Vereinsmitglieder die Burg verlassen. Inzwischen befindet sich der Förderverein in Auflösung. "Im Mai wird es uns nicht mehr geben", sagt Kahmann. 30 Mitglieder hatte der 2004 gegründete Verein zuletzt. Einige wollen jetzt ihr Engagement im Heimatverein Cochstedt einbringen.

Auch die Interessengemeinschaft "Corvus" soll bestehen bleiben. "Wir haben im Laufe der Jahre Ausstellungsstücke und Material rund um die Burg gesammelt. Das soll nicht umsonst gewesen sein. Darum wollen wir uns anderen anschließen", erklärt Kahmann.

Auf eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Förderverein geht Matthias Kuplich nicht ein. Allerdings kündigt der Anwalt an, dass es seine Mandantschaft sehr begrüßen würde, "wenn auch nach der Sanierung der Wasserburg das Interesse an öffentlichen Veranstaltungen, wie Weihnachtsmärkte, Ausstellungen etc. bestehen bliebe". Durch wen diese Veranstaltungen organisiert werden sollen, bleibt offen. Auf dem Gelände könnten aber "geschäftliche, kulturelle Seminare Tagungen etc. privater wie auch öffentlicher Veranstalter stattfinden. Der nahe Flughafen in Cochstedt bietet dabei ein interessantes Potential, auch überregional bekannt zu werden."