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Jubiläum Baden am Saaleradweg in Barby

Der Saaleradweg verbindet die Bundesländer Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Damit ist er auch ein Symbol der Wiedervereinigung.

Von Thomas Linßner 02.07.2019, 09:11

Barby l Ein bisschen spartanisch wirkt es schon, als Sylvana Hapke und Klaus-Jochen Weidner wie die Etappensieger eines Radrennens verhalten jubelnd an der Saalemündung ankommen.

Die beiden Aktivsten des Vereins „Saaleradweg“ hatten am Morgen in Bernburg zur neunten und letzten Etappe angesetzt, die an der Mündung endete. Hier warten Mitglieder des „Heimatvereins Grafschaft Barby“ mit Bockwurst und Getränken.

Auch Staatssekretär Thomas Wünsch (SPD) vom Wirtschaftsministerium und Bürgermeister Torsten Reinharz stehen als Mini-Empfangskomitee bereit. „Normalerweise waren wir ein paar mehr Leute auf den Etappen“, beeilt sich Sylvana Hapke aus Jena zu sagen. So um die 20 seien auf den einzelnen Abschnitten zusammen gekommen. Auch ein Hörfunkmann des Radios ist dabei, der mit sonorer Stimme mit seinen „Live-Schalten“ für Publicity sorgt. Der Saaleradweg wird 25!

Nach seinem letzten Satz springt er in die Saale, um sich abzukühlen. Klaus-Jochen Weidner tut es ihm gleich. Wo er zuhause ist - nämlich im bayerischen Hof - kann man noch nicht so ungezwungen umher schwimmen. Hier ist der Fluss noch ein Flüsschen.

Weidner ist Wirtschaftsförderer bei der Stadtverwaltung Hof und hat alle neun Etappen gestrampelt. Die Tour begann in Zell im Fichtelgebirge. Hier wird der jungen Saale mittels Steinfassung aus dem Berg des Waldsteins geholfen. Die Quelle ist gut besucht. Man sieht es an den ausgetretenen Wegen in einem idyllischen Mischwald. Vorbei an Münchberg führt der Radweg nach Schwarzenbach. Dort gibt es ein Museum für „Comic und Sprachkunst“, das Erika-Fuchs-Haus. Sie war von 1951 bis 1988 Übersetzerin des deutschen Micky-Maus-Heftes. Bis 1989 zählte das Comic in der DDR noch zur Schund- und Schmutzliteratur und durfte nicht eingeführt werden. Heute heißt sogar ein Asteroid im kalten Weltall „Erikafuchs“.

„Das viertel Jahrhundert würdigen wir mit einer Jubiläumstour von der Quelle im Fichtelgebirge bis zur Mündung in die Elbe“

Doch das ist eine andere Geschichte, die aber zeigt, dass es entlang des über 400 Kilometer langen Radweges einiges zu entdecken gibt. (Darüber wird in einer späteren Volksstimme-Ausgabe zu lesen sein.)

„Das viertel Jahrhundert würdigen wir mit einer Jubiläumstour von der Quelle im Fichtelgebirge bis zur Mündung in die Elbe“, erklärt Sylvana Hapke, die Geschäftsstellenleiterin des Vereins ist. All das weiß Staatssekretär Thomas Wünsch natürlich auch. Denn sein Ministerium unterstützt den Verein mit 15 000 Euro. Sachsen-Anhalt ist mit Thüringen und Bayern finanziell im Boot, um den Radweg noch attraktiver zu machen. Oder zumindest ihn in der öffentlichen Wahrnehmung weiter zu verankern. Denn auch andere Länder schlafen nicht, wenn es um die Radel-Vermarktung ihrer Landschaft geht. Das zeigt folgendes Beispiel: Erstmals seit 15 Jahren ist der Elberadweg als beliebteste Route von Platz eins verdrängt worden. Die neue Spitzenposition bei der Radreiseanalyse des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) geht in diesem Jahr an den Weserradweg.

„Zusammen mit unserem Eigenanteil werden wir das Geld für Werbung und Social Media einsetzen“, erklärt Hapke. Neben einem (gelungenen) Internetauftritt ihres Vereins soll auf Facebook, Twitter und Instagram geworben werden, was das Zeug hält, oder besser, was das Budget hergibt. Denn trotz aller Jubiläumseuphorie rangiert der Saaleradweg nicht mal unter den ersten zehn deutschen Radfernwegen, die abgesehen von der Nummer zwei Elbeweg alle in den alten Bundesländern verlaufen.

Dennoch nimmt der 403 Kilometer lange Saaleradweg laut Verein für sich in Anspruch, einer der reizvollsten und abwechslungsreichsten Flussradwege zu sein. Von der Saalequelle über Jena, Naumburg und Halle, Bernburg, Calbe bis nach Barby entdecken Radfahrer das romantische und idyllische Tal der Saale. Und erleben jede Menge Kultur in den Dörfern und Städten entlang der Route.

Dass das stets klamme Sachsen-Anhalt einen Obolus für die bessere Vermarktung locker macht, zeigt: Die Radelpiste ist ein Tourismusfaktor. Laut Sylvana Hapke und Thomas Wünsch sei der Beliebtheitsgrad steigend.