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Kampfmittel Sprenggranate im Bauschutt

Das Geschehen auf der Brückenbaustelle an der Barbyer „Froschvilla“ wird von Mitarbeitern des Kampfmittelräumdienstes begleitet.

Von Thomas Linßner 04.09.2020, 09:42

Barby l Monatelang ruhten die Arbeiten an der Baustellenkreuzung Wilhelmsweg/Bahnhof-/Beckmannstraße, die der Barbyer praktischerweise „Froschvilla-Kreuzung“ nennt. (Nach einem prägnanten Villengebäude in der Nachbarschaft und der Nähe zu Teich und Graben.)

Doch nach coronabedingter Pause geht es dort jetzt voran. Die alte Betonbrücke von 1920 wurde komplett abgerissen, die Vorbereitungen für den Ersatzneubau sind in vollem Gange. Weil der Untergrund instabil ist, müssen mehrere acht Meter lange Bohrpfähle gesetzt werden. Tief im Erdreich verankert sollen sie die Widerlager der neuen Brücke tragen.

Regelmäßig tauchen die Männer des Kampfmittelräumdienstes auf, die das Baustellengeschehen begleiten. Zu deren ersten Arbeiten zählten die Sondierungen mit Metallsuchgeräten. Dabei kam zentnerweise harmloser Metallschrott zum Vorschein, der im Grund der Baustelle vor sich hin rostete. Aber auch Munition. Erst vor wenigen Tagen wurde eine 12-Zentimeter-Sprenggranate gefunden. Das Erstaunliche: Sie stammt aus dem Ersten Weltkrieg. Das ist allein deswegen bemerkenswert, da zwischen 1914 und 1918 das Kriegsgeschehen in vielen Ländern Europas, nur nicht auf deutschem Boden stattfand.

Laut Ivo Haupt von der Kampfmittelbeseitigung sei die Granate am Fuße eines Widerlagers gefunden worden, das in den 1960er Jahren verstärkt wurde. Damals hätte man Bauschutt angefahren, dessen Herkunft allerdings unbekannt sei.

Schon zuvor hatte die Baustelle monatelang geruht, weil man während der Corona-Pandemie keine Evakuierung riskieren wollte. Der Ort wurde in der Planungsphase als „kampfmittelgefährdet“ eingestuft. Die Dresdener Spezialfirma hatte am 14. Mai alle Oberflächen mit einem speziellen Verfahren sondiert. Wenige Tage später wurde die bauausführende Firma informiert, dass auf Grund der vorgefundenen „Störstellen“ keine Baufreigabe erteilt werden kann.

Im April 1945 war besonders der westliche Stadtrand von Barby unter amerikanischen Beschuss geraten. Kinder „puhlten“ noch in den 1960er Jahren in Sichtweite der „Froschvilla“ Stangenpulver aus der Erde, das von nicht detonierten Granaten stammte.