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Informationsveranstaltung der Stadt zum Thema Grundwasser / Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase: Kein Wall in der Paul-Illhardt-Straße, dafür: Sandsäcke zum Selbstschutz

Von Elisa Sowieja 15.09.2011, 06:26

Zu einer Informationsveranstaltung für Anwohner der Paul-Illhardt-Straße hatte die Stadtverwaltung am Dienstagabend eingeladen. Von dieser Veranstaltung war die Öffentlichkeit ausgeschlossen, weil Oberbürgermeister Haase unter dem Deckel der Verschwiegenheit mit den Grundstückseigentümern sprechen wollte. Die "geheime Botschaft": Der von der Stadt als Sofortmaßnahme geplante Wall entlang der Illhardt-Straße kann nicht errichtet werden.

Schönebeck. Die entscheidendste Nachricht vorab: Der Erdwall, den die Stadt Schönebeck entlang der Paul-Illhardt-Straße als Sofortmaßnahme gegen Wasser vom Acker errichten wollte, wird nicht gebaut. Darüber hat Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase die Anwohner der Illhardt-Straße am Dienstagabend informiert. Dazu hatte er extra alle Grundstückseigentümer in den Großen Sitzungssaal im Rathaus eingeladen. Diese Informationsveranstaltung war ausschließlich für die Anwohner organisiert worden. Die Öffentlichkeit - dazu zählten auch Vertreter der Volksstimme - sollte vor der verschlossenen Tür bleiben.

"Das kann nicht sein, das ist eine Frechheit", schätzte Alexander Broßat den Ausschluss der Öffentlichkeit ein. Deshalb schrieb er eine Vollmacht und ließ Volksstimme-Redakteurin Kathleen Radunsky für sich an der Veranstaltung teilnehmen.

OB Haase war das ein Dorn im Auge. "Was soll dieses fiese Spiel?", fragte er die Redakteurin, nachdem er sie für ein kurzes Gespräch vor die Tür gebeten hatte. Kurz zuvor hatte er bereits die fotografierende Redakteurin Elisa Sowieja auf die Nichtöffentlichkeit der Veranstaltung hingewiesen. "Ich habe dem OB erklärt, dass ich in Vertretung von Herrn Broßat gekommen bin", sagt Kathleen Radunsky im Nachgang. Daraufhin habe der OB die Vollmacht von Alexander Broßat genau durchgelesen. "Dann sagte er, dass er mich dringendst um Verschwiegenheit bittet und nichts, wirklich gar nichts von dieser Veranstaltung am nächsten Tag in der Presse lesen wolle", berichtet Kathleen Radunsky weiter. Mit der Drohung "Sie kennen den Presserat" ging OB Haase in den Sitzungssaal. Kathleen Radunsky nahm ebenfalls Platz.

Der große Sitzungssaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Beim Blick auf den nicht endenwollenden Anstrom der eingeladenden Gäste mussten Verwaltungsmitarbeiter weitere Stühle in den Saal bringen. Mit den Worten "Es geht hier heute um Ihre Privatsachen" soll der OB dann die Veranstaltung begonnen haben. Nach Volksstimme-Informationen hat er mit kurzen Worten informiert, dass für die Errichtung des Erdwalls entlang der Illhardt-Staße zehn Ackereigentümer angeschrieben worden seien. Der Großteil der Antworten sei entgegen seiner Erwartung negativ ausgefallen. Deshalb werde der als kostengünstige Sofortmaßnahme geplante Wall nicht errichtet.

Mit dem Hinweis "Vielleicht finden wir im gemeinsamen Gespräch eine Lösung" hat der OB dann laut eines Teilnehmers die Diskussion mit den Anwohnern eröffnet. Diese betonten mehrfach, dass sie strikt gegen den Wall seien. Stattdessen haben mehrere Schönebecker gefordert, das Grabensystem wieder zu aktivieren, damit das Wasser vernünftig abfließen könne. "Gehen Sie doch mal mit offenen Augen durch Felgeleben", forderte Rolf Noppe den OB auf. Er wunderte sich laut in der Runde darüber, "dass manche Gräben derzeit voll und andere wiederum leer sind".

Der OB hat nach Volksstimme-Information während der über eine Stunde dauernden Veranstaltung jedoch mehrfach betont, dass für langfristige Maßnahmen wie die Reaktivierung der Gräben erst die Arbeit der Fachhochschule Magdeburg abgewartet werde. Deren Auswertung könnte wohl im April 2012 vorliegen. Dass kein eindeutiges Zeitfenster genannt wurde, störte die Anwohner mächtig. Als einzige Sofortlösung habe der OB empfohlen, dass jeder sich selbst schütze. Wie im vergangenen Winter werde die Stadt Sandsäcke und Sand zur Verfügung stellen. "Das kann ich versichern", unterstrich der OB. Und: "Das, was wir tun können, tun wir."