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St Johannis Kirchbauverein Schönebeck Verein läutet neues Großprojekt ein

Der Kirchbauverein Schönebeck-Salzelmen will neue Glocken für die St.-Johannis-Kirche gießen lassen. Sie sollen aus Bronze hergestellt werden. Was ist geplant?

Von Olaf Koch 15.11.2022, 15:14
Wolf-Michael Feldbach im Nordturm: Dort hängt die große Glocke. Muss für die neue Bronzeglocke auch der Glockenstuhl erneuert werden? Diese Frage müssen Bauexperten beantworten.
Wolf-Michael Feldbach im Nordturm: Dort hängt die große Glocke. Muss für die neue Bronzeglocke auch der Glockenstuhl erneuert werden? Diese Frage müssen Bauexperten beantworten. Foto: Olaf Koch

Bad Salzelmen - Die Geschichte hat schon eine gewisse Ironie. Ausgerechnet die zu DDR-Zeiten im Jahr 1962 in Apolda gegossenen Stahlglocken sind anscheinend von höchster sozialistischer Qualität. Hergestellt zu einer Zeit der Mangelware, geben die drei unterschiedlich großen Glocken in St. Johannis noch ihre Töne von sich. Gut, nach 60 Jahren dürfen sie nur noch maximal fünf Minuten am Stück geläutet werden. Aber trotzdem. Sie sind damit wie ein bekanntes Volksauto: Die Glocken läuten und läuten und läuten. Doch was gibt es für Probleme?

Um deutlich zu machen, wie wichtig das Vorhaben ist, spricht Wolf-Michael Feldbach, Vorsitzender des Kirchbauvereines, von einer „Haltbarkeitsdauer“ wie bei einem abgelaufenen Quarkbecher. „Vor rund 40 Jahren ist die ,Haltbarkeitsdauer’ unserer drei Stahlglocken bereits abgelaufen. Ein Sachverständiger bestätigt uns aber, dass die drei Glocken noch in Ordnung sind“, erzählt Feldbach. Zudem haben Stahlglocken generell nicht so einen warmen Klang gegenüber Bronzeglocken.

So hängen und läuten die Glocken in St. Johannis. Die große hat ein Gewicht von rund zwei Tonnen, die mittlere von 1,1 Tonnen und die kleine etwa 900 Kilogramm. Doch wie lange noch? Und welche Festigkeit hat eigentlich noch der uralte Glockstuhl aus Eichenholz?

Wie lange soll noch gewartet werden?

Diese und anderen kritische Fragen stellen sich Walter Görgens, Regina Brasack, Wolf-Michael Feldbach und die anderen Mitglieder des Kirchbauvereines Schönebeck-Salzelmens. „Wir haben uns zum Handeln entschlossen“, so der Vereinsvorsitzende. Er will nicht warten, bis eine oder mehrere Glocken ihren Dienst versagen, sondern schon jetzt die Erneuerung der drei oder vielleicht auch wieder vier Glocken in Angriff nehmen.

Nach der Restaurierung des großen Turmfensters und des Gestühls der Familie von Geyer startet der Kirchbauverein nun sein nächstes großes Projekt, von dem niemand im Moment genau weiß, in welche finanzielle Dimensionen vorgestoßen werden. Was allerdings vorgezeichnet ist, sind die nächsten Schritte, die zu gehen sind. Zunächst muss ein Experte begutachten, wie stabil der Glockenstuhl ist „Geht der noch für die nächsten Jahrzehnte oder nicht“, so der Vereinsvorsitzende. Jetzt hängen im Nordturm die eine große, im Südturm die zwei kleineren Glocken. „Danach kommt die Frage, welche Glocken wir zuerst erneuern wollen?“

Was danach folgt, ist eine ungefähre oder auch schon konkrete Kostenrechnung mit einem möglicherweise belastbaren Kostenvoranschlag. Die Frage ist nämlich, ob es entsprechende Förderprogramme gibt, über die der Kirchbauverein eine Kofinanzierung sichern kann. Das alles klingt im Moment noch sehr vage, soll aber langsam Gestalt annehmen.

Sammelaktion für Spender ist gestartet

Um frühzeitig an den Eigenanteil zu denken, wird ab sofort eine Sammelaktion gestartet. „Auf dieser Grundlage könnten dann die notwendigen Sponsoren angesprochen werden“, erklärt Wolf-Michel Feldbach. Auf der Internetseite des Kirchbauvereins ist die Kontoverbindung zu finden.

Dass das neue Projekt kein Selbstläufer werden wird, das wissen die Mitglieder des Kirchbauvereines. Beim Blick in die Chronik der St.-Johannis-Kirche dürfte ihnen aber aufgefallen sein, in welchem Zeitrahmen das gleiche Problem vor mehr als 100 Jahren gelöst wurde, als die Zeiten noch schwieriger waren als heute.

Der ehemalige Pfarrer Günther Schlegel hat aufgearbeitet, dass im Ersten Weltkrieg (und auch später im Zweiten) Glocken für Rüstungszwecke eingeschmolzen wurden. Glocken, die mit ihrem Klang vor allem an die Botschaft von Frieden auf Erden erinnern sollten. Es dauerte acht Jahre nach dem Krieg, bis zwei neue Bronzeglocken in der Kirche hingen. Acht Jahre für zwei neu Glocken – es klingt wie eine Zielvorgabe für den Verein von Heute.

Und wieso ist die Sanierung so wichtig? Glocken haben etwas harmonisches. Man schreibt ihnen die Fähigkeit zu, durch ihr Geläut Himmel und Erde miteinander zu verbinden. Es gehörte schon immer zu ihren Aufgaben, den Tagen des Jahres und dem Leben der Menschen eine Struktur und einen Rhythmus zu geben – seit mehr als 100 Jahren und wohl auch noch in 100 Jahren.