Stadtverwaltung Kritik am Standesamt von Barby
Personalmangel, Urlaub und eine Mitarbeiterin im Babyjahr schränken die Leistungsfähigkeit des Standesamtes in Barby ein. Dazu gibt es Bürgerkritik. Doch die Verwaltung reagiert auch flexibel.

Barby - „Ich möchte Sie bitten, einmal zu veröffentlichen, wie die Stadtverwaltung Barby mit Todesfällen umgeht“, wendet sich Birgit Keferstein an die Volksstimme-Redaktion.
Was war geschehen?
Birgit Kefersteins Vater starb am Mittwoch, 7. Juli. Am Donnerstag, 8. Juli, waren die Hinterbliebenen beim Bestatter, um alle Formalitäten zu klären. In diesem Zusammenhang sei ihnen dort mitgeteilt worden, dass man sich bemühen werde, die Sterbeurkunde am nächsten Tag zu bekommen.
Mehr als eine Woche später, am 19. Juli, sei nach Rücksprache mit dem Bestattungsinstitut klar gewesen, dass noch immer keine Sterbeurkunde vorliege. „Die Beisetzung sollte eigentlich am 23. Juli stattfinden. So wie es jetzt aussieht, weiß von uns keiner, wie es weitergeht“, teilt die Tochter des Verstorbenen am Mittwoch, 21. Juli, der Redaktion mit.
Birgit Keferstein und ihre Familie, die in diesen Tagen um den Tod ihres Vaters trauern, kritisieren die Verwaltungsarbeit scharf. Dies mache eine würdige Bestattung unmöglich.
Karin Knopf, Leiterin des Hauptamtes der Stadt Barby, nimmt dazu Stellung. „Der Bestatter hat nicht gesagt, dass ,am nächsten Tag’ die Sterbeurkunde erhältlich ist. In der Regel erfolgt die Beurkundung von Sterbefällen zeitnah“, sagt Karin Knopf. Das Standesamt Barby bekomme zurzeit aufgrund von personellen Engpässen des eigenen Standesamtes im Haus der Begegnung Unterstützung aus dem Standesamtsbezirk Bördeland. „Die Standesbeamtin aus Bördeland steht uns einmal wöchentlich, immer mittwochs, für die Beurkundung von Sterbefällen zur Verfügung“, erklärt Knopf. Ende der 27. Kalenderwoche, konkret am Donnerstag, 8. Juli, sei dieser Sterbefall angezeigt worden. Eine Woche später, am Mittwoch, 21. Juli, sei er beurkundet worden, da in der Woche zuvor urlaubsbedingt die Beurkundung nicht möglich gewesen sei. „Sofort nach der Beurkundung erhielt der Bestatter am 21. Juli die erforderlichen Unterlagen, einschließlich der Sterbeurkunde.
Die vorgesehene würdige Bestattung am 23. Juli war zu keiner Zeit seitens der Stadt Barby in Frage gestellt“, betont Karin Knopf.
Am 14. Juli habe die Stadt Barby dem Bestatter per Mail mitgeteilt, dass die Beisetzung wie vorgesehen am 23. Juli auf dem Friedhof Barby erfolgen könne. „Auf keinen Fall werden Vorgänge im Standesamtsbereich Barby, die beurkundet werden müssen, liegen gelassen“, betont die Amtsleiterin.
Personell scheint die Stadt nicht nur bei den Fährleuten (Fähre Breitenhagen am Ufer), sondern auch beim Standesamt aus dem letzten Loch zu pfeifen.
Laut Karin Knopf arbeite man daran, dass sich das ändert. Der Standesamtsbereich Barby soll von einem anderen Standesamtsbezirk unterstützt werden. „Dazu sind wir mit der Fachaufsicht beim Salzlandkreis im Kontakt. Unsere Ausschreibungen zur Besetzung der Stelle unseres Standesamtes waren aufgrund der rechtlichen Anforderungen nicht erfolgreich“, gesteht die Amtsleiterin. (Gesucht werden nach wie vor Personen mit der Qualifikation Verwaltungsfachwirt/BII/Befähigung für die Laufbahn des gehobenen Verwaltungsdienstes, Standesbeamtenlehrgang Bad Salzschlirf, Ausübung der Standesamtstätigkeit mindestens drei Monate.)
In die gleiche Rubrik kann ein Fall eingeordnet werden, der am 15. Juli unter der Überschrift „Keine Hochzeit im Prinz möglich“ in der Volksstimme erschien.
2019 hatte ein Paar seine Hochzeit für den Wachturm „Prinz“ angemeldet. Monika Zake und ihr zukünftiger Ehemann Mike hatten als Termin den 21. August festgezurrt und damals eine Zusage von der Stadt Barby bekommen. Doch als Monika Zake kürzlich nachfragte, winkte die Stadt ab: Eheschließungen seien nur auf der Rosenburg und dem Barbyer Haus der Begegnung (HdB) möglich. „Gründe, warum das so ist, wurden mir nicht mitgeteilt“, grollte Monika Zake. Sie und ihr Mann leben heute in Calbe, stammen aber aus Barby und wollten sich ebenda aus „alter Verbundenheit“ das Ja-Wort geben. „Das Haus der Begegnung kommt nicht infrage, weil dort die Straße aufgerissen und alles eine riesige Baustelle ist“, sagte Zake.
Begründet wurde die Absage damit, weil im Wachturm „Prinz“, wo sich auch ein Trauzimmer befindet, der Aufwand zu groß sei. Der Raum steht derzeit leer: einräumen, ausräumen und putzen könne bei der jetzigen Personalsituation nicht gewährleistet werden. Zum Zeitpunkt, als Monika Zake die Absage von der Stadt Barby erhielt, lud deren Internetseite noch freundlich dazu ein, im „Prinz“ zu heiraten. Mittlerweile ist diese „Internet-Leiche“ gelöscht.
Wie Frau Zake sagte, würde man ja auch auf das Standesamt im Haus der Begegnung ausweichen. „Wir wollten mit der Kutsche vorfahren, das geht aber nicht, weil dort die Straße aufgerissen ist.“ Nach dem Vorschlag einer Mitarbeiterin, den (wenig repräsentativen und improvisierten) Seiteneingang des HdB zu nutzen, bewegt sich die Stadt jetzt doch auf die Heiratswilligen zu.
„Das Haus der Begegnung ist für Hochzeitsgesellschaften derzeit wirklich nicht optimal. Wir haben uns deswegen entschlossen, das Trauzimmer im Barbyer Rathaus ab 21. August anzubieten“, sagt Karin Knopf auf Volksstimme-Anfrage. Eine temporäre Lösung, bis das HdB wieder auf normalem Wege zu erreichen ist.
Die Straßenbaumaßnahme in der Goethestraße gilt bis zum 30. September.