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Landwirtschaft Auch im Salzlandkreis fehlen Saisonarbeiter

Aufrund des Einreiseverbots fehlen Saisonarbeiter aus Osteuropa. Das trifft auch Bauern im Salzlandkreis.

Von Paul Schulz 03.04.2020, 01:01

Schönebeck/Staßfurt l Seit dem 25. März gilt in Deutschland ein Einreiseverbot für Saisonarbeiter und Erntehelfer aus Osteuropa. Ziel der Maßnahme: Einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus entgegenwirken. Dieses Einreiseverbot treffe die Betriebe hart. Man müsse diese Maßnahme so kurz wie möglich halten, fordert Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Aktuell werden nämlich vor allem in der Spargelernte die Erntehelfer dringend benötigt.

Im Salzlandkreis hingegen gibt es keinen Spargelanbau, bei dem akut Saisonarbeiter eingesetzt werden müssten, teilt Susanne Brandt, Geschäftsführerin des Bauernverbandes Salzland, mit.

Dennoch werden auch im hiesigen Kreis Saisonarbeiter benötigt. „Wir haben dazu eine Umfrage bei Mitgliedsbetrieben und Landwirten im Kreis vorgenommen. Demnach besteht in den nächsten Monaten je nach Arbeitsanfall in den Kulturen ein Bedarf zwischen 100 und 150 Saisonarbeitern“, sagt Brandt. In der hiesigen Region werden vor allem bei Kulturen wie Arznei- und Gewürzpflanzen, Erdbeeren und Hopfen händische Arbeiten von Saisonkräften benötigt. Da keine Kräfte zur Spargelernte benötigt werden, sei man also derzeit noch in einer „Luxussituation“, so Brandt.

Allerdings beginnt im April auch allmählich die Erdbeer-ernte, wo Helfer gebraucht werden. Und die Arbeit ist längst nicht für jeden was, weiß Susanne Brandt. „Zwischen vier und acht Stunden körperliche Arbeit auf dem Feld sind für viele eine Umstellung. So mancher macht das einen oder vielleicht zwei Tage mit und ist danach dann weg.“

Erdbeeren ernten, das kann eigentlich jeder. Komplizierter wird es jedoch bei der Pflege von Arznei- und Gewürzpflanzen wie Majoran, Thymian oder Bohnenkraut. Die Geschäftsführerin des Bauernverbandes Salzland erklärt: „Bei diesen Kulturen muss Unkraut von Hand gehackt werden, weil es kaum chemische Mittel zur Bekämpfung gibt. Der Qualitätsanspruch der Vermarkter für die Ernteprodukte ist sehr hoch. Es dürfen keine Fremdpflanzen in den Ernteprodukten enthalten sein. Das Erkennen von Fremdpflanzen in den Kulturen setzt auch geschulte Kenntnisse und Engagement voraus.“ Unerfahrene Arbeitskräfte sind in diesem Agrarzweig also eher schlecht aufgehoben.

Auch Steffen Gerber, Vorstandsvorsitzender des Bauernverbandes Salzland, ergänzt: „Unser Kräuteranbau ist von dem Einreiseverbot der Saisonkräfte sehr stark betroffen. Die erfahrenen, ausländischen Mitarbeiter sind langjährig in unseren Betrieben beschäftigt. Sie bearbeiten unter anderem die Majoranflächen in Calbe und Umgebung, damit das Unkraut nicht überhandnimmt und helfen bei der Trocknung.“

Um die fehlenden Helfer in der Landwirtschaft zu kompensieren hat die Agentur für Arbeit in Bernburg Maßnahmen ergriffen. „Ziel ist es den Landwirten unbürokratisch zu helfen“, sagt Agenturleiterin Anja Huth über die Aktion „Erntehelfer gesucht“. Dazu wird ab Montag unter der Nummer 03471/6890 185 eine Hotline eingerichtet, unter der sich Bürger melden können, die Interesse haben in der Landwirtschaft mit anzupacken. „Unsere Mitarbeiter, die die Hotline betreuen, fungieren also gewissermaßen als Vermittlungsplattform zwischen Bauern und potenziellen Arbeitskräften“, erklärt Huth. Kontakt zur Agentur kann auch über die E-Mailadresse Bernburg.biz@arbeitsagentur.de hergestellt werden.

Melden kann sich jeder, der keine Corona-Anzeichen aufweist, sich in den vergangenen zwei Wochen in keinem Risikogebiet aufgehalten hat und nicht zur Risikogruppe gehört. „Kurzum, alle die helfen wollen die Felder zu bestellen, zu pflegen und abzuernten sind willkommen,“ sagt Anja Huth.

Schüler über 16 Jahre, Kurzarbeiter oder arbeitslose Menschen können sich so etwas dazu verdienen. Der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde ist die Untergrenze.

Eine ähnliche Plattform zur Vermittlung von Arbeitskräften haben der Bundesverband der Maschinenringe und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ins Leben gerufen. Auch dort sollen Kontakte zwischen Landwirten und potenziellen Ernte-helfern vermittelt werden.

Ob mit Hilfe der Vermittlungsangebote genügend Arbeitskräfte für die Landwirte gefunden werden können bleibt abzuwarten. Ebenso, ob die Menschen, die sich dort melden, auch dauerhaft die Arbeit auf dem Feld durchhalten. Zweifellos ist es aber wichtig, dass solche Plattformen etabliert werden, um helfende Hände für die Landwirtschaft aufzutreiben.