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Baumsterben? Laus und Trockenheit: Tannen nadeln

Volksstimme-Leser meldeten sich und berichteten, dass Nadelbäume ihre Nadeln verlieren. Ursachen sind eine Lausart und die Trockenheit.

Von Falk Rockmann 30.07.2015, 17:47

Schönebeck/Staßfurt l Alfred Krämer aus Staßfurt ist es aufgefallen sowie mehreren Lesern aus der Stadt Schönebeck ebenso. „Es ist erschreckend, wenn man beobachten muss, wie viele Äste an Tannengehölzen braun werden und alle Nadeln abfallen“, schreibt Alfred Krämer. Und tatsächlich: Die Volksstimme machte sich auf die Spuren der befallenen Bäume. Diese sind nur noch teilweise grün und erinnern an ausgediente Weihnachtsbäume, die noch im März stehen – aber ohne Nadeln.

Nicht nur die Volksstimme war Ansprechpartner für die Bürger, sondern unter anderem auch der Fachdienst Natur und Umwelt des Salzlandkreises. Dort haben sich in den vergangenen Wochen mehrfach Bürger gemeldet, die Schäden am Blattwerk besonders der Blaufichten beobachtet haben. „Die Schäden treten besonders an windgeschützten und beschatteten Stellen der Krone auf, wenn die Bäume an zu trockenen Standorten stehen“, schreibt Kreis-Pressesprecherin Alexandra Koch.

Die Schäden wurden demnach von der Sitka-Fichtenlaus verursacht, die sich besonders in trockenen und warmen Wintern stark vermehren kann und durch ihre Saugtätigkeit an den Nadeln das spätere Absterben verursacht. „Da sich die Laus bereits in den kühlen Monaten vermehrt, sind bei starkem Befall lediglich noch die diesjährigen Nadeln grün“, so Koch. Wenn die Schäden an den Nadeln sichtbar werden, sind die Blattläuse bereits durch ihre natürlichen Feinde soweit vernichtet worden, dass man sie an den Bäumen nicht mehr findet und sie dann auch nicht mehr bekämpft werden können. Oft findet man dann noch die Entwicklungsformen der Fressfeinde an den Bäumen.

Neben Sitkafichten, Omomorikafichten, Stech- oder Blaufichten tritt die Laus auch noch an der gemeinen Fichte, der Douglasie und Tannenarten auf. Verstärkt kommt es zu Massenbefall, wenn die Bäume Trockenheitsstress ausgesetzt sind (Nadelbäume verbrauchen auch im Winter Wasser) und die Winter sehr mild verlaufen, wie es im vergangenen Jahr der Fall war.

Aufmerksam ist in diesem Fall auch das Fachamt im Schönebecker Rathaus. „Im öffentlichen Raum haben wir nur selten Nadelgehölze, eher auf den Friedhöfen. Trotzdem beobachten auch wir die Entwicklung. Neben der langanhaltenden Trockenheit kann auch die Sitka-Fichtenlaus die braunen Nadeln verursachen“, teilte Hans-Peter Wannewitz, Pressesprecher der Schönebecker Stadtverwaltung, der Volksstimme mit.

Kenntnis von dem „Nadel-Fall“ hat auch der Naturschutzbund, Ortsgruppe Schönebeck. „Hinzu zu allen Problemen kommt die langanhaltende Trockenheit und ein geringer Grundwasserspiegel. Das vertragen viele Bäume nicht“, so der Vorsitzender Michael Wunschik vom Schönebecker Naturschutzbund auf Anfrage der Volksstimme.

Nicht auf den Befall mit Läusen zurückzuführen sind Gelbfärbungen der Nadeln an Eiben. Auch die sind in diesem Jahr verstärkt zu beobachten und sind eine Reaktion des Baumes auf Trockenheit. Da Eiben jedoch ein hohes Regenerationsvermögen besitzen, werden die verlorengehenden Nadeln auch in den inneren Kronenbereichen wieder ersetzt, was bei Nadelverlust an Fichten und anderen Nadelbäumen nicht der Fall ist.

Wie geht es nun weiter? Sollte sich ein Gartenbesitzer im September, wenn das Fällen der Bäume wieder zulässig ist, entscheiden einen geschädigten Baum zu ersetzen, empfiehlt der Fachdienst Natur und Umwelt sich beim Kauf beraten zu lassen, um einen für den eigenen Garten standortgerechten Baum zu finden. „Da keine Gefahr besteht, dass der Schädling mit dem geschlagenen Holz weiterverbreitet wird, können keine Ausnahmegenehmigungen zum Verbrennen des Abfalls erteilt werden“, so das Landratsamt. Der Baum kann bedenkenlos über den Kreiswirtschaftsbetrieb entsorgt werden.