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Tafel Lebensmittel in Barby nur Open Air

Aktuell nutzen rund 40 Menschen die Tafel-Ausgabe in Barby. In der Einheitsgemeinde sind es mehr, da die Awo noch in Groß Rosenburg separat, auch mobil, Lebensmittel ausgibt.

Von Thomas Linßner 24.01.2024, 10:12
Das ehemalige „Bürgermeisterhaus“ neben dem Schloss   hat Sanierungsbedarf. Die Tafel-Ausgabe findet aus dem Auto heraus in der Nähe statt.
Das ehemalige „Bürgermeisterhaus“ neben dem Schloss hat Sanierungsbedarf. Die Tafel-Ausgabe findet aus dem Auto heraus in der Nähe statt. Foto: Linßner

Barby. - Es war eine Anfrage im Sozialen Netzwerk: „Weiß jemand, ob an der Tafel in Barby die Lebensmittel jetzt draußen ausgegeben werden?“

Laut Arbeiterwohlfahrt (Awo) werden immer mittwochs in der Barbyer Schloßstraße die Lebensmittel aus dem Auto heraus ausgegeben. Das geschieht neben dem Schloss. Dort steht das „Bürgermeisterhaus“, wie alte Barbyer sagen, das viele Jahre eine Nebenstelle der Awo war.

Zahl der Bedürftigen ist gestiegen

Die Menge der Bedürftigen, die beispielsweise die Tafel in Schönebeck in Anspruch nehmen, ist innerhalb von fünf Jahren um über 1.000 Prozent angestiegen. Gleichzeitig werde es zusehends komplizierter, ausreichend Lebensmittel zu beschaffen, berichtete die Volksstimme vor einem halben Jahr.

Auch in Barby ist eine Tendenz zu bemerken, allerdings nicht in dem Maße. Wie Ines Grimm-Hübner, Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbandes Salzland, sagt, seien es hier durchschnittlich 40 Menschen. Hinzu kommen Personen, die in Groß Rosenburg die Tafel-Dienste in Anspruch nehmen. Auch dort bildet sich eine kleine Schlange, wenn das Auto kommt.

Aber warum nutzt man in Barby nicht jenes Gebäude zwischen Schloss und „Rautenkranz“? Früher befand sich die Lebensmittelausgabe in einem der Räume. Weiterhin waren die Suchtberatung, eine Begegnungsstätte sowie die Buchhaltung der Arbeiterwohlfahrt dort untergebracht.

Haus ist sanierungsbedürftig

Wie Ines Grimm-Hübner sagt, werde das Haus seit 2019 nicht mehr genutzt. Die Awo hatte per Erbbauvertrag für 99 Jahre gepachtet. Als Grund gibt die Awo-Chefin die Sanierungsbedürftigkeit des Hauses an.

Nun stehen die Bezieher von Tafelleistungen gut sichtbar im Freien, was auch nicht nach jedermanns Geschmack ist.

„Mit dem Beutel voller Lebensmittel komme ich eine Woche über die Runden“, gesteht auch Walter G. (68). Er war über 20 Jahre arbeitslos, „hangelte“ sich von ABM zu ABM, von Ein-Euro-Job zu Ein-Euro-Job. Dementsprechend ist seine Rente. Seinen vollen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. „In einer Kleinstadt wie Barby ist das besonders peinlich, wo jeder jeden kennt“, begründet er den Wunsch nach Anonymität. Sein zwei Jahre jüngerer Nachbar lobt die Aktion, merkt aber kritisch an: „Ich habe von einem ehemaligen Arbeitskollegen aus Calbe gehört, dass der sich bei der dortigen Tafel regelmäßig Lebensmittel holen kann. Warum gibt es denn so was nicht auch in Barby?“ So hätte ein Bekannter vor Jahren dieselbe Frage im Fernsehen gestellt, als das „Meckermobil“ des Mitteldeutschen Rundfunks in Barby war. „Der Bürgermeister stellte vor laufender Kamera so einen Laden in Aussicht“, erinnert sich der Mann. Als einige Monate später bei einer Stadtratsitzung nachgehakt wurde, hätte es geheißen: In Barby rechtfertigt die geringe Zahl der Bedürftigen keine derartige Einrichtung.

Ausgabestellen gibt es in Schönebeck, Calbe, Barby, Biere, Eggersdorf und Groß Rosenburg.