Deutsch Leichte Sprache ist ein großes Problem im Salzlandkreis
Behördensprech und amtliche Mitteilungen sind meist selbst für Profis nur schwer zu entziffern. Helfen soll da die sogenannte „Leichte Sprache“. Allerdings gibt es für die Bereitstellung von Material noch Nachholbedarf in der Region.

Schönebeck/Staßfurt - „Voranstellen möchte ich ganz klar, dass es natürlich noch Verbesserungsbedarf gibt, wobei der Gesetzgeber lediglich von ’vermehrter’ Bereitstellung von Informationen in Leichter Sprache spricht“, erklärt Marko Jeschor, Presseverantwortlicher des Salzlandkreises auf die Anfrage der Volksstimme.
„Wir wollen dennoch nicht verhehlen, dass wir da an vielen Stellen künftig stärker ansetzen müssen. Behördliche Mitteilungen und Informationen auf unserer eigenen Internetseite seien hier nur stellvertretend genannt.“
Die Rede ist von der sogenannten Leichten Sprache. Diese soll gerade Texte von Behörden und Ämtern vereinfachen. Auch soll sie Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen über eine geringe Kompetenz in der deutschen Sprache verfügen, das Verstehen von Texten erleichtern; beispielsweise Menschen, deren Muttersprache nicht deutsch ist, oder geistig beeinträchtigten Personen. Somit soll die Barrierefreiheit auch in wichtigen Bekanntmachungen gewährleistet sein.
Nicht immer beim Landkreis der Fall
Dies ist auf der Webseite des Landkreises und in dessen Veröffentlichungen nicht immer der Fall. Zwar ist die Regelung nicht genau definiert, eine Ausrede kann dies jedoch nicht sein.
„Das werden wir auch künftig verstärkt tun; nicht zuletzt auch deshalb, weil die Leichte Sprache auch Teil unsers vom Kreistag bestätigten Strategiepapiers ’Zukunftsstrategie Salzlandkreis 2030’ ist. Das ist wie viele andere Unterlagen auf unserer Internetseite zu finden. Daneben verstehen wir die Implementierung der Leichten Sprache als einen aufwachsenden Prozess“, so Jeschor weiter.
In einem Punkt hat der Pressesprecher des Landkreises Recht: Viele Unterlagen wie die Zukunftsstrategie sind auf der Webseite zu finden. Allerdings nicht in der Leichten Sprache.
In Schönebeck sieht es ein wenig besser aus. „Der Weg in eine inklusive Gesellschaft begann in Schönebeck bereits früh. Seit Übernahme der Funktion der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt im November 2012 sorgt Andrea Alzuro Lopez dafür, dass wichtiges Informationsmaterial in Leichter Sprache den Bürgerinnen und Bürgern barrierefrei zugänglich ist. Seither liegen viele wichtige Informationen zu Teilhabe, Gebärdensprache, Alphabetisierung, Ratgeber für Menschen mit Behinderungen und auch Broschüren in Leichter Sprache in den Stadthäusern und online auf der Internetseite der Stadt vor“, so Matthias Zander von der Stadt Schönebeck.
Stadt Schönebeck mit einigen Alternativen
Als Beispiel nennt er die Beratung für schwangere Frauen, das Hilfetelefon für vertrauliche Geburten und die Hilfe bei den Wahlen. Eine kurze Recherche zeigt: Das stimmt. Alles ist recht schnell in Leichter Sprache auf der Webseite zu finden. Trotzdem gibt es auch hier einige Themen, die noch nicht zur Verfügung stehen.
Marko Jeschor vom Landkreis wiederum verspricht: „Gleichwohl möchte ich festhalten, dass wir im Rahmen von Verwaltungsverfahren Kommunikationshilfen natürlich dann zur Verfügung stellen, wenn sie von Seiten des Antragsstellers gewünscht sind.“
Staßfurt mit eigener Initiative
In Staßfurt kümmert sich das von der Stadt vor 13 Jahren ins Leben gerufene „Inklusion Netz Staßfurt (INS)“ um das Thema. Auch hier wird schon einiges getan, es besteht dennoch wie bei der Stadt Schönebeck und besonders dem Landkreis weiterer Handlungsbedarf. „Im Rahmen ihrer Möglichkeiten, wird die Stadt Staßfurt die Kommunikation in Leichter Sprache vorantreiben.
Die professionelle Übersetzung von Dokumenten in Leichte Sprache ist sehr kostenaufwendig. Eine bessere finanzielle Ausstattung der Kommune vom Land ist notwendig, um finanzielle Grundlage für mehr barrierefreie Informationsmöglichkeiten zu schaffen“, fordert Gleichstellungsbeauftragte Staßfurts, Christine Fischmann, am Ende mit dem Appell an das Land Sachsen-Anhalt.
Das Regelwerk zur Leichten Sprache wird seit 2006 von dem Netzwerk Leichte Sprache herausgegeben. Ein anderer, jedoch weniger strikt geregelter Versuch, die deutsche Beamtensprache leichter verständlich zu gestalten, ist die sogenannte Einfache Sprache. Bei der Leichten Sprache gibt es einige Grundregeln. So sollen beispielsweise keine Passiv-Sätze im Konjunktiv gebildet werden. Außerdem darf jeder Satz nur genau eine Aussage tragen.
Auch der Genitiv soll vermieden werden. Hier reiche laut dem Netzwerk ein einfaches „von“ zur besseren Verständlichkeit.