Telekom Letzte Telefonzellen werden abgebaut: Erinnerungen an die Fernsprecher
Aus dem Urlaub nach Hause telefonieren, als Überbringer von Liebesbotschaften oder Hilfsmittel für Agenten: Telefonzellen konnten all das. Die gelben Häuschen wurden vor ein paar Jahren abgebaut, jetzt werden die letzten „Fernsprecher“ vom Netz genommen. Schönebecker und Magdeburger erinnern sich an schöne Erlebnisse mit der Telefonzelle.

Schönebeck - „Fassen Sie sich kurz.“ Diesen Spruch kennen wohl noch die meisten. Zu Hochzeiten gab es über 160000 Telefonzellen in Deutschland. Das erste Exemplar, damals noch Fernsprechkiosk genannt, wurde 1881 in Berlin aufgestellt. In diesen Tagen schaltet die Telekom die letzten öffentlichen Fernsprecher ab. In Schönebeck steht eine der letzten verbliebenen „Stelen“ am Markt.
Im November wurde das Bezahlen mit Münzen abgeschafft, seit kurzem ist auch die Nutzung mit einer Telefonkarte nicht mehr möglich. Bei der Volksstimme meldeten sich einige Leser, die mit den Fernsprechern schöne Erinnerungen verbinden.
„Bei uns waren die Telefonzellen oft mit Geldstücken verstopft. Wir haben die Münzen dann mit Haarreifen rausgeholt und uns davon ein Eis gekauft“, erzählt Eva-Maria Briza, die heute in Magdeburg lebt. In der DDR war die Telefonzelle lange Zeit die einzige Möglichkeit zu telefonieren, nur Privilegierte hätten ein eigenes Haustelefon gehabt, sagt Briza.
Telefonzelle als Verbindung zur SED-Zentrale
Einen findigen Trick nutzte auch Martin Piela aus. Der 78-Jährige kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Schönebeck und lebte in der Elbestadt bis 1983. Dann zog er in die heutige Landeshauptstadt. „Ich wohnte in Magdeburg in der jetzigen Othrich-Straße. An der Ecke Georg-Singer-Straße stand eine Telefonzelle. Diese wurde durch die sowjetischen Offiziere so manipuliert, dass nach dem Beenden des Gesprächs und dem Auflegen das Geld wieder heraus kam. Wer viel telefonieren musste, konnte so eine Menge Geld sparen“, so Leser Piela. Er erzählte, dass damals über Telefonzellen auch Handelsgespräche geführt wurden.
Einmal hat Piela vergeblich beim Centrum-Warenhaus auf ein Sofa gewartet. „Da bald Wahlen anstanden, habe ich bei der SED-Zentrale angerufen und gefragt, ob man denn die Bevölkerung so behandeln sollte. Zwei Tage später erhielt ich auf der Arbeit einen Anruf, dass das Sofa jetzt abholbereit wäre“, erzählt Piela. Das letzte Mal habe er 1989 eine Zelle genutzt, nach der Wende hatten fast alle Haushalte ihr eigenes Telefon.
Was passiert nun mit den Fernsprechern in Schönebeck? „Die meisten Teile der Telefonzellen werden wiederverwendet. Teile, die nicht wiederverwendet werden können, werden ordnungsgemäß entsorgt“, teilt Telekom-Sprecher Georg von Wagner mit. Wie oft die Telefonzellen in Schönebeck zuletzt genutzt wurden, wollte das Unternehmen nicht sagen. In einer allgemeinen Pressemitteilung vom vergangenen Oktober heißt es jedoch: „Fast jedes dritte öffentliche Telefon hat im letzten Jahr keinen einzigen Euro Umsatz gemacht.“ Aktuell stehen noch etwa 12000 Stelen in ganz Deutschland. Ein Viertel der Standorte soll in Zukunft für den Mobilfunkausbau genutzt werden. Bis 2025 soll der Abbau bundesweit dauern.