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MTV Welsleben  Maxime: Tradition vor Kommerz

Der MTV Welsleben wurde vor 130 Jahren als Männerturnverein gegründet. Freitag beginnt das Festprogramm.

Von Olaf Koch 13.09.2017, 19:57

Welsleben l Der nicht ganz ernstgemeinten Frage nach Zeitzeugen der Vereinsgründung konnten die drei Herren des Vorstandes sofort zustimmen. Natürlich ist der Zeitzeuge kein Lebender, wohl aber ein Objekt. Aus dem Jahr 1887 existiert noch die Vereinsfahne. Sie hängt im Büro des Männerturnvereines (MTV) Welsleben über den Köpfen des Vorstandes und wacht über das, was dort passiert. Das ist aber nicht nötig, denn die Vorstandsmitglieder haben die Geschicke des Vereines recht gut in den Händen. Derzeit sind 160 Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche beim MTV in verschiedenen Abteilungen organisiert. Sie alle laden ab dem Freitag zu einem dreitägigen Fest auf dem Beetzenberg ein.

Noch heute sind die anfänglichen Spuren des MTV im Dorf deutlich zu erkennen. Wie Hans Jürgen Korn, Geschäftsführer des MTV und gleichzeitig Mitakteur der Geschichtsarbeitsgruppe, der Volksstimme berichtete, wurde der Verein am 9. Mai 1887 gegründet. „Damals unter dem Namen Männerturnverein“, so Hans Jürgen Korn. Nicht ohne Grund: Die Sportart Fußball erlebte im Mutterland England gerade eine aufstrebende Zeit, war aber noch nicht bis in die Börde herübergeschwappt. Als Zeichen für den Turnsport von Männern in Welsleben gilt auch heute noch der Turnplatz im Dorf.

Wie Hans Jürgen Korn weiter berichtete, war Fritz Rohde der erste Vereinsvorsitzende. Er war es auch, der die eingangs erwähnte Vereinsfahne während des Krieges versteckte. „Mit der Machtergreifung der Nazis durfte der Name Männerturnverein nicht weiter geführt werden“, blickt Korn auf ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte zurück. Nach dem Turnplatz gab es in Welsleben einen ersten Sportplatz – auch für andere Sportarten als nur das Turnen. Dort, wo heute das Osterfeuer lodert, befand sich der alte Sportplatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekamen die Sportler das Areal auf der kleinen Anhöhe in der Nähe des Turnplatzes zugewiesen. Dort befindet sich seitdem ein Vereinshaus, der große Platz und ein Bolzplatz. In Anlehnung an den berühmten Betzenberg in Kaiserslautern gaben die MTV-Sportler vor einigen Jahren ihrem Areal den Namen „Beetzenberg“.

Auch sportlich lief es in den zurückliegenden Jahren mit dem Verein recht gut. Mehrere Jahre spielte Welsleben in der Bezirksklasse des Fußballs. Sportler und Gemeinde standen wie ein Fels hinter der Elf, oftmals galt der Beetzenberg als uneinnehmbar. Das ist lange Geschichte. Neben einigen Höhen und Tiefen, die wohl alle Sportvereine mal durchmachen müssen, sind es derzeit die 160 kleinen und großen Sportler, die den MTV mit Leben erfüllen. Zum Verein zählen die Abteilungen Fußball mit den Ersten Herren, den Alten Herren, den Nachwuchsmannschaften mit C-, D- und E-Jugend (C und D gemeinsam als Spielgemeinschaft mit Eggersdorf), Volleyball für Frauen und Männer sowie mit den Sportgruppen im Bereich Fitness und Step-Aerobic. Vor allem letzte sind an die Kapazitätsgrenze angelangt.

Bei allem, was der Vereinsvorstand entscheidet, gibt es eine Maxime: Tradition vor Kommerz. Das gibt den Welslebern ein Gesicht, das oftmals anderswo vernachlässigt wurde. Zuletzt wurde eine Initiative gestartet, dass in Welsleben wohnende Sportler, die aber bei anderen Vereinen spielen, wieder zum „Mutterschiff“ zurückgeholt werden sollten – mit Erfolg. Warum das so ist, liegt vor allem an den Menschen im Welsleber Verein. Sie sind das A und O. Pünktlich zum Jubiläum will die Geschichtsarbeitsgruppe des Dorfes ein Sonderheft mit alten Fotos und vielen historischen Fakten herausgeben.