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Mülldeponie Methan-Problem kostet knappe Million

Da sich zu viel Methangas gebildet hatte, muss die Mülldeponie Staßfurt aktiv entgast werden.

Von Emily Engels 06.02.2019, 00:01

Staßfurt/Schönebeck l Wer auf der Mülldeponie in Staßfurt steht, dem fällt an dem kalten Wintertag vor allem die idyllische Aussicht auf. Dass unter einem das Methangas vor sich hin brodelt, kann man kaum ahnen. Doch genau das ist ein Problem, das Ralf Felgenträger, Chef des Kreiswirtschaftsbetriebes (KWB) des Salzlandkreises und seine Mitarbeiter schon seit einigen Jahren beschäftigt. „Das auf der Deponie anfallende Gas, das unter anderem das Treibhausgas Methan enthält, wurde bisher über fest installierte Biofilter entgast“, erklärt Felgenträger. Innerhalb der Biofilter finden mikrobielle Prozesse statt, die das Methangas in Kohlendioxid umsetzen. Die zweimal jährlich durchgeführten Emissionsmessungen haben jedoch über einen längeren Zeitraum erhöhte Emissonswerte aufgewiesen.

Schnell wurde klar: Die Deponie muss entgast werden. 2017 wurde deshalb ein Gasabsaugeversuch durchgeführt. Dabei wurden auf dem Plateau der Deponie an verschiedenen Stellen vier Gasbrunnen installiert, über die das Gas aktiv abgesaugt wurde.

Das Deponiegas wurde anschließend über eine Gasentsorgungsanlage verbrannt. „Das Ergebnis dieses Versuches war jedoch, dass der Deponiekörper mehr Gas erzeugt, als durch die Biofilter umweltgerecht entsorgt werden konnte“, so Felgenträger. So wurden 50 Kubikmeter pro Stunde abgesaugt – und hatten noch einen Methananteil von 35 Volumenprozent. Ein Wert, der laut Felgenträger zu hoch ist.

„Derzeit wird das Gas weiterhin über die vier Brunnen abgesaugt – und mit Hilfe der Anlage umweltgerecht verbrannt“, informiert Felgenträger. Doch längerfristig solle eine nachhaltigere Entgasungsstrategie gefunden werden.

Um eine solche Strategie zu finden, wurde 2018 am Standort Staßfurt mit der Potenzialstudie aus dem Fördermittelprojekt der Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums „Reduzierung von Treibhausgasemissionen aus Siedlungsabfalldeponien“ begonnen.

Bisher sei man etwa zu der Erkenntnis gekommen, dass noch mehr Brunnen gesetzt und mit der Entsorgungsanlage verbunden werden müssen, um eine flächendeckende Absaugung zu ermöglichen. „Auch haben wir erfahren, dass es möglich wäre, Fördermittel vom Bund zu erhalten, die 50 Prozent der Kosten für Planung und Bau der Anlage decken würden“, berichtet Felgenträger weiter. Denn neben weiterer Brunnen soll auch eine größere Entsorgungsanlage her, so der KWB-Chef. Kostenpunkt insgesamt: etwa 800.000 Euro.

Ziel der geplanten Anlage solle es schließlich sein, den Deponiekörper kontrolliert zu „übersaugen“, so Felgenträger. Also Außenluft anzusaugen und dadurch Sauerstoff in den Deponiekörper zu bekommen. In der Fachsprache spricht man von der Aerobisierung.

Ziel einer solchen Aerobisierung ist es wiederum, die Abbauprozesse zu beschleunigen. „Dadurch soll letztendlich auch die Nachsorgezeit von 20 bis 30 Jahren deutlich verkürzt werden“, so Felgenträger.

Eine Situation, von der alle Seiten profitieren würden. Denn dadurch könnten auch die Kosten für die Nachsorgephase der Deponie deutlich reduziert werden. In Schönebeck wird das Gas verwertet. Es treibt hier ein Blockheizkraftwerk an, das Strom erzeugt.

Eine Möglichkeit, die sich für die Deponie in Staßfurt jedoch leider nicht anbietet. Denn das Problem hier ist, so Felgenträger: „Es wird zwar zu viel Gas produziert, um nichts zu tun, aber auch zu wenig, um dieses wie in Schönebeck wirtschaftlich zu nutzen.“