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Nach dem Juni-Hochwasser: Familie muss ihr Haus komplett sanieren Müllers starten Neuanfang in Klein Rosenburg

Von Kathleen Radunsky-Neumann 29.11.2013, 02:06

Für ihre Heimat, für Klein Rosenburg haben sich Uwe Müller und seine Frau entschieden. Nachdem das Juni-Hochwasser ihr ebenerdiges Haus überschwemmt hatte, wollen sie nun Anfang Dezember in ihre sanierten vier Wände zurückziehen.

KleinRosenburg/Calbe l Etwas verloren sieht es aus, wie Uwe Müller in dem Raum steht, der einmal die Küche seines Einfamilienhauses in Klein Rosenburg gewesen ist. Momentan ist hier alles leer. Noch nicht einmal eine Tür hängt im Rahmen. Man könnte denken, Uwe Müller hat neugebaut. Doch dem ist weit gefehlt. Die Müllerschen vier Wände wurden vor 20 Jahren bereits erbaut. Den Schaden, der eine komplette Sanierung nach sich gezogen hat, wurde durch das Hochwasser im Juni dieses Jahres verursacht.

"Allein der Gebäudeschaden beträgt mindestens 100000 Euro", sagt Uwe Müller. Grund: Sein Haus befindet sich in Klein Rosenburg. Dem Ort, der neben Breitenhagen und Groß Rosenburg im Elbe-Saale-Winkel stark vom Juni-Hochwasser betroffen war. Nachdem der Deich in der Region gebrochen war, hat das Wasser die Orte überschwemmt. In Uwe Müllers Haus stand das Wasser 1,20 Meter hoch. Das komplette Gelände, der Garten samt Gewächshaus standen wochenlang unter Wasser. Das Haus ist seither nicht bewohnbar. Gar nicht. Denn es ist ebenerdig - eine Ausweichmöglichkeit in die obere Etage gibt es für Uwe Müller und seine Frau also nicht.

"Zum Glück hat uns der Betrieb meiner Frau gut unterstützt", sagt der 57-Jährige. Denn die Zink Power Calbe GmbH Co KG stellt dem Ehepaar bis zu ihrem Rückzug in ihr Haus Räume auf dem Betriebsgelände zur Verfügung. "Dadurch müssen wir nicht irgendwo noch Miete bezahlen", sagt Müller dankbar. Kosten kommen auf das Ehepaar schon allein mit der Sanierung genügend zu. Auch wenn die Gebäudeschäden von der Versicherung erstattet werden, "so müssen wir das Innere selbst tragen". Soll heißen, in die Einrichtung des Hauses werden Müllers rund 40000 Euro investieren.

"Wir haben unsere Rücklagen, die Vorsorge für das Alter, gestrichen und bezahlen davon unseren Neuanfang", sagt der 57-Jährige. Derzeit klingt der Klein Rosenburger gelassen, spricht man mit ihm über das Geschehene. Doch alles nagt an ihm. "Umso dankbarer bin ich, wenn wir Weihnachten tatsächlich wieder in unserem eigenen Haus sein werden", sagt er. Seinem Plan nach werden Anfang Dezember die ersten Möbel geliefert.

Bis zu dem langersehnten Ziel mussten Uwe Müller und seine Frau aber eine Odyssee hinter sich bringen, die mit dem Hochwasser selbst ihren Anfang nahm. "Ich habe es noch nie zuvor erlebt gehabt, dass die Saale so hoch ist", sagt er rückblickend. Alles sei damals im Juni ganz schnell gegangen. Nur lassen sich die Schäden leider nicht genauso schnell beseitigen.

"Wir mussten alles aus dem Haus herausholen", sagt Müller. Denn: "Alles war voll mit Schimmel." Uwe Müller kann den traurigen Anblick weiter beschreiben. Doch er belässt es mit einem letzten Satz: "Das Laminat war völlig aufgequollen und schlammig."

Derzeit ist davon nichts zu sehen. Wo auch? Das Haus ist leer. Für Uwe Müller ist das schon ein erfreulicher Fortschritt. "Andere sind noch nicht so weit", sagt er. Sein Vorteil: Uwe Müller kann sich täglich um seine Baustelle kümmern, auch wenn das selber Handanlegen eher schwer fällt. Denn als der Klein Rosenburger 30 Jahre alt war, wurde bei ihm Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert. Vier Jahr später kam ein Tumor an der Wirbelsäule hinzu. Seither fällt ihm das Laufen schwer, oft muss Müller sogar zum Rollstuhl greifen.

"Das ist schließlich der Grund, warum wir unser Haus ebenerdig und nur mit einer Etage gebaut haben", erklärt Müller. Damals, so der Klein Rosenburger, habe es für seine Bedürfnisse keine passende Wohnung gegeben. Also entschied sich die Familie für den Hausbau. "Grund und Boden in Klein Rosenburg gehörte der Familie bereits", blickt er zurück, was die Entscheidung positiv beeinflusst hatte. Bei der Konzeption des Hauses wurden die Türen unter anderem breiter berechnet, "damit ich mit meinem Rollstuhl auch durchkomme und mich frei bewegen kann im Haus", erklärt Müller.

Auch wenn der Klein Rosenburger also aufgrund seiner Krankheit stets vor Ort sein kann, so sind seine körperlichen Möglichkeiten doch begrenzt. Also wie wird Uwe Müllers Haus nun fertig? Es ist einerseits sein Engagement. Andererseits die Hilfe von außen. "Auch hierbei hat uns der Arbeitgeber meiner Frau sehr unterstützt", berichtet der 57-Jährige dankbar. Zum einen haben einige Männer der Produktion des Calbenser Betriebes beim Entrümpeln des Hauses geholfen. Zum anderen haben die Frauen aus der Verwaltung unter anderem die zur Verfügung gestellten Räume auf dem Betriebsgelände für die mehr oder weniger obdachlosen Müllers hergerichtet.

"Geholfen hat außerdem die Spende aus der Flut-Aktion der Volksstimme und des Paritätischen", zählt Müller einen weiteren Lichtblick auf. Die richtige Freude wird sicher erst an Weihnachten eintreten. Dann werden Uwe Müller und seine Frau sich in ihrem neu-alten Haus hoffentlich wieder eingelebt haben.