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Neujahrskonzert Von Strauss bis Presley in Pretzien

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie und der Solist Alexander Klinger geben einen Einblick in die Chronik der Unterhaltungsmusik.

Von Dan Tebel 09.01.2018, 21:24

Pretzien l „There is no business like showbusiness“ – mit diesem Lied und eingehüllt in einen goldglänzenden Anzug eröffnete der Wiener Solist Alexander Klinger kürzlich das Neujahrskonzert der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie im Pretziener Dorfgemeinschaftshaus.

Vor rund 180 Gästen – und damit nahezu ausverkauft – führten der sympathische Moderator und die Musiker unter Leitung von Gerard Oskamp die Zuhörer knapp zwei Stunden durch 400 Jahre Unterhaltungsmusik – zum Beispiel ins Wien des 19. Jahrhunderts. „Als 200.000 Menschen damals in Wien lebten, gingen 50.000 von ihnen regelmäßig zur Musik von Johann Strauss tanzen“, erklärte Klinger. Der eine oder andere jüngere Gast wird an einen Wagner am DJ-Pult gedacht haben – und so ähnlich könnte es auch gewesen sein. „Er war ein Popstar der damaligen Zeit“, erklärte der Solist weiter und ergänzte, dass es die holden Damen besonders auf seine schwarze Lockenpracht abgesehen hätten. „Zum Glück besaß die Familie zwei schwarze Pudel ...“ – den Damen konnten er somit eine Freude machen, ohne seine Haarpracht zu ruinieren. Der Solist hatte damit die Lacher auf seiner Seite.

Klinger ergänzte das vielfältige und klangvolle Spiel der Musiker nicht nur mit seiner Stimme, sondern eben auch mit witzigen Anekdoten und interessanten Begebenheiten. Denn einige Lieder gaben regelrechte Steilvorlagen mit frivolen und makaberen Geschichten – etwa Johann Heinrich Schmelzers „Al giorno delle correggie“, zu deutsch „Der Tag des Furzes“, bei dem das Fagott musikalisch eine ganz besonderes Rolle einnahm. Interessant auch Marin Marais „Die Operation“, in dem die Vorgehensweise einer Blasenstein-Entfernung instrumental beschrieben wurde. Bei „Oh du lieber Augustin“ torkelte Klinger wie trunken vor den Musikern umher und erzählte singend die makabere Geschichte eines trinkfesten Mannes, der – in Pestzeiten für Tod gehalten – in ein Massengrab geworfen worden sei und dort so lange auf dem Dudelsack gespielt haben soll, bis ihn jemand erhörte und befreite. Von seinen Erzählungen darüber soll er dann sehr gut gelebt haben können – so sagt es zumindest das Volkslied.

Nicht fehlen durfte auch Telemanns „Tafelmusik“, „Die kleine Frühlingswiese von Dvorak oder die Polka „Im Krapfenwald“ von Strauss. Dass Unterhaltungsmusik auch aus Sachsen-Anhalt kommen kann, zeigte sich in Richard Eisenbergs „Petersburger Schlittenfahrt“. Den musikalischen Konzertabschluss bildeten Medleys von Udo Jürgens und Elvis Presley, die dann auch die letzten Füße und Köpfe zum Mitwippen brachten. Musikalisch bot die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie unter Dirigent Gerard Oskamp mit dem Neujahrskonzert ein vielfältiges Arrangement, das das Publikum mit langem Applaus würdigte.

Das Neujahrskonzert in Pretzien wurde zum 10. Mal vom Kulturellen Freundeskreis Pretzien organisiert. „Und der Vertrag für das Neujahrskonzert am 4. Januar 2019 im Dorfgemeinschaftshaus ist auch schon unterschrieben“, verkündete Ortsbürgermeister Gundhelm Franke in einem Grußwort. Also: „The Show must go on.“

Am Mittwochabend, 9. Januar, findet das Neujahrskonzert ab 19 Uhr im Sportzentrum „Am Mühlberg“ in Kleinmühlingen statt. In Schönebeck heißt es am kommenden Freitag ab 19.30 Uhr im Dr.-Tolberg-Saal „The Show must go on“. Eintrittskarten sind im Orchesterbüro, Tischlerstraße 13a, in Schönebeck erhältlich, telefonische Reservierung ist unter (03928) 40 04 29 möglich.