Notbetreuung Romy allein im Gymnasium

Das Schillergymnasium in Calbe hat seit Beginn der Schulschließung nur noch eine Schülerin in der Notbetreuung.

Von Thomas Höfs 02.04.2020, 18:15

Calbe l „Romy kommt jeden Morgen und begrüßt mich und verabschiedet sich persönlich von mir, wenn sie das Schulhaus verlässt“, schildert Schulleiter Rolf-Uwe Friederichs seinen Schulalltag in der dritten Woche der Schulschließung. Die Schülerin der fünften Klasse ist in der sogenannten Notbetreuung. Die müssen Schulen und Kindergärten absichern, wenn Eltern in den systemrelevanten Berufen tätig sind und eine eigene Betreuung nicht absichern können. Seit zweieinhalb Wochen kommt Romy jeden Tag allein in das Gymnasium. Sonst, sagt die Schülerin, treffe sie sich eigentlich mit den anderen Mädchen aus ihrer Klasse vor dem Unterricht noch für einige Minuten. Nun komme sie allein.

Abwechselnd übernehmen die Lehrer die Betreuung. Langeweile soll dabei nicht aufkommen. Musiklehrerin Katrin Püsche war im Keller, schildert sie, wo im Gymnasium die Spiele aufbewahrt werden. Dort ist sie fündig geworden und hat ein Spiel mitgebracht. Einige Tage hat sie mit Romy bereits verbracht. Die Zeit haben sie sich unter anderem am Keyboard vertrieben. Hier hat die Schülerin bereits sehr gute Fortschritte gemacht, lobt die Lehrerin. Sie solle das Spielen des Instruments unbedingt weiter üben, rät sie. Auch wenn die Schule nach der Corona-Pandemie wieder normal laufe und alle Schüler im Haus seien. Während der Notbetreuung können die Lehrer zudem alle Räume im Haus nutzen. Die letzte außerplanmäßige Schulschließung liegt für Schüler und Lehrer bereits einige Jahre zurück. Als vor sieben Jahren im Sommer die Saale mächtig anschwoll und mit einem bislang nie gekanntem Hochwasser weite Landstriche überflutete, musste auch das Schillergymnasium schließen, erinnert sich Schulleiter Rolf-Uwe Friederichs noch sehr gut. In seinem Haus habe der Stab gesessen, sagt er. Die Schüler waren damals auch zuhause und mussten nicht im Schulhaus erscheinen.

Allerdings war die Situation damals anders als die Corona-Pandemie. Diesmal ist der Gegner unsichtbar. Beim Hochwasser konnte jeder die Gefahr sehen, sagt er. Diesmal spiele sich die Gefahr vor allem im Kopf ab. Alle müssten sehr diszipliniert sein und sich immer wieder vor Augen halten, dass Abstand wichtig ist. Kontakte sollten so weit wie möglich zu anderen Menschen außerhalb des eigenen Haushaltes vermieden werden. Regelmäßig sollten sich zudem alle die Hände waschen. Bei der Notbetreuung halten die sich abwechselnden Lehrer Abstand zu ihrer Schülerin. Im Haus steht zudem Desinfektionsmittel für die Hände bereit. Für Romy waren die vergangenen zweieinhalb Wochen eine ganz besondere Erfahrung. Während andere Kinder von ihren Eltern betreut werden, muss sie weiter in die Schule. Darüber tauscht sie sich auch mit ihren Klassenkameraden aus. Regelmäßig stehe sie über Telefon mit den anderen Mädchen aus ihrer Klasse in Verbindung, bestätigt sie. Wissen will sie, dann, was sie in der Woche so machen und wie sie sich die Zeit vertreiben. Dann wird sie aber auch mal gefragt, wie es in der Schule so gelaufen ist. In dieser Woche endet die Notbetreuung aber erst einmal. Denn ab kommenden Montag beginnen die Osterferien im Land. Eine Woche ist das Gymnasium dann nicht mehr besetzt. Erst danach wird die Notbetreuung bei Bedarf fortgesetzt. Auch in der ersten Woche nach den Ferien bleiben die Schulen geschlossen.