Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Warum ich aus Magdeburg nicht mehr weg will
Mareike Ortmeier hat es nach Magdeburg verschlagen. Sie blieb länger als geplant - und will nun auch nicht mehr weg.

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Mareike Ortmeier, Unternehmerin.
Von Niedersachsen über Bayern nach Sachsen-Anhalt und jetzt beruflich deutschlandweit aktiv, so könnte man den Werdegang von Mareike Ortmeier kurz zusammenfassen. In Bad Pyrmont geboren und in München aufgewachsen, ging sie zum Studium nach Augsburg.
Zum Zeitpunkt des Mauerfalls war sie noch viel zu jung, um das Ganze zu verstehen: „Uns ging es im Westen sehr gut und die Probleme, die man im Osten hatte, haben wir als Kind nicht wirklich verstanden.“ Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb findet sie die Geschichten, die ihr die Menschen aus dem Osten über die damalige Zeit erzählen, extrem spannend und ist immer wieder beeindruckt, wie präsent diese noch ist.
Sofort fasziniert von Magdeburg
Bereits während ihres Studiums hat sie sich als Kommunikationsdesignerin selbständig gemacht und einen ersten Kundenstamm aufgebaut. Ende 2008 ging sie dann mit ihrem damaligen Mann, der eine Stelle an der Otto-von-Guericke-Universität angenommen hatte, nach Magdeburg. „Eigentlich war der Plan, nur drei Jahre zu bleiben, um dann weiterzuziehen. Wir sind letztendlich doch hängengeblieben“, erzählt sie rückblickend.
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Grund dafür waren wohl auch die Geburt ihrer Kinder und das schöne Haus, das sie schnell gefunden haben. „Es war schon sehr aufregend, jedoch auch etwas beängstigend, hier neu anzufangen, weil wir Familie, Freunde und Kunden zurückgelassen haben und nicht wussten, wie es werden wird.“
Gute Kinderbetreuung in der Stadt
Doch sie war sofort fasziniert von der Stadt mit dem prägnanten Hundertwasserhaus, von den offenen Menschen und den vielen Möglichkeiten, die es in Magdeburg gab. Zudem waren die Angebote zur Kinderbetreuung ein unschlagbares Argument: „Das ist tatsächlich ein großer Unterschied zwischen Ost und West. In München bleiben viele Kinder mindestens 3 Jahre zu Hause und erst dann können die Frauen wieder arbeiten gehen. Hier kann man die Kinder problemlos in die Krippe geben und nebenbei arbeiten. Zwar gibt es in Bayern vereinzelt auch Krippenplätze ab 1 Jahr, aber die Verfügbarkeit ist deutlich eingeschränkter.“
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Gerade für sie als Selbständige war es ein großer Gewinn, im Homeoffice arbeiten zu können und trotzdem sehr viel Zeit für die Kinder zu haben.
Großer Freundeskreis
Einen weiteren Vorteil für ihren guten Start in Magdeburg sieht sie in ihrer Mentalität: „Ich bin sehr offen und kontaktfreudig und gehe gern auf Leute zu.“ Zudem kommt man mit Kindern sowieso schnell mit anderen Eltern ins Gespräch und findet neue Kontakte. Beruflich hatte sie das Glück, nicht nur auf Magdeburg und die Region beschränkt zu sein, sondern im digitalen Zeitalter deutschlandweit und sogar international arbeiten zu können.
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Darüber hinaus hat sie bei den Magdeburger Kunden durch erfolgreiche Projekte, gute Mund-zu-Mund-Propaganda und die Teilnahme an Netzwerktreffen schnell Fuß gefasst. Daher fühlt sie sich heute voll integriert und angekommen. „Der Umzug nach Magdeburg hatte, bis auf die Menschen, die man zurückgelassen hat, nur Vorteile. Mittlerweile haben wir auch wieder einen großen Freundeskreis und ein funktionierendes Netzwerk“, freut sie sich über ihre damalige Entscheidung.
Liebe zum Stadtteil Buckau
Heute lebt sie in Buckau und liebt den Stadtteil, seine Menschen und die Dynamik. „Magdeburg hat sich insgesamt toll entwickelt. Gerade Buckau hat sich bautechnisch so viel weiterentwickelt und es ist eine sehr kreative Szene entstanden, was besonders fasziniert.“ Auch deutschlandweit erfährt sie immer mehr, dass sich Magdeburg einen Namen gemacht hat – als Landeshauptstadt und Stadt an der Elbe, durch sportliche Erfolge und kulturelle Angebote.
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Daher werden auch in Zukunft noch mehr Touristen und Neu-Magdeburger in die Stadt kommen, ist sie sich sicher. Für sie selbst ist Magdeburg auf alle Fälle zum neuen Zuhause geworden, auch wenn sie sich selbst aufgrund ihres Lebensweges, des eindeutig nicht Magdeburger Dialekts und der sehr verstreuten Verwandtschaft gern als „interdeutsch“ bezeichnet. In diesem Sinne hofft sie auch, dass die Diskussionen um Ost oder West bald ein Ende haben und es spätestens für unsere Kinder nur noch ein Deutschland gibt. Denn Deutschland ist eine Einheit und steht zusammen!