Landwirtschaft Ökologischer Landbau: 30 Bauern im Salzlandkreis arbeiten nach „Bio-Kriterien“

Schönebeck/Staßfurt
Der ökologische Landbau in Sachsen-Anhalt wächst an. Rund 9,4 Prozent der insgesamt landwirtschaftlich genutzten Fläche wird nach den europäischen Öko-Richtlinien bewirtschaftet, teilt das Landwirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt mit. Das sind insgesamt 108.684 Hektar und somit 47.717 Hektar mehr als im Jahr 2016 – ein Zuwachs von 78 Prozent.
Im Vergleich zum Jahr 2016 ist auch im Salzlandkreis ökologische Landwirtschaft auf dem Vormarsch. Haben vor fünf Jahren lediglich 17 Betriebe ökologisch gewirtschaftet, so hat sich deren Anzahl mittlerweile fast verdoppelt. „Aktuell wirtschaften 30 landwirtschaftliche Betriebe mit Sitz im Salzlandkreis nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus“, teilt Jörn Rettig aus der Pressestelle des Landwirtschaftsministeriums mit. Vor allem 2017 und 2018 ist die Menge der Öko-Betriebe in der hiesigen Region angewachsen. Dieser Trend hielt aber in der jüngeren Vergangenheit nicht weiter an. „Seit 2019 ist die Zahl der Ökobetriebe konstant“, so Rettig. Im ganzen Land sind mit Stand vom 31. Dezember 2020 628 Öko-Betriebe aktiv (2016: 407 Betriebe).
Flächengröße unklar
Die Größe der aktuell im Salzlandkreis ökologisch bewirtschafteten Flächen lässt sich derweil nicht genau angeben. Die jüngste Angabe des Statistischen Landesamtes stammt aus dem Jahr 2016. Damals haben die 17 Betriebe insgesamt 1311 Hektar bewirtschaftet. Zum Vergleich: Die gesamte Ackerbaufläche im Salzlandkreis beträgt rund 96.400 Hektar. Überträgt man – als rein rechnerischer Vergleich – die 9,4 Prozent, die landesweit ökologisch bewirtschaftet werden, dann würden im Salzlandkreis etwas mehr als 9000 Hektar „Öko-Flächen“ sein. Konkrete Flächenangaben können übrigens auch Landwirtschaftsministerium und Bauernverband Salzland nicht angeben.
Doch bei alledem bleibt noch die Frage zu klären: Was genau macht eine ökologische Landwirtschaft überhaupt aus? Grundsätzlich müssen sich die Landwirte dazu an eine europäische Verordnung halten, in der die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung der Erzeugnisse geregelt sind. Unter anderem wird darin geregelt, dass auf chemisch-synthetische Stickstoffdünger, Harnstoff und Chilesalpeter (Natriumnitrat) verzichtet wird. Darüber hinaus ist beim Pflanzenschutz die Verwendung von synthetischen Pestiziden und Wachstumsregulatoren untersagt.
Verbot chemischer Mittel
Weitere Vorgaben schreiben vor, dass nur zertifiziertes Saat- und Pflanzgut geeigneter Sorten aus ökologischer Vermehrung verwendet werden soll. Hat das Saatgut eine andere Herkunft bedarf es einer Sondergenehmigung. Die Beizung von Saatgut mit chemisch-synthetischen Mitteln ist grundsätzlich verboten.
Sind diese und weitere Bedingungen erfüllt, wird von ökologischem Landbau gesprochen. Und auch nur dann dürfen die produzierten Lebensmittel auch mit Bezeichnungen wie „Bio“ oder „Öko“ beworben werden.
Artgerechte Tierhaltung
Zu den Grundsätzen der ökologischen Wirtschaftsweise gehört auch eine artgerechte Tierhaltung, heißt es auf der Website des Landwirtschaftsministeriums.
Damit kennt sich Thomas Wick aus Lödderitz bei Barby aus. Zusammen mit seiner Frau Janet betreibt er den Hof Rajoch, einem Zuchtbetrieb für Hereford-Rinder. Der Hof erfüllt die Öko-Kriterien. „Unsere Grünflächen nutzen wir als Weideland für die Rinder. Und Pestizide, chemische Dünger und sowas verwenden wir nicht“, sagt Thomas Wick. Ein natürlicher Umgang mit den Flächen und die artgerecht Haltung seiner Tiere – dazu zählt zum Beispiel Auslauf – sind das A und O.
Fleischverkauf auf dem Hof
Das Fleisch der Rinder verkaufen Thomas und Janet Wick als Direktvermarkter vom Hof aus. Die verschiedenen Fleischwaren wie Braten, Rouladen, Salami oder Kochfleisch werden von einem Metzgermeister direkt Haushaltspaketen zusammengetan.
Zu den Kunden zählen beispielsweise Menschen, die gegen Massentierhaltung sind, aber prinzipiell schon gerne mal ein gutes Stück Fleisch essen wollen, so Thomas Wick. Und deren Anteil wird allmählich größer, meint der Rinderzüchter. „Ich habe schon den Eindruck, dass immer mehr Menschen auf eine artgerechte Tierhaltung Wert legen und dass die Ansprüche an die Lebensmittel wachsen“, sagt Wick.
Gleichwohl gibt es natürlich auch zahlreiche Verbraucher, bei denen der Preis der Lebensmittel der wichtigste Faktor ist. Und die zumeist günstigeren Lebensmittel stammen hauptsächlich aus der herkömmlichen Landschaft.