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Operettensommer Die Sopranistin und die Heldentenöre

Die junge Sängerin Christina Maria Heuel hat eine Rolle beim Operettensommer in Schönebeck ergattert. Ein Porträt.

Von Klaus-Peter Voigt 02.07.2017, 02:30

Schönebeck l Ausruhen nach dem Studium ist nicht. Die ersten Jahre im Beruf zählen doppelt, zeigt sich Christina Maria Heuel sicher. Sie nennt den Schönebecker Operettensommer einen Glücksfall für sich, denn Engagements für Sänger und Schauspieler werden keineswegs auf dem goldenen Tablet serviert. Die Note 1,0 im Studiengang Master of Voice Performance an der Folkwang-Universität der Künste in Essen 2015 ist durchaus ein Erfolg, auf den sich bauen lässt. Auf dem Bierer Berg gleich bei fast zwei Dutzend Vorstellungen am Stück als Bärbele im „Schwarzwaldmädel“ auf der Bühne zu stehen, das sei schon eine Hausnummer, versichert die Sängerin. An anderen Orten gehörten acht bis zehn Aufführungen einer Inszenierung zur Normalität.

Chefdirigent Gerard Oskamp von der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie entdeckte die junge Frau aus dem Sauerland vor zwei Jahren während der Wernigeröder Schlossfestspiele. „Dort hatte ich meine erste große Aufgabe, durfte mich in der anspruchsvollen Rolle der Lady Harriet Durham in der Oper Martha von Flotow beweisen“, erzählt Heuel in einer Probenpause. Die Einladung zum Casting in Schönebeck war die Folge. Oskamp hatte dafür einen Termin während des vorigen Operettensommers ausgewählt. So konnte er der potenziellen Besetzung für die Hauptrolle im „Schwarzwaldmädel“ gleich ein wenig von der besonderen Atmosphäre auf der Freilichtbühne vermitteln. Das gelang voll und ganz, berichtet sie mit ihrem gewinnenden Lachen.

Die Dernière der „Fledermaus“, die letzte Vorstellung einer Inszenierung wird so bezeichnet, habe ihr einen riesigen Spaß gemacht. Als dann das Angebot für ein Engagement folgte, musste sie nicht lange überlegen. Zur Einstimmung gab es dann Ende vergangenen Jahres einige Konzerte mit der Kammerphilharmonie. Vom trüben, winterlichen Wetter damals ließ sich Heuel keineswegs abschrecken.

Wenn sie bis Mitte Juli auf der Freilichtbühne auftritt, ist sich die Sopranistin sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Na klar gehöre ich zu den jüngsten Darstellern hier, aber das hilft, Erfahrungen an der Seite gestandener Sänger zu sammeln“, lautet die kurzgefasste Einschätzung der 1988 geborenen Künstlerin. Es gebe im Ensemble auf Zeit einen tollen Zusammenhalt. In einer Zeit, in der die Ellenbogen oft mehr als die Leistung zählen, sei das enorm viel wert.

Wie gefällt Christina Maria Heuel Schönebeck? Prägend steht die Naturbühne. Es ist die erste, auf der sie auftritt. Kein Vergleich zum romantischen, aber in sich geschlossen Hof des Wernigeröder Schlosses.

Die mitunter fröhlich schreienden Esel im Tierpark, die Proben und Vorstellungen mit ihren Tönen begleiten, sieht sie gelassen. Gerüchten zufolge handelt es sich bei den Tieren zudem um ältere Heldentenöre, die ihr Gnadenbrot erhalten.

Die kleinstädtische Umgebung liegt der Sängerin, das Ländliche kennt sie aus ihrer Heimat. In der freien Zeit bleibt Gelegenheit zum Entspannen im Kurpark, die Wege in Schönebeck sind kurz und lassen sich zu Fuß absolvieren.