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Operettensommer Naturbühne ist eine Überraschung

Der Schönebecker Operettensommer startet in seine 23. Saison. Vorab stellt die Volksstimme einige Künstler vor.

Von Klaus-Peter Voigt 18.06.2019, 08:56

Schönebeck l Nein, als Notnagel für den diesjährigen Operettensommer auf dem Bierer Berg sieht sich Aylin Winzenburg nicht. Die Sängerin erhielt erst vier Wochen vor Probenbeginn des „Boccaccio“ ihr Engagement. Dass für eine ausgefallene Kollegin Ersatz gefunden werden muss, ist in der Branche keine Seltenheit. Zudem kam der jungen Frau die Rolle der Isabella recht. Sie hatte Zeit und vor allem Lust für die Inszenierung unter freiem Himmel. „Ich mag mittlerweile die Operette, hab den Reiz des Genres entdeckt“, lautet die kurze Begründung für die kurz- entschlossene Entscheidung. In ihrer Wahlheimat Berlin erlebe diese Musikgattung, lange ein Stiefkind des Musiktheaters, mittlerweile fröhliche Urstände.

Schönebecks Naturbühne sei eine „echte Überraschung“ gewesen. Wirklich komplett von Bäumen eingeschlossen hatte Aylin Winzenburg das Theaterrund nicht erwartet. Dazu der Tierpark in direkter Nachbarschaft, das lasse die Inszenierung zu etwas Besonderem werden. Mit einem Blick auf die Kulissen von Stammausstatter Toto konstatiert sie ein „wirklich sensibles“ Herangehen, das stimme eigentlich alles.

Aylin Winzenburg entdeckte ihre Liebe zum Gesang auf Umwegen. Als Jugendliche führte der Weg an das Staatstheater ihrer Heimatstadt Oldenburg. Die Bühnenluft, die sie am Jungen Theater schnupperte, erwies sich als magisch. Die ersten Begegnungen mit der Oper hinterließen Spuren.

Der ursprüngliche Berufswunsch gehörte bald der Vergangenheit an, nach einem Semester Psychologiestudium stand fest, wohin die Reise künftig gehen soll. „Ich studierte erst einmal Jazzgesang und hatte eine hervorragende Stimmbildnerin, die mir viele Wege aufzeigte und dabei die Lust an der klassischen Musik weckte“, erzählt sie. Man müsse sich jedoch entscheiden, Jazz und Klassik gleichberechtigt nebeneinander lassen sich kaum stemmen, zudem gerade in Deutschland Sänger viel zu gern in Schubladen gesteckt würden.

Die solide Ausbildung lasse trotzdem immer für Projekte einen Wechsel zu, der Jazzgesang schafft beispielsweise Voraussetzungen für das Musical. Neben den Altmeistern wie Mozart und Strauß mag die Frau, die inzwischen im Mezzosopran singt, moderne Gegenwartskomponisten wie Benjamin Britten und andere aus dem 20. Jahrhundert.

Vielseitigkeit prägt die Sängerin, die das Ensembles Ofilia für Pop-Up Opera in Berlin mit begründete. Im Musiktheater- Kollektiv Glanz und Krawall tritt sie ebenso auf wie im Magnetic Ghost Orchestra, einem Ensemble für Musik zwischen symphonischem Jazz und Avantgarde. Solche unorthodoxen Wege sieht sie als eine Chance, Jugendliche wieder an die Oper heranzuführen.