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Portrait Eickendorfer Geschichts-Happen

Es scheint ihre Berufung zu sein: Heliane Brandt ist schon als Kind geschichtlich interessiert gewesen.

Von Heike Liensdorf 19.03.2017, 18:16

Eickendorf l Warum sie, solange sie denken kann, schon geschichtlich, historisch interessiert ist, kann Heliane Brandt gar nicht so genau sagen. Sie weiß nur: „Ich habe schon als Kind gern zugehört, wenn alte Leute sich etwas von früher erzählt haben. Das hat mich einfach interessiert.“ Und wenn es auf Reisen ging - dann waren Museen und Schlösser ihre Welt, erzählt die heute 58-Jährige.

Die Geschichte aufarbeiten - das macht sie nun auch für ihre Wahlheimat Eickendorf. Für sich. Denn sie betont: „Ich möchte nicht Ortschronistin genannt werden, weil: Ich kann keine Ortschronik vorweisen.“ Sie habe zwar viel zum Ort recherchiert und sorgfältig mit Angabe der Quellen zusammengetragen, aber nichts in einer Reihenfolge aufgeschrieben. Deshalb sei aus ihrer Sicht der Begriff Ortschronist nicht gerechtfertigt.

Dennoch: Wenn jemand etwas zur Geschichte Eickendorfs wissen möchte, ist er bei Heliane Brandt goldrichtig. Sie hilft bei Anfragen gern weiter. „Ich befinde mich im Stadium der Sammler und Jäger“, sagt sie schmunzelnd und gewährt bereitwillig einen Einblick in ihren großen Fundus. Ihr erklärtes Ziel für die Zukunft: „Ich möchte irgendwann gern mal die Chronik schreiben. Aber bislang habe ich nur Häppchen, das kann man doch nicht aufschreiben“, stellt sie ihr Licht unter den Scheffel. Denn wer ihre zig Ordner zur Eickendorfer Geschichte sieht, weiß: Das sind nicht nur Häppchen, das sind große Happen.

Die Tornitzerin, die in Groß Rosenburg aufgewachsen ist, ist 1983 durch die Arbeit nach Eickendorf gekommen. Sie war in der Tierproduktion der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft tätig. Ihr Steckenpferd konnte sie ab 1996 zur beruflichen Tätigkeit machen. Über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der Gesas (Gesellschaft für Struktur- und Arbeitsmarktförderung Schönebeck) war sie mit der Recherche zu landwirtschaftlichen Traditionen im damaligen Landkreis Schönebeck beauftragt. „Dazu bin ich in Archive gegangen - und habe Feuer gefangen“, erzählt sie immer noch voller Begeisterung.

Und so verwundert es nicht, dass sie dann auch angefangen hat, sich nach und nach zu Eickendorf zu belesen und zu recherchieren. Da ist es wohl auch selbstverständlich, dass sie auch im Traditionsverein des Ortes ist.

Und: „Da ich keine Eickendorferin bin, belese ich mich viel im Stadtarchiv Schönebeck. Dort gibt es ein sehr schönes Zeitschriftenarchiv“, lobt sie die Einrichtung an der Prager Straße in der Elbestadt. „Und ich bin viel im Kreisarchiv gewesen, bevor es nach Bernburg umgezogen ist. Ich recherchiere auch im Landeshauptarchiv Magdeburg und in der früheren Bibliothek dort. Und ich kenne mich im Kirchenarchiv von Eickendorf gut aus. Das liegt mir sehr am Herzen.“

Ihr komme zugute, so Heliane Brandt, dass sie schon einmal im Stadt- und Kreisarchiv gearbeitet habe. Deshalb wisse die diplomierte Agraringenieurin, wo sie was suchen muss. Statt Anstrengung ist die Recherche Entspannung pur für sie, schwärmt sie. Wie lange sie es in den Archiven aushält? „Den ganzen Tag, das ist doch schön“, gerät sie ins Schwärmen.

Übrigens: Die „Eickendorfer Nachrichten“, die Dorfzeitung, hat sie 2001 mit aus der Taufe gehoben. Mittlerweile erscheint der 17. Jahrgang im vierteljährlichen Rhythmus. Auch diese Exemplare hat sie natürlich in ihrem Fundus. Alle. „Der damalige Bürgermeister Baumung wollte gern solch Zeitung für den Ort haben“, erinnert sie sich. Doch dann sei sie durch ihre Arbeit so eingebunden gewesen, dass sie es zeitlich nicht mehr geschafft habe. Seitdem verantwortet Lutz Graap die Veröffentlichungen und Heliane Brandt steuert Beiträge bei. „Ja, ich habe mich schon immer für Geschichte interessiert. Aber wenn man das Haus kennt und die Leute darin, dann ist das das Leben“, sagt sie fasziniert. Und blättert in ihren Aufzeichnungen. Von Hand geschrieben, wohlgemerkt. Ein Computer kommt nicht zum Einsatz. Aus einem ganz einfachen Grund: „Wenn ich es so aufschreibe, merke ich es mir auch gleich.“