1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Reiner Haseloff stellt sich Fragen von Schönebecker Schülern

Ministerpräsident im Gespräch Reiner Haseloff stellt sich Fragen von Schönebecker Schülern

Die Gymnasiasten hatten viele Fragen an den Ministerpräsidenten und äußerten auch Kritik. Haseloff stellte sich dem interessiert und aufmerksam.

Von Andre Schneider Aktualisiert: 16.4.2021, 10:51

Schönebeck/Magdeburg. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wirkte während der fast zweistündigen Konferenz mit den Gymnasiasten aufmerksam und interessiert. Er beantwortete nicht nur Fragen, sondern nahm während der Videokonferenz auch einige Ansätze für seine politische Arbeit mit.

Einen Ansatz lieferte Lena Schobert. Sie besucht den Abschlussjahrgang des Schönebecker Gymnasiums und steht vor einem Problem. Die Schülerin will an einer Universität Lehramt für Musik studieren und muss dafür bereits vorab Qualifikationen einbringen. Doch während der Corona-Pandemie kann sie diese nicht auf dem herkömmlichen Weg erwerben. „Viele Universitäten behalten ihre Anforderungen bei“, bemängelte sie. Ein Problem, das dem Ministerpräsidenten so noch nicht bewusst war. Er bezeichnete das Anliegen der Schülerin als „fachlich wichtigen Spezialfall“ und versprach, dies im Landeskabinett anzusprechen. „Wir müssen Öffnungsmöglichkeiten schaffen“, sagte Haseloff.

Abitur: Luisa Schuck fragt nach

Luisa Schuck, ebenfalls aus der zwölften Klasse, freute sich zum einen über „das Privileg, als Abschlussklasse in der Schule zu sein“, wollte zeitgleich aber wissen, wie die Landesregierung bei den Abschlüssen unterstützen könne. Haseloff unterstrich, dass er helfen wolle, wo er nur könne. „Wir wollen keinen Abiturjahrgang mit Sternchen“, sagte er. Es solle auch in diesem Jahrgang ein vollwertiges Abitur ermöglicht werden. Der Christdemokrat appellierte an Pädagogen, Lernstoff so zu gestalten, dass wichtige Fakten vermittelt werden. „Jetzt müssen Kompetenzen weitergegeben werden, wie man selbst lernen kann“, kommentierte der Ministerpräsident. Auf die Rückfrage, ob auch Lehrpläne abgeändert werden würden, hatte er keine konkrete Antwort parat. Er versprach allerdings auch diese Frage im Hinterkopf zu behalten und mit den entsprechenden Gremien zu erörtern. Haseloff: „Wir versuchen uns in eure Rolle hineinzuversetzen.“

Das gelinge ihm nach eigener Aussage gut. Auch was den Vergleich mit anderen Schulregionen der Republik angehe. Er habe Enkelkinder, die eine Schule in Sachsen-Anhalt besuchen, und welche, die in Bayern unterrichtet werden. „Wir können uns mit Selbstbewusstsein zeigen“, so der Christdemokrat. Doch zwei- felsohne habe die Pandemie gezeigt, wo noch Verbesserungspotenzial besteht.

Grenzen bei der Digitalisierung

Beim Thema Digitalisierung zum Beispiel. „Wir haben unsere Grenzen gesehen“, startete er die Beantwortung einer Frage von Finn Zimmermann (Jahrgang acht). Der Schüler wollte wissen, ob der Digitalisierungsprozess an Schulen nach der Pandemie weitergehe. Reiner Haseloff bejahte. „Wir wollen alle Schulen ans Glasfasernetz bringen.“ Gelder für den Ausbau und die tech- nische Unterstützung sozial schwacher Schüler sei vorhanden. „Wir müssen daran arbeiten, pandemiefester zu werden.“

Richard Hasse und Joschua Michler: Kritische Fragen

Der Blick in die Gegenwart brachte die Schüler auf kritische Fragen. So wie Richard Hasse und Joschua Michler zum Beispiel. Sie erkundigten sich nach mehr Tests, beispielsweise vor Supermärkten. „Das muss kommen“, sagte Haseloff klar. „Unser Ziel ist es, zum normalen Leben zurückzukehren.“ Nicht alle Menschen würden sich impfen lassen und Mutationen könnten die Impfungen wirkungslos machen. Dann seien Tests die einzig wirksame Methode, die Pandemie einzudämmen. Zeitgleich warb er dafür, sich impfen zu lassen und in der Familie offen darüber zu sprechen.

Offen zeigte er sich auch für weitere Anregungen. Sozialkundelehrer Kevin Tschisgale, der den Großteil der Veranstaltung moderierte, bekam sogar „Hausaufgaben“ mit auf den Weg. Er solle Informationen zu verschiedenen Themen übermitteln. Sein Kollege Alexander Baumgarten zog am Ende ein positives Fazit: „Sie haben gut deutlich gemacht, welches Spannungsfeld zurzeit in der Politik herrscht.“

Ein Kommentar von Andre Schneider

Ein Ministerpräsident „zum Anfassen“ an Schulen ist sicher ein gutes Signal. Doch gerade jetzt sollten Lehrer aufpassen, dass nicht Politiker aller Parteien in den nächsten Wochen Schlange stehen. Schließlich stehen in diesem Jahr Wahlen unmittelbar vor der Tür. Zwar mutierte der Dialog mit Haseloff zu keiner Zeit zur Wahlkampfveranstaltung, doch die Gefahr besteht. Pädagogen sollten gerade jetzt genau abwägen, welche Politiker oder Institutionen mit welchem Ziel vor ihren Klassen sprechen.