1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. An Gästeführern besteht kein Mangel

Ringheiligtum  An Gästeführern besteht kein Mangel

Rund 35 Besucher signalisierten Interesse, als Gästeführer für das Ringheiligtum Pömmelte tätig zu werden, das im Juni eröffnet werden soll.

Von Thomas Linßner 03.03.2016, 00:01

Pömmelte-Zackmünde l Angesprochen waren „interessierte Personen, die kommunikativ sind, ein Geschichtsinteresse und Freude an der Präsentation unserer Region haben“, wie es der Landkreis als Träger des Ringheiligtums formulierte.

Der Versammlungsraum des Fliegerclubs Zackmünde platzte beinahe aus allen Nähten. Dr. André Spazier, Grabungsleiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Halle, erläuterte den Anwesenden den geschichtlichen Wert des Ringheiligtums. Ähnlich wie für die Himmelsscheibe von Nebra und das Sonnenobservatorium von Goseck sei auch für die Kreisgrabenanlage von Pömmelte-Zackmünde eine astronomische Komponente belegt worden. In der Nähe habe es einige Landmarken in Sichtweite des Ritualorts gegeben, die für die Menschen der prähistorischen Epoche große Bedeutung hatten. Es waren zumeist Grabhügel, die im 17. und 18. Jahrhundert weggepflügt wurden. Die Lage im Elbe-Saale-Winkel war kein Zufall, denn Flüsse seien auch damals schon „Kommunikationsadern“ gewesen. „Die Kreisgrabenanlage von Pömmelte-Zackmünde ist daher ein komplexer Ritualort, an dem vielfältige religiöse Handlungen ausgeübt wurden“, fasste André Spazier zusammen.

Am Dienstag hatte der Landkreis mehrere organisatorische Dinge angekündigt, über die man sprechen wollte. Dazu zählten die „Einarbeitung, Organisation und Honorare für die Gästeführer/innen“, wie es hieß. Die Erwartungshaltung war deswegen entsprechend groß. Da nicht nur interessierte Laien, sondern auch eine Reihe erfahrener Gästeführer aus Magdeburg anwesend waren, wollten die freilich Näheres wissen. Wo sollen sich die Besucher anmelden? Wie werden die Führungen organisiert? Wird ein Eintritt erhoben? Wie hoch ist das Honorar für die Gästeführer?

Doch dazu konnten – trotz Ankündigung – weder die Vertreter des Landkreises noch der beauftragten Marketingagentur etwas sagen. Letztere wurde durch Josef Bühler, Geschäftsführer der Tourismus-, Kommunal- und Regionalentwicklung „neuland+“, vertreten. Er machte deutlich, dass dieses Treffen lediglich ein „Orientierungstermin“ sei. Man wollte gucken, wie viele potenzielle Gästeführer sich melden. Neulands Agentur ist damit beauftragt, das Zackmünder Ringheiligtum innerhalb der „Himmelswege“ zu vermarkten. Das reicht vom Leitsystem an Straßen und Radwegen bis hin zu Informationstafeln innerhalb der Kreisgrabenanlage.

Apropos Radwege. Eher beiläufig wurde in der jüngsten Sitzung des Kreisentwicklungs-, Bau- und Umweltausschusses in Bernburg mitgeteilt, dass von Zackmünde nach Schönebeck ein Radweg gebaut werden soll. Die Kosten: 240 000 Euro. Mit den Bauvorbereitungen wurde bereits begonnen – rote Holzpflöcke markieren den Trassenverlauf. Der Radweg soll in Richtung Schönebeck-Sachsenland verlaufen.

Besonders zwei potenzielle Gästeführer aus Pömmelte schüttelten darüber heftig die Köpfe: Altbürgermeister Dieter Kohle und der aktuelle Ortsbürgermeister Thomas Warnecke trauten ihren Ohren kaum, als sie davon hörten. „500 Meter von hier verläuft parallel ein Top-Radweg auf dem Damm. Wieso baut man da noch einen“, grollte Warnecke. Diese 240 000 Euro wären besser investiert in einen Radweg von Barby nach Pömmelte, der seit Jahren gefordert wird und das Ringheiligtum „effektiv“ an den bestehenden Elbe- und Saaleradweg anschließen würde. Auch eine ausgebaute Verbindung zum Bahnhof Gnadau, der in Sichtweite liegt, sei sinnvoller.

Die Kreisgrabenanlage bei Zackmünde zählt neben der Himmelsscheibe von Nebra und dem Sonnenobservatorium von Goseck zu den bedeutendsten archäologischen Entdeckungen der vergangenen Jahre in Deutschland.

Eröffnung soll zur Sommersonnenwende Ende Juni sein. Bis dahin müssen noch ein Aussichtsturm gebaut und das Marketingkonzept umgesetzt werden.

Ein „sportliches Ziel“, wie ein Gästeführer aus Schönebeck bemerkte.