Neue Schmiede für sportlichen Erfolg

Schönebeck l Der Blick aus der breiten Fensterfront nach draußen ist ein bisschen sehnsüchtig. Nur unweit des neuen Vereins- und Bootshauses der Ruderer von Union 1861 schiebt die Elbe dicke Eisplatten stromabwärts. Viel lieber würden die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die sich am Sonnabend zu einem vereinsinternen Wettkampf am Ergometer um Kilometer quälen, auf dem Strom fahren. Doch die tiefen Minustemperaturen lassen ein Training derzeit unter freiem Himmel nicht zu.

Muss vielleicht auch nicht, denn das neue Ruderbootshaus entschädigt ein wenig für das Innentraining. Es wurde erst vor drei Wochen von Sachsen-Anhalts Innenminister, der in seiner Funktion auch für den Sport im Land verantwortlich ist, offiziell eingeweiht. Bei dem Haus handelt es sich um ein Funktionsgebäude: In der unteren Etage sind in drei Hallen die 60 gelagerten Ruderboote und das Drachenboot untergebracht. Außerdem gibt es eine kleine Werkstatt.

Darüber in der zweiten Etage finden die 85 Rudersportler der Abteilung nun beste Trainingsbedingungen vor. Es gibt großzügige Aufenthalts-, Kraftsport- und Sozialräume einschließlich einer barriefreien Toilette. Im Katastrophenfall der Elbe, wenn diesemal wieder kraftvoll über ihre Ufer tritt, können die Sportboote schnell auf der Dachfläche umverlagert werden. Das war an dem alten Vereinshaus nicht möglich, dass bei dem schweren Jahrhunderthochwasser im Jahr 2013 zerstört wurde. Der Ersatzneubau kostete rund 1,76 Millionen Euro.

„Das Erste, was man merkt, wenn man hier hereinkommt, ist die Grundwärme“, berichtet Vereinsmitglied Joachim Schulke. Das alte Trainingshaus war immer kühler und nicht so einladend. So geht es im neuen Haus fast familiär zu: Gleich am Eingang werden Besucher fast unaufgefordert darum gebeten, die Straßenschuhe auszuziehen. Diese wandern in ein Regal. Die gesamte obere Etage ist ähnlich einer Sporthalle nur mit Hallenschuhen zu betreten.

In dem großen Aufenthalts- und Kraftraum, der durch eine Trennwand multifunktional nutzbar ist, schwitzen am Sonnabend Ruderer. Sie absolvieren in zwei Teams ihren 12. Ergometer-Marathon und schrubben vor einer Leinwand ihre Kilometer runter – ungewohnter Ausdauersport für die Ruderer, die ansonsten mit ganzer Kraft auf kürzeren Strecken unterwegs sind.

Schon jetzt und hier in dem neuen Ruderbootshaus legen Trainer und Sportler womöglich den Grundstein für die kommenden Erfolge. So stehen unter anderem die Landesmeisterschaft ins Haus, die Masters-Regatta, der Bundeswettkampf für Kinder und die Euro-Masters in München. „Vereinsintern sind aber das An- und Abrudern auch Höhepunkte“, so Joachim Schulke.

Er und die anderen Verantwortlichen der Abteilung Rudern hoffen, dass das neue Vereinshaus vielleicht auch neue Sportler anzieht. Theoretisch steht dem nichts im Wege: Die Bedingungen für das Training dort sind ausgezeichnet.