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Freizeit Saale: Das warme Wasser ist ein Vergnügen für Mensch und Pferd

Frank Pätzold und Hans-Jürgen Röseler aus Werkleitz waren mit drei Pferden in der Saale baden. So „spät im Jahr“ fand das noch nie statt. Die anhaltenden Sommertemperaturen machen das möglich.

Von Thomas Linßner 03.10.2023, 22:03
Der Werkleitzer Hans-Jürgen Röseler (rechts) ist beim Schwimmen mit den drei Pferden behilflich.
Der Werkleitzer Hans-Jürgen Röseler (rechts) ist beim Schwimmen mit den drei Pferden behilflich. tli

Werkleitz - Was für ein Bild: Zwei Männer und drei Pferde schwimmen im Fluss.

Dem Haflinger-Schwarzwälder-Mix Toni scheint die Baderei in der Saale großen Spaß zu machen. Darauf lässt jedenfalls seine Pferdemimik schließen. So könnte man es als freundlich-pferdeunkundiger Mensch interpretieren. Denn Toni zieht die Maulwinkel nach oben, dass es wie Lachen aussieht.

In Wirklichkeit macht das Ross nur eine Grimasse, weil das Schwimmen in der Saale anstrengend ist und es aufpassen muss, dass es kein Wasser schluckt. „Auch wenn sie prusten: Das macht den Drei aber Spaß“, versichert Frank Pätzold, der zusammen mit Jürgen Röseler und den Pferden Toni, Tinka und Moritz eine Woche nach Herbstbeginn im Fluss rumplanscht.

Die Tiere gehören Hartwig Bergmann, der das Treiben still vergnügt lieber vom Ufer aus beobachtet. Denn hätte Gott gewollt, dass er im Fluss schwimmt, hätte er ihm Schwimmhäute zwischen den Fingern wachsen lassen.

Normalerweise sind die Pferde zwischen Saaledeich und Fluss eingekoppelt und sehen das Wasser nur von Weitem. Wenn nicht gerade Frank Pätzold die Idee hat, „abbaden“ zu gehen. Der Heimatvereinsvorsitzende hatte selbst ein Pferd, mit dem er in den Jahren zuvor durch den Fluss schwamm. Für ihn ist diese Art Freizeitgestaltung nichts Neues. Der 60-Jährige badete schon „zu LPG-Zeiten“ die Pferde. „Als ich 16 war, haben meine Kumpel und ich schon darauf gewartet, dass die Pferde abends nach Hause kamen“, erinnert er sich.

Die LPG hatte trotz aller Technisierung noch ein paar Gespanne, die zur Rinderkoppel zuckelten. Dort wurden die Kühe zweimal täglich an die Melkanlage angeschlossen, anschließend wurde die Milch in 20-Liter-Alukannen zum Dorf gebracht. „Ich kann mich sogar noch an einige Namen erinnern“, lächelt Pätzold: „Strolch, Sophie, Liese und einer, der nur Schimmel gerufen wurde.“ Den Jungen war es beim Pferdebaden ziemlich egal, wie dreckig die Saale war.

Der Fluss zählte in den 1980er Jahren zusammen mit der Elbe zu den vergiftetesten Europas. „Ich glaube, wir haben danach nicht mal geduscht“, sinniert der Werkleitzer. „Wenn ich so überlege“, fasst er sich ans Kinn, „hatte damals ja auch kaum jemand eine Dusche.“

„Mit 15, 16 habe ich mir schon eine Kutsche aufgebaut, ohne überhaupt ein Pferd zu haben“, gesteht der 60-Jährige. Die Komplettierung gelang ihm erst 1991. Dafür nahm er bereits als Teenager an vielen Ringreiten teil.