Schlechte Straße Klack, klack: Das nervt

In den 1970er Jahren wurde die Straße Am Stadtfeld in Schönebeck gebaut. Die alten Betonplatten liegen heute noch.

Von Olaf Koch 19.07.2018, 01:01

Schönebeck l Das ist nun der Gipfel. Zumindest für Sieglinde Weidisch. Es geht um die von der Stadtverwaltung angekündigten Reparaturarbeiten in der Stadionstraße. Dort sollen die alten Betonplatten abgefräst und mit einer Asphaltschicht überzogen werden.

Diese Arbeiten an sich kritisiert die Familie Weidisch nicht, sondern die Schwerpunktsetzung. Der Grund: Die Familie wohnt in der Straße Am Stadtfeld direkt im Bürgerzentrum. Dort vor der Haustür – und nicht nur dort Am Stadtfeld – besteht die Straße ebenfalls aus den alten zu DDR-Zeiten gegossenen Betonplatten.

„Sie wurde in den 1970er Jahren gebaut“, erklärt Sieglinde Weidisch der Volksstimme. Diese Platten haben inzwischen erhebliche Absätze, jedes Fahrzeug erzeugt so ein unnötiges „Geklacke“ beim Überfahren der Rillen. „Die Straße ist sehr stark befahren. Die Balkone in der gesamten Straße können nicht genutzt werden. Bei offenem Fenster hält man es ebenfalls kaum aus, man kann nicht einmal telefonieren. Die Lärmbelästigung ist enorm und ununterbrochen.“

Mehrmals hat sich die Familie Weidisch an die Stadtverwaltung gewandt. Ohne Erfolg: „Die Auseinandersetzungen mit der Stadt ergaben immer wieder, es sei kein Geld da“, heißt es in der E-Mail weiter. Das Einzige, was passierte, war, dass einige Absätze mit Teer ausgeglichen wurden.

Der Vorschlag der Familie Weidisch, die Straße Am Stadtfeld wenigstens in eine 30er-Zone umzuwandeln, wie es ja bei den zuführenden Straßen der Fall ist, führte ins Leere. Sieglinde Weidisch ist sauer: „Es erfolgen nicht einmal Geschwindigkeitskontrollen. Manche Fahrzeuge fahren hier mit schätzungsweise 80 Sachen durch, die Stadt könnte reich werden.“ Wenn Leute mit Rollator die Straße queren, blieben sie mitten auf der Straße an den Absätzen hängen; der Verkehr rolle auf sie zu.

Und nun haben Sieglinde Weidisch, ihr Mann und sicherlich noch weitere Anwohner der Straße Am Stadtfeld in der Volksstimme gelesen, dass ab dem 13. August Reparaturarbeiten an der Fahrbahn der Stadionstraße durchführt werden. Es ist vorgesehen, die alte Betonfahrbahn im Abschnitt hinter der Solgrabenbrücke bis zur Magdeburger Straße abzufräsen und eine Asphalt-Trag- und Deckschicht neu einzubauen. Die Arbeiten werden etwa dreieinhalb Monate in Anspruch nehmen und in Vollsperrung der Fahrbahn durchgeführt.

„Das ist ja wohl der Gipfel!“, beschwert sich die Leserin. Das Argument der Familie Weidisch: Dort in dem Abschnitt wohnt kein Mensch. „Wozu also die Reparatur?“, fragt Sieglinde Weidisch. Dringend notwendiger wäre seiner Ansicht nach doch die Straße Am Stadtfeld, wo so viele Bürger wohnen. „Anscheinend sind die Menschen der Stadt egal“, schimpft Weidisch.

So sieht die Stadt das (naturgemäß) nicht. Aus Sichtweise der Verwaltung ist die Stadionstraße eine viel befahrene, nicht unbedeutende Straße Schönebecks. „Sie wird als Verbindungsstraße von der Wilhelm-Hellge-Straße zur Magdeburger Straße, aber auch wegen der zahlreichen Einkaufs-, Sport- und Freizeitmöglichkeiten äußerst rege genutzt“, schreibt auf eine entsprechende Anfrage Stadt-Pressesprecher Hans-Peter Wannewitz.

Anders als bei Straßen mit notwendigem grundhaften Ausbau sind in der Stadionstraße demnach jedoch lediglich Reparaturarbeiten notwendig. Nur deshalb sei die Maßnahme überhaupt durchführbar. So sollen lediglich die Betondecke abgefräst, Tragfähigkeitsschäden in Teilbereichen der Fahrbahn beseitigt und eine Asphaltschicht eingebaut werden. „Es handelt sich also um keine grundhafte Sanierung einschließlich aller Nebenanlagen und der Erneuerung sämtlicher unter der Straße liegenden Medien wie Wasser, Abwasser, Elektro, Gas, Kommunikationsleitungen und Straßenbeleuchtung“, so Wannewitz.

Und wie sieht es nun in der Straße Am Stadtfeld aus? „Die Finanzierung eines solchen grundhaften Ausbaus anderer Straßen ist in den benötigten Umfängen derzeit nicht gegeben, und es stehen dafür auch keine vom Land Sachsen-Anhalt ausgereichten Fördermittel zur Verfügung. Derzeit lässt der städtische Haushalt der Stadt lediglich die Reparatur einer Straße wie der Stadionstraße zu.“

Was bedeutet: Familie Weidisch und andere müssen wohl weiter mit dem „Geklacke“ leben müssen.