Schmierereien Der Graffiti-Killer

Der Maler Olaf Müller besitzt die entsprechende Technik zur Entfernung von Graffiti. Jetzt war er im Raum Barby unterwegs.

Von Thomas Linßner 04.06.2016, 03:33

Barby l Besonders die Fußball-Sprayersparte dürfte das Tun von Olaf Müller nicht gefallen. Im Auftrag des Energieversorgers EMS reinigt der Fachmann deren Stationen im Verbreitungsgebiet. Die schreien offenbar regelrecht nach „Gestaltung“: Sie haben große, helle Flächen, liegen oft abseits der Zivilisation, wo kein potenzieller Zeuge das illegale Tun stören könnte. Scheinbar flächendeckend trägt der öffentliche Raum FCM-Symbole, die mehr oder weniger „künstlerisch“ aufgebracht wurden.

Dabei ist ein Graffiti, das ohne Einwilligung angebracht worden ist, juristisch gesehen Sachbeschädigung. Und schön ist es eher in seltenen Fällen. Den Besitzern der Flächen jedenfalls bereiten illegal angebrachte Graffitis nur Ärger und Kosten. Denn problemlos wegwischen lassen sie sich nicht.

In solchen Fällen kommt Olaf Müller ins Spiel, der mit „schwerem Gerät“ anrückt. Soll heißen: Hinter seinem Transporter hängt ein Kompressor, der zweierlei Dinge kann: Das Wasser auf 90 Grad erhitzen und einen Druck von 300 Bar erzeugen. Ehe Müller die Farbe mit Hochdruck entfernt, trägt er ein spezielles Lösungsmittel auf. Das zieht ein, weicht die Farbe auf, die sich dann mit heißem Wasser und Hochdruck relativ gut entfernen lässt. Fliegt bei 200 Bar Druck, denn soviel stellt Olaf Müller in der Regel an seinem Kompressor ein, nicht im wahrsten Sinne des Wortes das Blech weg? „Wenn man es richtig macht, nicht“, sagt er.

Komplizierter wird die Entfernung auf porösen Flächen. Aber auch die sind vor dem Graffiti-Killer nicht sicher. Das beste sei ohnehin der Auftrag eines Opfersystems, rät der Schönebecker.

So wird im Fachjargon der „temporäre Trennschichtbildner“ genannt. Was nichts anderes heißt: Das Auftragen einer Schutzbeschichtung verhindert das Eindringen von Lacken in den Untergrund. Graffitis lassen sich dann mit einem geeigneten Reinigungsmittel abwaschen. Der Nachteil einer solchen Schutzschicht ist aber, dass die Atmungsfähigkeit der behandelten Fläche abnimmt. Das kann Schimmelbildung zur Folge haben. Daher sollte man die Beschichtung nur an den für Sprayer besonders einladenden Flächen anbringen.

Graffiti werden heute in der Öffentlichkeit überwiegend als illegale Farbschmierereien angesehen, die in den Bereich Vandalismus gehören. Zu dieser Ansicht haben auch die sogenannten „Tags“ beigetragen, deren Urheber im Gegensatz zu Graffitibildern zumeist unentzifferbare Schnörkel in ermüdend gleicher langweiliger Weise über jede Art von Oberflächen kommen lassen.

Dazu zählen auch so zweifelhafte „Kunstwerke“, die Ende 2014 in Barbys Innenstadt gesprüht wurden. „Mut zur Warheit“ steht noch immer an der Mauer des ehemaligen Zollamtes in der Schleiermacherstraße. „Es sind ja nicht die Intelligentesten, die das machen“, kommentierte Polizeikommissar Bernhard Wessner den Rechtschreibfehler damals lakonisch. Diese „Handschrift“ findet man in Barby an mehreren Stellen. Auch am Buswartehäuschen auf dem Kirchplatz, das offenbar ein besonderer Ort für frustrierte Langeweile-Jugendliche ist.

Nur handelt es sich zumeist um Flächen, die bis heute nicht gereinigt wurden. Denn die Stadt Barby schiebt einen Schuldenberg vor sich her, der den Einsatz von Fachleuten wie Olaf Müller nicht erlaubt.