Angelina Grauke zeigt in einer Klein Rosenburger Ausstellung "Schneekugeln" Schneegestöber unter der Plastehaube
Kräftig schütteln oder nur kurz bewegen - schon rieselt der Schnee sanft auf die Motive der Schneekugeln herab. So kann man es gegenwärtig in Klein Rosenburgs "Kult-Tour-Oase" erleben. Leihgeberin der Wunderkugeln ist die 13-jährige Angelina Grauke aus Schwarz.
GroßRosenburg l Normalerweise traut man Teenagern eher das Sammeln von Star-Postern zu, mit denen das "Kinderzimmer" tapeziert wird. Doch bei der Sekundarschülerin kommt noch eine andere Leidenschaft hinzu.
"Was sagen denn deine Freunde zu diesem ausgefallenen Hobby?, will ich wissen. "Die finden das schön", antwortet die 13-Jährige knapp.
Der Klein Rosenburger "Nostalgie-Oase" hat sie ihre komplette Sammlung zur Verfügung gestellt, die damit erstmalig von einer breiten Öffentlichkeit bestaunt werden kann. Insgesamt sind 98 mehr oder weniger große Schüttelkugeln zu sehen.
Die unterschiedlichsten Gestalten müssen heftige Schneegestöber über sich ergehen lassen: Vom Weihnachtsmann bis zur Mickymaus, vom Drachen bis zum Pharao, vom Fisch bis zum Schaukelpferd. Sogar eine Dampflokomotive mit drei Anhängern lässt etwas verkitschte Eisenbahnromantik aufkommen.
Offenbar gibt es nichts, was nicht geschüttelt und gerüttelt werden kann. Einige der bunten Gefäße fangen sogar an zu klingen, wenn man sie hoch hebt. Dann wird eine Spieluhr ausgelöst.
"Wie viel so eine Kugel kostet, kann ich Ihnen gar nicht sagen. Es sind ja hauptsächlich Geschenke", gesteht Angelina.
Ihre Mutti Ines weiß es dafür: "Es gibt ganz billige Kugeln für 2,50 Euro und teure für fast 100 Euro."
"Wenn Angelina die hundertste Kugel geschenkt bekommt, muss sie ein Eis ausgeben"
Was es nicht im Laden gibt, könne in der Tankstelle (!) oder bei Ebay erworben werden. Allein beim Internet-Universalhändler trifft man auf 4975 unterschiedliche Ergebnisse, wenn man den Suchbegriff "Schneekugel" eingibt. Hier kann der Sammler zwischen der 37 Zentimeter großen "Schneeglocke" und der kinderfaustgroßen Weihnachtsbaumkugel wählen. Selbst knutschende Paare sind eine Option.
Wann die erste mit Flüssigkeit gefüllte Schneekugel aufgetaucht ist, lässt sich nicht genau ermitteln. In der Weltausstellung von 1878 in Paris wird von Ausstellern berichtet, die eine mit Wasser und weißem Pulver gefüllte Glaskugel angeboten haben. Darin soll sich die Figur eines Mannes mit aufgespanntem Regenschirm befunden haben.
So richtig populär wurde die Schneekugel in den 1950er Jahren. Das war eine Zeit, als der Tourismus aufblühte. Das Schüttelteil wurde zum beliebten Reisesouvenir. Es gab in Ost wie West kaum einen Andenkenladen, in dessen Angebot die ideologiefreien Dinger fehlten.
Hilfreich war vor 60 Jahren der neu entwickelte Kunststoff Polystyrol, der für die Kleinplastiken und Flocken verwendet wurde.
Heute kann man aber auch Bausätze kaufen, die individuell gefüllt werden können. Neben "Leerkugeln" aus dem Bastlerbedarf besteht die Möglichkeit, ausgediente Marmeladengläser zu nutzen. Das sieht nicht ganz so professionell aus, ist aber erheblich billiger und vielleicht auch origineller.
Und so gehts: Die Figur wird auf der Deckelinnenseite mit Sekunden- oder Heißschmelzkleber befestigt. In das destillierte Wasser kommt ein Spritzer Spülmittel, als "Schnee" verwendet man zerkrümelte Eierschalen. Zum Abschluss wird der (trockene) Deckel mit Silikon eingeklebt. Fertig.
"Wir haben eine Übereinkunft getroffen: Wenn Angelina die hundertste Kugel geschenkt bekommt, muss sie ein Eis ausgeben", lächelt Mutti Ines. Das dürfte wohl spätestens Weihnachten der Fall sein. Perfekt wäre es, wenn es dann noch schneit. Wie in den hundert Kugeln.
Geöffnet ist die "Kult-Tour-Oase" in der Schloßstraße 78 sonnabends und sonntags in der Zeit von 14 bis 16 Uhr. Telefon (039294) 21303