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Hochwasserschutz Schönebeck: Kein Geld für Hochwasserschutz in Frohse?

Die Flutkatastrophe in Westdeutschland hat auch Schönebecker wieder auf den Plan gerufen. Nach dem letzten großen Hochwasser in 2013 sollten auch in Frohse umfangreiche Maßnahmen umgesetzt werden. Passiert ist bisher allerdings wenig.

Von Andre Schneider Aktualisiert: 23.08.2021, 15:37
Frohse fotografiert aus nördlicher Richtung am Nachmittag des 11. Juni 2013: Um diese Bilder künftig zu vermeiden, sollen in dem Stadtteil umfassende Hochwassermaßnahmen umgesetzt werden.
Frohse fotografiert aus nördlicher Richtung am Nachmittag des 11. Juni 2013: Um diese Bilder künftig zu vermeiden, sollen in dem Stadtteil umfassende Hochwassermaßnahmen umgesetzt werden. Foto: Christian Jung

Frohse - Torsten Pillat ist ratlos. In einer Bürgersprechstunde in Frohse kamen Fragen auf, wie es um den Hochwasserschutz in dem 2013 stark gebeutelten Stadtteil steht. Von den versprochenen Maßnahmen sei wenig umgesetzt. Die Fragen konnte der christdemokratische Stadtrat nicht beantworten. Daher wandte er sich mündlich an die Stadtverwaltung.

Doch auch dort konnte man ihm nicht helfen. Aus dem Rathaus gab es lediglich einen Verweis an das Landesamt für Hochwasserschutz (LHW) im Flussbereich Schönebeck. Das ärgert Torsten Pillat. Er will Antworten und wandte sich deshalb an die Volksstimme.

Viele zentrale Maßnahmen

Aber was sollte im Ort überhaupt geschehen? Den Stadtteil an der Grenze zu Magdeburg hatte das letzte Hochwasser 2013 schwer getroffen. Daher schnürten das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt (Kurz: Mule) und das Landesamt für Hochwasserschutz hatten umfangreiche Maßnahmen beschlossen. Gemeinsam mit den teilweise bereits abgeschlossenen in Schönebeck standen rund 17,5 Millionen Euro zur Verfügung. Konkret sollten in Frohse einige Hochwasserschutzanlagen installiert werden. Anlagen sollten unter anderem zwischen der Wall- und Friedhofstraße errichtet werden. Außerdem führt vom zentralen Platz in Frohse – dem Reuterplatz – eine schmale Gasse zur Elbe. Auch hier sollten Schutzanlagen errichtet werden. Eine dritte zentrale Maßnahme betraf den nördlichen Abschnitt des Stadtteils in Richtung Magdeburg. Das Wasser drückte 2013 von Norden her in den Ort. Daher sollte am Burgwall ebenfalls eine mobile Schutzanlage errichtet werden.

Passiert ist bisher nichts. Wer das Dorf besucht, findet dort keinerlei Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen. Im Mule gibt man sich bei der Frage nach der Umsetzung bedeckt. Eine Anfrage der Volksstimme blieb über eine Woche lang unbeantwortet. Erst auf Rückfrage ließ man sich zu ein paar kurzen, knappen, Sätzen hinreißen. „Die Entwurfsplanungen sollen Ende 2021/Anfang 2022 abgeschlossen werden. Ein möglicher Baubeginn ist abhängig von der Verfügbarkeit der finanziellen Mittel sowie dem erforderlichen Genehmigungsverfahren“, schilderte Pressesprecher Jörn Rettig.

Erarbeitung von Entwurfsplänen

Schönebecks Flussbereichsleiter Ronald Günter vom LHW bestätigte diesen Sachverhalt im Telefongespräch mit der Volksstimme. „Zurzeit werden die Entwurfsplanungen erarbeitet. Diese sind Grundlage für einzuholende Genehmigungen“, so der Flussbereichsleiter. Alle Maßnahmen, die aktuell noch nicht abgeschlossen seien, würden in der nächsten Förderperiode eingebracht werden. Konkrete Zeit- oder Kostenpläne konnte auch Ronald Günther nicht nennen.

Die geografische Lage Frohses ist auch für die innerstädtischen Bereiche Schönebecks von großer Bedeutung. Der Grund: Der Solgraben mündet hier in die Elbe. Im Falle von hohen Wasserständen drückt Wasser aus dem Fluss zurück in den Graben. Um den Graben herum kommt es dann zu Rückstau. Das Wasser steigt über die Ufer und gefährdet damit Teile der Innenstadt. Daher soll an der Mündung ein Siel entstehen.

Festes Siel geplant

„Ein festes Siel ist nach wie vor geplant“, erklärt Ronald Günther. Allerdings solle an der Mündung kein fest installiertes Schöpfwerk entstehen. Wegen der seltenen extremen Hochwasserereignisse würde das Schöpfwerk „kaputt stehen“, meint Günther und wäre dann im Bedarfsfall nicht einsatzbereit. Das Überpumpen des Wassers solle daher über mobile Aggregate erfolgen. Dazu werden entsprechende Entnahme- und Einleitungsstellen konzipiert. Die Entwurfsplanungen sollen Ende 2021/Anfang 2022 abgeschlossen werden. Ein Baubeginn sei abhängig vom Genehmigungsverfahren und der Verfügbarkeit der finanziellen Mittel.

Rückstau am Solgraben am 17. Juni 2013.
Rückstau am Solgraben am 17. Juni 2013.
Foto: Olaf Koch

Kommentar

Naturereignisse kommen, wie sie wollen. Dazu gehört ganz ohne Zweifel Hochwasser. Daher ist beim Hochwasserschutz Tempo gefragt. Denn wer jetzt nicht vorsorgt und privates wie öffentliches Eigentum schützt, wird später deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen, um alles wieder aufzubauen. Das letzte große Hochwasser 2013 hat noch immer Spuren hinterlassen. Die Ausrede „fehlendes Geld“ ist nach acht Jahren nach normalem Ermessen nicht zu erklären. Es stehen schlichtweg Existenzen von Menschen auf dem Spiel. Tempo ist also gefragt. Das nächste Hochwasser kommt bestimmt.