Gesundheit Schönebeck: Trotz fehlender Tierkliniken und Lagerungsmöglichkeiten sind Tierärzte entspannt
Es ist das Lebenselixier: Blut. Nicht nur Menschen sind bei Operationen davon abhängig, das Gleiche gilt auch für Tiere. Doch entsprechende Möglichkeiten zur Lagerung von Blutspenden sind in Schönebeck nicht vorhanden.

Schönebeck - Bluttransfusionen gibt es nicht nur in der Humanmedizin. Auch Tiere benötigen mitunter eine Blutspende von ihren Artgenossen. Das ist vor allem der Fall, wenn ein Blutaustausch notwendig ist. „Ich habe mich damit kaum beschäftigt“, erklärt der Schönebecker Tierarzt Ulrich Wagner.
Nicht immer Notwendigkeit für Blutaustausch
„Nicht jeder Operation, die durchgeführt wird, beinhaltet einen Blutaustausch“, begründet der Tierarzt. Entsprechend sei das Zurückhalten von Konserven für ihn nicht nötig. Dafür wären Tierkliniken oder Blutbänke die richtige Adresse. Doch wo gibt es die im Umkreis?
„Eine Option für Tierblutspenden oder eine entsprechende Blutbank ist im Salzlandkreis nicht bekannt“, erklärt Marianne Bothe aus der Pressestelle des Kreises. Ähnlich ist es auch im gesamten Bundesland. „In Sachsen-Anhalt gibt es keine Tierkliniken“, so Silke Michel. Die Geschäftsführerin der Tierärztekammer Sachsen-Anhalts erklärt weiter, dass sie keine Kenntnis darüber habe, ob es im Land Blutbanken gäbe. „Blutbänke für Tiere gibt es meines Wissens nicht“, so Ursula von Einem vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte. Während dies für die Humanmedizin ein Grund zur weitreichenden Panik wäre, besteht bei Tieren kein Grund dazu.
Gründe für eine Bluttransfusion bei Hunden und Katzen sind meist schwere Unfälle, große Operationen, bei bestimmten Krebserkrankungen, bei Vergiftungen mit Rattengift, schweren Infektionskrankheiten wie etwa die durch Zecken übertragene Babesiose aber auch Erkrankungen des Blutes wie etwa Gerinnungsstörungen oder die genetisch bedingte Bluterkrankheit (Hämophilie). „Die Wichtigkeit von Blutspenden ist also im Bereich der Tiermedizin lange nicht so groß wie in der Humanmedizin“, erläutert Ursula von Einem. Was nicht bedeutet, dass es komplett unwichtig wäre. Vielmehr hat sich über die Jahre ein System entwickelt, welches Blutbanken als solches nicht notwendig erscheinen lassen. So erläutert die Sprecherin anhand von Hunden: „Manche Kliniken haben einen Pool an Spendertieren, deren Besitzer einer Blutspende im Bedarfsfall zugestimmt haben. Diese werden dann angerufen und gebeten, mit ihrem Tier in die Klinik zu kommen, wenn eine Blutspende benötigt wird“, beschreibt die Sprecherin ein Szenario.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass im Vorfeld von den Kliniken nach Spendertieren gesucht wird und überprüft wird, ob es eine Übereinstimmung gibt. Dies ist bei geplanten OPs in manchen Bereichen, wenn vorher klar ist, dass es zu großen Blutverlusten kommen kann, wichtig. „Das wird das aber eher selten gemacht“, erklärt von Einem.
Der Vorteil, den Tiere gegenüber dem Menschen haben, ist, dass der Bluttransfer nicht ganz so problematisch ist. „Zum Glück ist das Blutgruppensystem nicht ganz so rigide wie beim Menschen, sodass es hier leichter ist, Spenderhunde zu finden“, verdeutlicht von Einem. Was dann die Suche nach einem Spenderhund einfacher macht. Dennoch, so versichert die Sprecherin, werden auch hier diverse Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Bevor eine Bluttransfusion stattfinden darf, wird das gespendete Blut in einem Labor getestet, ob der Empfängerhund das Spenderblut verträgt oder nicht.
Das System ist darauf ausgelegt, dass Operationen geplant sind. Und bei Notfällen? „Im Normalfall wird man aber auch größere Blutverluste aufgrund des Mangels an Blutbanken oder Spenderdateien eher mit Infusionslösungen versuchen auszugleichen“, erläutert von Einem für diesen Fall.
Keine Veranlassung für Tierärzte
Für Ulrich Wagner stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit nicht. „Klar, wenn das Blut nicht gut ist, muss gehandelt werden. Bei einer Blut Insuffizienz oder einer Vergiftung muss fremdes Blut hinzugefügt werden“, weiß er. Doch in seinen Jahren als Tierarzt sind Notfälle dieser Art sehr selten. Auch sein Kollege Dietrich Horrmann aus Calbe sieht dahingehend keine Veranlassung. „Solche Blutverluste, wo dann anderes Blut hinzugefügt wird, sind sehr selten der Fall“, berichtet er aus eigener Erfahrung.
Beide Tierärzte führen in ihren Praxen regelmäßig Operationen durch. Für ein System wie es der Bundesverband Praktizierender Tierärzte beschreibt, dafür haben beide nicht die Kapazität und verweisen auf die eigene Größe der Praxis. „In den Spezialkliniken ist das punktuell organisiert“, erklärt Dietrich Horrmann. Entsprechend werden Notfälle in die Tierkliniken überwiesen. Als Beispiel nennt er Leipzig. Zwar habe die veterinärmedizinische Fakultät keinen Notdienst, aber Operationen seien weiterhin kein Problem. „Nach Berlin oder Hannover überweise ich Pferde oder Kleintiere“, führt er weiter aus. Auch bei Braunschweig sei eine Fakultät in der Nähe. „Ich habe gar keine Veranlassung Tierblut, vorrätig zu haben“, fasst er zusammen.