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Stadt sucht sozialen Träger, der Pflichtaufgabe übernimmt / Ein erstes Konzept liegt jetzt vor Schönebecker Verein "Vigaro" will das Obdachlosenheim aufhübschen

Von Kathleen Radunsky-Neumann 24.09.2011, 06:23

Die Stadt muss sparen. Deshalb stehen derzeit auch die Ausgaben - circa 290000 Euro jährlich - für das Obdachlosenheim wieder auf dem Prüfstand. Seit Jahren versucht die Elbestadt bereits, eine adäquate Lösung zu finden, um für diese Pflichtaufgabe weniger Geld auszugeben. Jetzt hat der Verein "Vigaro" ein Konzept eingereicht.

Schönebeck. 290000 Euro sind kein Pappenstil. Jährlich muss die Stadt aber diese Geldsumme ausgeben, um einer ihrer Pflichtaufgaben gerecht zu werden. Seit 2000 betreibt die Elbestadt das Obdachlosenheim im Streckenweg. Zwischen sieben und zwölf Menschen, die keinen Wohnraum haben, finden hier im Durchschnitt Unterschlupf. Sie sowie das Gebäude werden rund um die Uhr von insgesamt sechs Mitarbeitern überwacht. Da sich die Stadt in der Konsolidierung befindet, also an jeder erdenklichen Ecke sparen muss, steht nun auch das Obdachlosenheim wieder zur Diskussion.

"Wir sind seit vielen Jahren bemüht, andere Räume oder einen freien Träger zu finden, der für uns diese Aufgabe übernimmt", sagt Dezernent Joachim Schulke im Volksstimme-Gespräch. Bisher ist die Suche ohne Erfolg geblieben. Das Problem für die Stadt: Das derzeitige Gebäude im Streckenweg war einst für rund 40 Obdachlose ausgerichtet worden. Heute sind es bis zu zwölf Frauen und Männer. Ein Fakt, den Schulke durchaus positiv bewerten kann: "Die Zahl zeigt, dass wir schon viele Obdachlose in eigenen Wohnraum integrieren konnten." Trotzdem bewirtschaftet die Stadt ein Haus, das zu groß ist. Deshalb habe Schulke bereits alle städtischen Liegenschaften durchforstet, aber es bietet sich nichts anderes passend an.

Ebenso schwierig ist es offenbar, einen Träger zu finden, der die Pflichtaufgabe - die unfreiwillige Obdachlosigkeit von Menschen zu unterbinden - für die Stadt übernimmt.

Sponsoren und Verein tragen Finanzierung

"Wir wollen uns aus dieser Verantwortung nicht herrausnehmen", betont der Dezernent für Sicherheit und Ordnung. Doch der Schuh drückt und die 290000 Euro pro Jahr für das Obdachlosenheim sind ein hoher Kostenfaktor. Die Hoffnung des Dezernenten: Einen sozialen Träger finden, der die Aufgabe in adäquater Form übernimmt und das für spürbar weniger Geld aus der Stadtkasse.

Doch die sozialen Träger, die alle von der Stadt angeschrieben wurden, scheinen von der Idee nicht überzeugt zu sein. Der Großteil hat den Kopf geschüttelt, für die meisten ist es nicht machbar, das Obdachlosenheim zu übernehmen. Einzig ein konkretes Angebot mit einem Konzept untermauert hat der städtische Dezernent jetzt in seinen Unterlagen zu verbuchen. Der Verein "Vigaro", der in Schönebeck seit Juli 2009 den sozialen Treff "Suppe Seele" betreibt, hat während der Sitzung des Ausschusses für Jugend, Frauen und Soziales seine Vorstellungen unterbreitet.

Unter dem Titel "Haus Schöngeist" will Vereinschefin Monique Krause ein Heim für Obdachlose schaffen, in dem zudem sozialtherapeutische Betreuung angeboten wird. "Wir wollen ein Heim bauen, das menschenwürdig und ein bisschen liebenswert ist", schreibt sie in ihrem Konzept. Demnach will die Vigaro gemeinnützige Projekt GmbH ein Objekt in der Elbestadt erwerben, das mit Hilfe von Sponsoren umgebaut und saniert wird. Dem Konzept nach werden Magdeburger Sponsoren und der Verein "Vigaro" die Finanzierung des Umbaus tragen. In dem Entwurf sind 136000 Euro veranschlagt. Die laufenden Kosten müssten dann bei der Stadt liegen.

Bis zu 20 Zimmer sollen mit eigenem Bad und WC eingerichtet werden. Ziel sei es laut Monique Krause, den Menschen Lebensfreude und Mut zu geben. Die Vigaro-Chefin betont, dass das von ihr geplante Obdachlosenheim mehr bieten soll als nur die reine Unterbringung der Betroffenen. Für die sozialtherapeutischen Betreuungs-angebote soll es eine Kooperation mit dem medizinischen Versorgungszentrum an der Sternbrücke in Magdeburg geben. Dadurch würden Angebote für Suchtkranke wie Einzelgespräche und Sozial-, Mal- sowie Musiktherapie geleistet.

Stadtrat hat am Ende zu entscheiden

Beim Personal rechnet Monique Krause unter anderem mit Sozialpädagogen und -arbeitern, einer Hauswirt-schafterin und einem Hausmeister.

Für Joachim Schulke ist dieses Konzept eine erste Grundlage. "Es ist interessant, aber es geht weit darüber hinaus, was unsere Pflichtaufgabe ist", sagt er in seiner ersten Einschätzung. Jedoch will der Dezernent nicht dem Stadtrat vorgreifen, der darüber zu entscheiden hat, ob und welches Konzept für das Obdachlosenheim genutzt wird. "Wir müssen noch einmal ins Gespräch kommen", sagt Schulke und meint damit, dass das vorliegende Konzept auf die tatsächlichen Verhältnisse zugeschnitten werden müsse. Ihm ist vor allem wichtig: "Wenn wir die Aufgabe einem Träger übergeben, muss die Pflichtaufgabe erfüllt sein und es muss zu Einsparungen für uns kommen."

Voraussichtlich im Dezember wird der Dezernent dem Stadtrat die möglichem Varianten vorstellen. Mit einem weiteren Träger, den Schulke vorab nicht nennt, werde bis dahin zudem ein Gespräch geführt.