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Gruppe des Gymnasiums gewinnt landesweiten Geschichtswettbewerb / Reise in die USA steht noch auf der Kippe Schönebecker werden heute in Halle ausgezeichnet

Von Olaf Koch 09.07.2013, 03:19

Wie dicht Freud und Leid im Leben beieinander liegen, erfuhren dieser Tage Gymnasiasten aus Schönebeck. Sie werden heute für einen Geschichtswettbewerb ausgezeichnet, aber für eine Studienreise nach den USA fehlt das Geld. Eine unglückliche Rolle soll dabei Schönebecks Oberbürgermeister spielen.

Schönebeck/Halle l Für sieben Schüler und eine Lehrerin des Schönebecker Dr.-Carl-Hermann-Gymnasiums ist heute ein großer Tag. Ein ganz großer Tag: In den Franckeschen Stiftungen zu Halle werden Pauline Sell, Eliza Rink, Helene Maihöfer, Felix Baumann, Judith Oelschläger, Pia Düvel und Saskia Klopp sowie Lehrerin Romina Altenburg ausgezeichnet. Sie nahmen am alle zwei Jahre stattfinden Geschichtswettbewerb der Körber-Stiftung teil. Und mit einem sensationellen Erfolg: Von 5000 Schülern gehört die Gruppe zu den besten fünf des Landes Sachsen-Anhalt.

An der Spitze der Schülergruppe steht Tutorin Romina Altenburg - in Schönebeck keine Unbekannte. Die Lehrerin unterrichtet Religion und Geschichte und betreute schon einige Schülergruppen bei Projekten, in deren Mittelpunkt Ruth Lübschütz und/oder Judy Urman standen. Dieses Mal stand das Projekt unter dem Titel: "Das Nachbarschaftsverhältnis zwischen Juden und Deutschen in Schönebeck untersucht an exemplari- schen Beispielen in der Zeit des Nationalsozialismus und heute".

Entstanden ist eine DVD, 45 Minuten lang. Wochenlang hat die geschichtsinteressierte Schülergruppe recherchiert: in der St.-Jakobi-Kirche, im Stadtarchiv und hat Zeitzeugen befragt. "Es hat Spaß gemacht, zusammen zu arbeiten", berichtet die Schülerin Judith. Nachdem alle Informationen über das Zusammenleben von Juden und Christen in Schönebeck zusammengetragen waren, wurde ein Drehbuch geschrieben. Die Schüler der 10. Klassen treten selbst vor der Kamera auf und erzählen das Leben der Betroffenen nach. Die DVD kann künftig im Unterricht eingesetzt werden.

Dieser Beitrag muss die Jury der Körber-Stiftung so beeidruckt haben, dass die Schönebecker nun ausgezeichnet werden. "Toleranz und nachbarschaftliches Miteinander sind für die Teilnehmer ein hohes Gut", sagt Sven Tetzlaff, Leiter des Bereiches Bildung der Körber-Stiftung. Die deutschlandweit fünf besten Beiträge zeichnet Bundespräsident Joachim Gauck auf der Bundespreisverleihung im November in Schloss Bellevue aus.

Soweit möchte Lehrerin Romina Altenburg und 20 ihrer Schüler noch nicht denken. Sie planen ein Projekt mit der inzwischen 84-jährigen Judy Urman, die in Denver in den USA lebt. Gemeinsam mit amerikanischen Schülern soll im März ein länder- und jahrgangsübergreifendes Projekt mit einem wissenschaftlichen Ansatz gestartet werden: Es geht um den Holocaust, um Deutschland, um Amerika, um Geschichte und vor allem um Judy Urman. Alles ist vorbereitet: Gastfamilien in Denver sind gefunden, Schüler freuen sich auf den Besuch. Ein amerikanischer Austauschstudent, der kürzlich in Schönebeck war, hat die Kontakte geknüpft. "Der Eigenanteil der Schüler beträgt 800 Euro. Trotzdem reicht es nicht", so Schulleiter Dr. Ulrich Plaga. Aus diesem Grund helfen EMS und Stadtwerke mit einem Betrag weiter. Auch bei der Sparkassenstiftung wurde um Hilfe gebeten.

Letzte signalisierten dem Gymnasium, dass die Chancen gar nicht so schlecht stehen würden. "Doch nach intensiver gründlicher Prüfung hat der Stiftungsvorstand in seiner Frühjahrsitzung entschieden, den Antrag abzulehnen", schreibt Uta Cziesla, Pressesprecherin der Salzlandsparkasse, auf Anfrage der Volksstimme. Sowohl über die Höhe der Förderung als auch über die Absage darf die Sparkasse keine Auskunft geben. Aus Sicht von Schulleiter Dr. Plaga bekommt die Ablehnung der finanziellen Hilfe einen faden Beigeschmack, wenn er sich an einen Anruf mit Oberbürgermeister Haase, der Mitglied im Stiftungsrat der Sparkasse für die Region Schönebeck und Bernburg ist, erinnert: "In dem Telefonat hat Oberbürgermeister Haase zu unserem Antrag gesagt: ¿Klassenfahrten werden nicht finanziert.\' Klassenfahrten? Hier hat der OB wohl etwas nicht richtig verstanden", schimpft der ansonsten besonnene Schulleiter. Es geht um eine Studienreise verbunden mit einem Projekt und nicht nach Disney-World in Florida. Mehrmals bat die Volksstimme um eine Stellungnahme im Rathaus, aber der Oberbürgermeister befindet sich im Krankenstand.

Die Zeit drängt, denn mit jeden Tag steigen die Flugpreise nach Amerika immer weiter an, und die Reise wird noch teurer. Derzeit fehlen den Schülern 6000 Euro. Inzwischen will sich das Kultusministerium der Sache annehmen. "Wir wollen helfen, nur wird es schwierig, Reisekosten zu übernehmen. Dennoch werden wir uns mit dem Gymnasium in Verbindung setzen", versprach Referentin Karina Kunze.

Schulleiter Ulrich Plaga und die Schüler des Gymnasiums haben eine letzte Hoffnung noch nicht aufgegeben: Wenn sich sechs Firmen finden würden, die jeweils 1000 Euro spenden würden, ist die Studienreise gesichert.