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Fachleute sind beeindruckt: Diese Vogelart wurde zum letzten Mal vor 24 Jahren bei uns registriert Spektakulär: Volksstimme-Zustellerin entdeckt am frühen Morgen eine Schneeeule in ihrem Garten

Von Thomas Linßner 04.01.2012, 05:27

Barby l "Erst habe ich gedacht, da sitzt eine weiße Katze. Es war ja noch dunkel", sagte Volksstimme-Zustellerin Jaqueline Pankrath. Bei näherer Betrachtung stellte es sich gestern Morgen aber schnell heraus, dass die Barbyerin eine Begegnung hatte, wie es sie im Leben wohl nur einmal gibt: Jaqueline Pankrath war Aug\' in Aug\' mit einer großen, weißen Eule, die unter dem Carport saß.

Auch Nachbar Tobias Wostry - er ist Jäger - hatte so einen Vogel in freier Wildbahn noch nie gesehen. "Das ist eine Schneeeule. Aber die leben doch eigentlich am Polarkreis", wunderte er sich.

"Kein Zweifel. Das ist eine Schneeeule. Höchstwahrscheinlich ein Männchen!"

Der Anruf beim Nabu-Ornithologen Michael Wunschik löste großes Erstaunen aus: "Wenn das wirklich eine Schneeeule ist, wäre das spektakulär." Nach Betrachtung eines eilig gesendeten E-Mail-Fotos bestätigte der Schönebecker: "Kein Zweifel. Das ist eine Schneeeule. Höchstwahrscheinlich ein Männchen!"

Aber wo kommt sie her?

"Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist sie aus einem Zoo ausgerissen oder ein Irrgast", so Wunschik. Deswegen müsste untersucht werden, ob die Eule einen Ring trägt. Wegen des dichten Gefieders war das nicht so leicht auszumachen.

Das gute Erscheinungsbild aber auch der erschöpfte Zustand könnten auf das Thema "Irrgast" hindeuten. Laut Wunschik habe es in den vergangenen Tagen stürmische Tiefausläufer aus nördlicher Richtung gegeben, deren Winde den Vogel nach Süden getragen haben könnten.

Auch Stefan Fischer von der Vogelschutzwarte Steckby schließt diese Version nicht aus. "Wenn es sich heraus stellt, dass es eine Schneeeule aus Skandinavien ist, wäre das ein ganz seltener Fall", schwärmt Fischer. Letztmalig sei in unseren Breiten 1987, also vor 24 Jahren, ein solcher Vogel registriert worden. "Im vergangenen Jahr gab es eine massive Lemming-Vermehrung in Skandinavien. Damit stieg auch die Zahl der Schneeeulenjungen", so Stefan Fischer. (Lemminge sind Hauptnahrungsbeute der Eulen.) Und diese suchten sich nun neue Reviere.

Möglich, dass sich der Barbyer Vogel deswegen nach Süden auf den Weg machte.

Der Steckbyer Ornithologe berichtet auch vom unüblichen Einflug der Raufußbussarde, deren Lebensraum ebenfalls die nördlichen Gefilde sind.

Die Fachleute erwarten nun mit Spannung, ob der Barbyer Eulengast einen Ring trägt oder nicht. In jedem Fall würde der Fund genau protokolliert und überregional erfasst.

Jaqueline Pankrath hatte gestern Vormittag das Tierheim Schönebeck verständigt, dessen Mitarbeiter Pascal Nehls und Alexander Gens die Schneeeule problemlos einfingen. Sie wurde im Anschluss zum Heimattiergarten "Bierer Berg" gebracht.

"Ich empfehle in jedem Fall, das Tier einem qualifizierten Veterinärmediziner vorzustellen", riet der Ornithologe der Vogelschutzwarte.

Das entkräftete Tier sollte natürlich auch etwas zu Fressen bekommen. "Dazu eignen sich Mäuse oder Küken", sagte Michael Wunschik.