Filmmusik und Konzert In Cochstedt hob ein musikalisches Raumschiff ab
Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie sorgte auf dem Flughafen mit Filmmusik aus Star Trek, Winnetou, James Bond und der Olsenbande für ein besonderes Konzert.

Cochstedt. - Außergewöhnliche Klänge waren Freitagabend auf dem Verkehrsflughafen Cochstedt zu hören. Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck, die immer auf der Suche nach nichtalltäglichen Auftrittsorten ist, hatte sich dieses Mal das Nationale Erprobungszentrum für unbemannte Luftfahrtsysteme ausgesucht und dessen Feuerwehrgerätehaus in einen Konzertsaal verwandelt. Die Musikfreunde erlebten dort eine Zeitreise zu den Klassikern von Film und Fernsehen.
Was passte bei diesem Umfeld als Einstieg besser als die Melodie aus der bekannten US-Fernsehserie Raumschiff Enterprise? Doch bevor der Chefdirigent Jan Michael Horstmann seinen Taktstock erheben konnte, musste er ihn erst einmal in den Händen halten. Der Zauberstab kam, wie es sich für ein Drohnentestzentrum gehört, mit einem kleinen Flugroboter aus luftiger Höhe angeschwebt. Danach brach das Orchester musikalisch in ferne Galaxien auf. Da konnte man den Eindruck gewinnen, das Raumschiff hebt gerade von Cochstedt ab. Beim Soundtrack von „Winnetou“ hörte man das Klappern der Pferdehufe auf ihrem Ritt mit Winnetou und Old Shatterhand durch die Weite der Prärie. Ähnlich war das bei der Ouvertüre aus „Der Elfenhügel“ von Friedrich Kuhlau. Da erinnerte sich wohl jeder im Raum daran, dass sich die Olsenbande mithilfe dieses Stückes unauffällig durch die Katakomben der Oper in Kopenhagen gebohrt hatte. Auch James Bond fehlte in Cochstedt nicht. Da war es kein Wunder, dass die Konzertbesucher die Musiker nicht ohne Zugabe gehen lassen wollten. Diese bedankten sich bei dem begeisterten Publikum mit der heimlichen britschen Nationalhymne, dem Marsch „Pomp and Circumstance Nr. 1“ von Edward Elgar, obwohl das keine Filmmusik ist.
Gelungene Symbiose
Als weitere Zugabe gab es zu Beginn eine Vorstellung des Drohnentestzentrums. Der Staatssekretär des Wissenschaftsministeriums, Thomas Wünsch, bezeichnete es als kluge Entscheidung, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) für ein Engagement an diesem damals verwaisten Standort gewonnen zu haben, weil dort ideale Bedingungen für die Forschung vorherrschen. Die Nutzung des Airports sei eine gelungene Symbiose, schätzte er ein.
„Cochstedt ist der geografisch einzige Standort in Deutschland, wo man so etwas machen kann. Wir sind der erste normale Flughafen zumindest in Europa, wenn nicht sogar weltweit, mit einer priorisierten Betriebsgenehmigung für Drohnen“, sagte der Leiter des Testzentrums Daniel Sülberg. Die Forschungsprojekte seien so einzigartig wie der Standort selbst.
Musiker loben Akustik
Als gelungene Symbiose kann man auch dieses Konzert an diesem Ort bezeichnen. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass so etwas hier mal stattfindet, aber ich finde es total schön“, meinte Daniel Sülberg. Jan Michael Horstmann sagte, er finde es immer spannend, wenn das Orchester Industriegebäude bereise mit Musik oder verlassene Orte. „Aber das hier ist etwas ganz Spezielles“, so der Dirigent und lobte die sehr gute Akustik in der Halle. „Nach der Vorführung mit den Drohnen und dem Flughafen draußen ist Raumschiff Enterprise eigentlich das beste Einstiegsstück gewesen“, sagte er.
Wolmirslebens Ex-Bürgermeister Gerhard Meier, der mit seiner Frau keinen Auftritt der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie in der Region versäumt, sprach von etwas Besonderem, weil dieser Ort auch wirtschaftlich gesehen eine große Bedeutung für alle habe. „Ich finde es schön, dass hier eine Veranstaltung durchgeführt wird, auch wenn die Akustik nicht so ist wie in den alten Kirchen, die wir sonst besucht haben“, so der Senior. Für den Verbandsgemeinde-Bürgermeister der Egelner Mulde Michael Stöhr war es ein tolles Konzert an einem doch etwas anderen Ort. „Es ist sehr schön und interessant“, sagte er. Und auch den Musikern hat es gefallen. Der Trompeter Conrad Mauersberger sagte kurz und knapp: Großartig. Eine fantastische Akustik und eine ganz tolle Location.“