Kirchbauverein gegründet

Calbe l „Die Kirchen eines Ortes sind Gottes-Häuser für die Christen, Kultur-Häuser für Touristen und Heimat-Zeichen für die Einwohner. Drei Gründe, sie zu bewahren, damit wir für unsere Nachfahren tun, was unsere Vorfahren für uns getan haben“, hat es die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Kiba) einmal formuliert. Diese Ansicht teilen auch die Mitglieder der Orgelprojektgruppe innerhalb der evangelischen Kirchengemeinde. Die Ehrenamtlichen haben seit Anfang 2010 den Umzug der sanierungsbedürftigen Röver-Orgel aus der Halberstädter Martini-Kirche nach Calbe organisieren und realisieren können, mit dem Ziel, dass die Königin der Instrumente eines Tages wieder in der St.-Stephani-Kirche erklingen möge. Sie verstanden diesen Schritt immer als Teil einer Vision: Die St.-Stephani-Kirche als Ort der Begegnung im Stadtzentrum zu öffnen. Innerhalb der vergangenen sechs Jahre konnte die Gruppe beachtliche Erfolge verbuchen.

Jetzt folgt eine Zäsur. Am Freitag haben die Ehrenamtlichen den Kirchbauverein Calbe (Saale) aus der Taufe gehoben. Der Verein wird zeitnah beim Amtsgericht zur Eintragung in das Vereinsregister angemeldet. Parallel dazu erfolgt die Beantragung der Gemeinnützigkeit beim Finanzamt. Beide Schritte sind die Grundvoraussetzung für die Aufnahme der eigentlichen Vereinsarbeit.

„Die bisherige Organisationsstruktur der Orgelprojektgruppe als unselbständige Arbeitsgruppe der evangelischen Kirchengemeinde St. Stephani und St. Laurentii hat sich für den weiteren Projektfortschritt als ungeeignet herausgestellt“, begründet Vorsitzende Susanne Giest die Neuausrichtung. Mit der Vereinsgründung sei die Überführung in eine rechtlich selbständige juristische Person realisiert worden. Dieser Schritt ermögliche zukünftig eine selbständige Arbeit innerhalb der Vereinsstrukturen.

Bei den Zielen verfolgen die Ehrenamtlichen ein breites Spektrum. So hoffen die Frauen und Männer, die immer noch zahlreichen und dringend notwendigen Erhaltungsmaßnahmen an der St.-Stephani-Kirche weiter gut voranzubringen.

Das Dach des Hauptschiffes ist eine dieser vielen Baustellen, die mit mehr als 611.000 Euro durch Stadt, Kirchgemeinde, Kirchenkreis und Land bereits finanziell abgesichert ist. Die nötigen Vorplanungen für die umfangreichen Bauarbeiten sind inzwischen abgeschlossen. Die Bauarbeiten haben im Juli dieses Jahres mit den vorbereitenden Arbeiten im Dachinneren begonnen. In diesem ersten Bauschritt wurden die Gewölbekappen von Taubenkot und Bauschutt aus den vergangenen Jahrzehnten befreit. Die Lasten in Bezug auf das Füllmaterial wurden gleichmäßig über das gesamte Gewölbe verteilt. Arbeitsbereiche am Dachstuhl wurden vorbereitend auf die nun folgenden Zimmermannsarbeiten freigelegt. Derzeit werden weitere Ausschreibungen vorbereitet. Die eigentliche Dachöffnung wird dann im Frühjahr 2017 erfolgen.

Auch die zukünftige Nutzung des gotischen Sakralbaus verlange nach einer sicheren finanziellen Basis, um zukünftig größere Veranstaltungen abzusichern.

Betonen möchten die Ehrenamtlichen zudem, dass sie, wie auch in der Vergangenheit, an einer guten, sach- und zielorientierten Zusammenarbeit im Sinne der St.-Stephani Kirche interessiert sind und die evangelische Kirchengemeinde als Gebäudeeigentümer in ihren Erhaltungsverpflichtungen unterstützen wollen. Es müssten viele im Sinne des langfristigen Erhalts von St. Stephani an „einem Strang, in eine Richtung“ ziehen, wie sie sagen. Nur eine tragfähige zukunftsorientierte Nutzung von St. Stephani sichere den Erhalt dieses großartigen Bauwerks auch für nachfolgende Generationen.

Das Orgelprojekt soll im Übrigen mit einer angestrebten fachkundigen Restaurierung auch weiterhin verfolgt werden.

Der neue Kirchbauverein steht allen Menschen offen, die den Erhalt des größten Wahrzeichens von Calbe unterstützen möchten. Engagierte Mitstreiter sind daher gern gesehen. Am dritten Adventswochenende können Interessenten auch persönlich mit Vereinsmitgliedern ins Gespräch kommen. Beim dreitägigen Weihnachtsmarkt vom 9. bis 11. Dezember werden sie in einer eigenen Marktbude über ihre Arbeit einen Einblick geben.

Weitere Informationen zum neuen Verein und seinen Zielen gibt es auf der taufrischen Internetseite.