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Schulselbsttest Testen, testen, testen auch in Schönebecks Schulen

Um eine erneute Schulschließung zu unterbinden, wird in der berufsbildenden Schule trotz ausgesetzter Testpflicht weiterhin mit Restbeständen auf das Corona-Virus getestet.

Von Enrico Joo und Bianca Oldekamp Aktualisiert: 16.4.2021, 10:48

Schönebeck/Staßfurt. Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Hü und hott, hin und her. Chaos. Erst am Montag, 12. April 2021, wurde die Testpflicht in den Schulen eingeführt. Nach zwei Tagen ist sie für drei Tage nach einem Gerichtsurteil ausgesetzt. Statt Testpflicht sind noch freiwillige Tests möglich.

„Da war Bildungsminister Tullner zu schnell. Das rächt sich jetzt“, sagt Kay Lorenz, Vorsitzender des Kreiselternrats im Salzlandkreis. Dass Eltern dagegen klagen, bezeichnet er als Blödsinn. „Die Testpflicht ist die erste vernünftige Maßnahme, die die Landesregierung in der Corona-Pandemie in den Schulen umgesetzt hat. Sie hätte nur viel eher kommen müssen“, sagt er. Das Lüften, das in den Schulen praktiziert wird, bezeichnet er als „Käse“.

Zurückgreifen auf Restbestände

Auch Ronald Rumpf, Leiter der Berufsbildenden Schulen (BBS) Schönebeck findet die Testpflicht wichtig. Er sagt: „Lieber testen, testen, testen, als die Schulen womöglich wieder zu schließen.“ Getestet wird an der BBS direkt in der Schule – obwohl die Bildungseinrichtung des Salzlandkreises von ihrem Träger für die Anfang der Woche eingeführte Testpflicht keine neuen Tests erhalten hatte. Man nutze Restbestände.

„Auf freiwilliger Basis hatten sich weniger als die Hälfte der Schüler getestet“, berichtet Ronald Rumpf, das habe sich durch die Pflicht aber geändert. Während nur wenige Eltern nicht volljähriger Schüler Tests verweigern, sind seine volljährigen Schüler allesamt einverstanden. Die Aufhebung der Testpflicht bringe die Jugendlichen aber durcheinander, findet Rumpf. Kopfschütteln habe diese Information bei ihm ausgelöst. Die klagenden Eltern kann er nicht verstehen. „Es geht hier schließlich um die Gesundheit der eigenen Kinder.“

Nervenaufreibende Situation für alle

Als Harald Weiner, Schulleiter der Sekundarschule Am Lerchenfeld, von der Aussetzung der Testpflicht gehört hatte, habe er sich auf den Arm genommen gefühlt. „Das Ministerium muss doch gewusst haben, dass so ein Urteil kommen könnte“, sagt er und findet, dass die ganze Situation für alle Beteiligten auch ohne dieses Hin und Her nervenaufreibend genug sei. Statt verpflichtend werde jetzt eben weiter freiwillig getestet. „Testmaterial ist ausreichend da, und Verweigerer gibt es kaum“, berichtet Weiner.

Ausreichend versorgt mit Schnelltests ist auch die Grundschule Plötzky, wie Schulleiter Olaf Lindstedt erzählt. Was die Aussetzung der Testpflicht am Dienstagabend angeht, findet er: „Bei so viel Hü und Hott nimmt man diese Entscheidung einfach hin. Hauptsache die Schüler können unterrichtet werden.“ Getestet würden seine Schüler entweder vor Ort in der Schule oder zu Hause – bevor sie samt eidesstattlicher Erklärung über ein negatives Testergebnis in die Schule kommen.

Kreiselternrat empfiehlt, Test zu Hause zu machen

Kay Lorenz, Vorsitzender des Kreiselternrats, plädiert indes dafür, dass nur zu Hause getestet wird. „Es muss vermieden werden, dass Kinder in der Schule ausgegrenzt werden, wenn es einen positiven Fall gibt“, sagt er und berichtet von einem Fall im Salzlandkreis. Ein Junge wurde positiv getestet und von seinen Mitschülern als „Corona-Kind“ gehänselt. „Kinder können grausam sein“, sagt Lorenz. „Es kann auch nicht in die Verantwortung der Lehrer gegeben werden. Das Testen sollte in vertrauter Umgebung zu Hause gemacht werden.“ Bei dem positiv getesteten Schüler einer siebten Klasse kam dann noch dazu, dass der Schnelltest „falsch positiv“ war. Ein späterer PCR-Test habe ein negatives Ergebnis gebracht.

Ulrich Plaga, Schulleiter des Schönebecker Dr.-Carl-Hermann-Gymnasiums, berichtet, dass von seinen insgesamt 754 Schülern bis Dienstag drei sorgeberechtigte Eltern „mit nicht nachvollziehbaren Argumentationen in irgendeiner Form gegen die Testung gewandt“ und sich zwei weitere Personen ohne Angabe von Gründen von der Präsenzpflicht abgemeldet hätten.

Corona-Meinung nicht auf Kosten der Bildung

Grundsätzlich bezeichnet er die Atmosphäre der Testroutine aber als „absolut offen“. Er weiß auch: Diejenigen, die von ihren Eltern am Schulbetrieb gehindert werden, bedauern das der Schule gegenüber. Getestet wird am Gymnasium vorwiegend in der Schule. „Ein Fall von coronabedingter Diskriminierung oder Ausgrenzung ist mir nicht bekannt“, sagt Plaga, der die Tests als Instrument sieht, um ein höheres Maß an Sicherheit zu gewährleisten und findet: „Wir stehen wirklich fassungslos vor dem Phänomen, dass einzelne Eltern ihre ideologischen Positionen auf dem Rücken ihrer Kinder ausleben und ihren Kindern das Wertvollste entziehen, was unsere Gesellschaft zu bieten hat: nämlich Bildung.“

Für die Grundschule Förderstedt berichtet Schulleiterin Gabi Lange über die Tests: „Es lief problemlos. Die Lehrer haben die Kinder angeleitet und es in den Unterricht eingebettet. Ich kann die Eltern auch nur loben.“ Positive Fälle gab es glücklicherweise keine.

Kommt die neue Testpflicht?

Kay Lorenz kritisiert, wie in den Schulen teilweise mit Schülern umgegangen wird, die zu Hause bleiben, weil sie nicht getestet werden. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass an einigen Schulen diese Schüler völlig ignoriert werden und nicht einmal Aufgaben bekommen. Diese Kinder dürfen keinen Nachteil haben. Da sind die Lehrkräfte in der Verantwortung, Aufgaben bereitzustellen und die Kinder aus der Ferne mitzunehmen.“

So oder so: Es liegt viel im Argen. Ab Montag, 19. April 2021, soll – Stand Redaktionsschluss am Donnerstagabend, 15. April 2021 – erst einmal die Testpflicht wieder gelten. Grundlage dafür sind Gesetzesänderungen, die Klagen, wie sie in dieser Woche statt gegeben wurde, einen Riegel vorschieben sollen.