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Topmodel Schüler in einem Boot mit Rebecca Mir

Teenager aus Barby haben sich mit eigenen Vorurteilen beschäftigt und wurden mit einem Besuch des Models Rebecca Mir belohnt.

30.01.2019, 04:00

Barby l Die Stimmung in der Aula der christlichen Sekundarschule in Barby ist zunächst aufgeregt, gerade bei den Mädchen. Sie freuen sich darauf, Model und Moderatorin Rebecca Mir zu treffen. Ganz nah können sie mit ihrem Idol heute Plakate malen, Gespräche austauschen, und Selfies machen. Rebecca Mir ist in Barby nicht als Model oder Moderatorin gebucht worden, sondern als Botschafterin des Jugendintegrationspreises „Alle Kids sind Vips“. Sie nimmt an einem kreativen Tag mit den Jugendlichen im Alter von acht bis 21 Jahren teil, den sie als Belohnung für ihre Teilnahme an dem Wettbewerb spendiert bekommen haben.

Angetreten waren sie mit der Aktion „Wir sitzen alle in einem Boot“. Die Leiterin des Teenclubs der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Barby, Vanessa Krüger, hatte ursprünglich im Jahr 2017 die Idee für das Projekt gehabt. Sie wollte den Kontakt zwischen den Jugendlichen aus Barby und Umgebung und Geflüchteten stärken, indem sie Kinder und Jugendliche aus syrischen Familien in einem Wassersportprojekt zusammen brachte. „Denn Sport verbindet“, sagt Krüger mit einem Lächeln auf den Lippen.

35 Teilnehmer gestalteten Mannschaftsschlauchboote. Mit den Booten veranstalteten sie Rallys im Barbyer Seepark, um auf Vielfalt in der Region hinzuweisen. „Dabei fielen so einige Sprachbarrieren, mit Händen und Füßen haben sich die Teilnehmer untereinander verständigt“, so Krüger. Weil auch die Interessen der Jugendlichen in dem Projekt berücksichtigt werden sollten, durften sie bei der Gestaltung Graffities auf die Boote sprühen. An der gesamten Umsetzung, von den Rallys bis zur Öffentlichkeitsarbeit, seien insgesamt 300 Personen beteiligt gewesen. Nicolaus Maurice Lehmann hält als Vorsitzender des Awo-Kreisjugendwerks Salzland die Präsentation des Projektes. Es sei bei der Aktion nicht nur um die reine Gestaltung der Boote gegangen, sondern die Barbyer Jugendlichen haben sich im Austausch mit den Geflüchteten auch mit ihren eigenen Ängsten und Vorurteilen beschäftigt. „Das Ganze hat uns aber auch ordentlich Spaß gemacht“, so der 19-Jährige, der inzwischen eine Ausbildung zum Erzieher absolviert. Zum Dank für ihr Engagement waren sie zur Siegerehrung zusammen mit fünf anderen prämierten Projektteilnehmer auch auf einer dreitägigen Tour in Berlin gewesen.

Bojana Pajić-Rickerts, die Projektleiterin des Preises „Alle Kids sind Vips“, mit dem seit 2008 Aktionen von jungen Menschen für Vielfalt ausgezeichnet werden, ist ebenfalls anwesend. „Wir fanden es zum einen sehr spannend, dass es in dem Projekt um Wassersport ging“, sagt sie zur Begründung der Auszeichnung. Dies sei ein Sport, zu dem Jugendliche aus geflüchteten Familien normalerweise wenig Zugang finden würden. Inzwischen, so berichtet Krüger, seien kaum noch Teilnehmer aus Flüchtlingsfamilien dabei. Aus verschiedenen Gründen sind sie in andere Städte wie Berlin oder Köln gezogen.

Rebecca Mir betont, wie wichtig es für sie ist, die Projekte am Ende auch zu besuchen: „Natürlich hat man vorher schon über die Projekte gelesen. Es ist jedoch etwas ganz anderes die Teilnehmer selbst erklären zu lassen, wie sie es geschafft haben, zu gewinnen“, sagt die 27-Jährige. „Man merkt, da steckt einfach viel Herzblut drin“. Integrationsprojekte wie dieses liegen Mir besonders am Herzen, weil sie selbst als Tochter eines Afghanen einen Migrationshintergrund hat.

Aufgewachsen im 2000-Seelenort Imgenbroich in der Eifel sagt sie über ihre Kindheit: „Ich muss sagen, dass das dort auch nicht immer einfach war. Kinder verstehen oft nicht gleich alle Unterschiede. Aber später habe ich dann zu einer tollen Gemeinschaft gehört und viele Freunde gefunden“. Während sie zusammen mit einer Gruppe von Mädchen Worte wie „Liebe“, Courage“, „Freundschaft“ und „Vielfalt“ auf ein Plakat malt, plaudert sie schon einmal aus dem Nähkästchen: „Als Schülerin bin ich gern mal zu spät gekommen, aber jetzt hab ich es trotz Jetlags pünktlich in die Schule geschafft.“ Das erntet Gekicher unter den Teenagern. Sie sei jedoch gern zur Schule gegangen, vorallem als Treffpunkt mit ihren Freunden. „Wenn ich aber für etwas Feuer und Flamme war, wie zum Beispiel für Englisch und Deutsch, wollte ich schon meine Eins haben“, sagt sie lachend.

Die Schulleiterin der Christlichen Sekundarschule, Ute Wysocka, sei „wahnsinnig stolz auf die Jugendlichen“. Obwohl es ein Projekt der Awo sei, wäre die Schule auch indirekt involviert gewesen. Schließlich habe man die Schüler, so wie auch am Tag von Mirs Besuch, für den guten Zweck gern einmal vom Unterricht frei gestellt. Mit dem Jugendclub arbeite man eng zusammen.