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Sachbeschädigung Unbekannte bohren Löcher in alte Eichen

Mutwillige Zerstörung: Auf dem Friedhof in Biere werden 20 Jahre alte Bäume beschädigt. Gemeinde sucht Zeugen.

12.03.2021, 23:01

Biere Dass beim Thema Bäume die Meinungen auseinander gehen, ist bekannt. Die einen wollen mehr Baumbeschneidung, die anderen weniger. Bördelands Bürgermeister Bernd Nimmich (SPD) musste schon einige wütende Anrufe von Bürgern annehmen, die sich über Bäume oder zu viel Laub beschwerten. Jetzt hat das Ganze eine neue Stufe erreicht. Durch Zufall entdeckten Mitarbeiter der Gemeinde auf dem Friedhof in Biere Bohrlöcher in zwei Eichen. Der oder die Täter müssen bei den zwei Bäumen, mutwillig Löcher reingebohrt haben. Die Baumschädigungen sind nicht leicht zu sehen, die Löcher wurden in circa drei Metern Höhe gebohrt. „Ich habe schon viel erlebt, aber sowas ist mir noch nicht unterkommen. Das ist eine bösartige Sachbeschädigung gegen die wir vorgehen werden und alles versuchen werden, die Täter zu ermitteln“, zeigt sich Nimmich schockiert über die Tat.
Kurz nachdem die Beschädigung festgestellt wurde, erstatte die Gemeinde Anzeige bei der Polizei. Zunächst gegen Unbekannt. Der Bürgermeister bittet daher alle Personen, die in letzter Zeit etwas verdächtiges rund um den Friedhof in Biere bemerkt haben, sich bei der Gemeinde oder der Polizei zu melden. „Aus eigener Tasche lege ich noch 200 Euro Belohnung oben drauf, für den- oder diejenige, die einen sachdienlichen Hinweis zur Ergreifung der Täter beitragen kann“, erklärt Nimmich. Der genaue Tatzeitraum lässt sich nicht exakt benennen. Baumgutachter Steffen Pilz, der von Nimmich beauftragt wurde, schätzt die Tat relativ frisch ein: „Auf jeden Fall muss es nach November passiert sein. Bis dahin hat der Baum noch Blätter und wehrt sich gegen Schäden. Anhand der noch frischen Sägespäne würde ich vermuten, dass erst in den letzten Tagen gebohrt wurde“, vermutet Pilz.
Mit vorsätzlichen Baumbeschädigungen hat er öfter zu tun. „Gerade in Wohngebieten kommt es häufig vor, dass sich Leute an Bäumen stören. Die gleichen Leute fahren in den Urlaub und erfreuen sich an einem Baum vor ihrem Fenster, aber zuhause darf zehn Meter um ihr Grundstück kein Baum stehen“, sagt Pilz.
Bei dem hier vorliegenden Fall müssen aber Profis am Werk gewesen sein, vermutet der Gutachter. Ein Anfänger würde vielleicht einen Nagel in den Stamm schlagen oder einfach nur einen Ast abbrechen. Durch die mehrere Zentimeter dicken Löcher ist aber ein wichtiges Organ des Baumes zerstört: Die Außenhaut, auch Rinde genannt. „Die Außenschicht eines Baumes ist für dessen Stabilität verantwortlich. Wird sie angegriffen, ist der Baum unterversorgt, Bakterien und Pilze dringen leichter ein“, erklärt er die Bedeutung der Rinde.
Die Beschädigung haben drastische Folgen: Höchstwahrscheinlich müssen die Eichen gefällt werden. Beide sind etwa 20 Jahre alt. Die Alternative wäre, dass unterhalb der Löcher ein Schnitt gemacht wird und die Eichen als sogenannte Kopfbäume weiter bestehen. Die Gemeinde ließ den Bereich auf dem Friedhof absperren, da die Bäume stark einsturzgefährdet sind. Steffen Pilz wird nun ein ausführliches Gutachten erstellen und die Gemeinde anschließend eine Entscheidung treffen.
Darin wird auch eine Wertbestimmung des Baumes enthalten sein. Die vom Bundesgerichtshof bestätigte „Methode Koch“ ermittelt einen spezifischen Wert, den ein Baum besaß. Auf den ersten Blick schätzt Pilz, dass die beiden Eichen jeweils circa 20 000 Euro Wert sind. Sollte ein Täter ermittelt werden, will die Gemeinde sich auf dem Rechtsweg die Summe zurück holen. Außerdem wird es Ersatzpflanzungen geben, sollten beide Bäume gefällt werden.