Ungewöhnliche Erzählperspektiven, Liebe, Italien und verrückter Pflanzenanbau - Die Büchertipps der Volksstimme-Leser
In der vergangenen Woche haben wir Sie, liebe Leser, aufgerufen, uns ihre persönlichen Bestseller vorzustellen. Hier die Büchertipps der Volksstimme-Leser:
Kerstin Brennecke aus Barby empfiehlt "Die Bücherdiebin", ein Roman von Markus Zusak:
Aus der Sicht des Todes wird die Geschichte der Bücherdiebin erzählt. Dabei tritt der Tod fast menschlich auf und wirkt so beinahe sympathisch. Er trifft Liesel an drei Wendepunkten ihres Lebens und berichtet rückblickend über sie. Es ist das Jahr 1939. Liesel, neun Jahre alt, steht am Grab ihres Bruders und stiehlt ihr erstes Buch, das "Handbuch für Totengräber". Es ist für sie die letzte Verbindung zu ihrer Familie, denn fortan soll sie bei den Hubermanns, einer Pflegefamilie im Münchener Hinterland, leben. Sie hütet ihr erstes Buch wie einen Schatz, lernt mit ihm das Lesen, ist von den Worten begeistert und stiehlt in wahnwitzigen Situationen weitere Bücher, rettet sogar einige vor den Flammen der Nazis und bekommt auch welche geschenkt.
Das Buch ist ein warmherziges Plädoyer für Menschlichkeit inmitten unmenschlichen Tuns, erzählt von der Liebe zu Büchern, von Freundschaft, Hass, Verblendung und Hoffnung und ist dabei schrecklich und schön zugleich.
Der Autor hat eine außergewöhnliche Perspektive gewählt und erzählt einfühlsam und gleichzeitig schneidend scharf und zynisch.
Dieses Buch ist kostbar und verdient es wirklich, gelesen zu werden - Liesel hätte es geliebt!
Hier der Tipp von Antje Wrege aus Schönebeck. Es ist Hans Falladas Buch "Geschichten aus der Murkelei":
Seit 47 Jahren begleiten mich Hans Falladas "Geschichten aus der Murkelei" durch mein Leben und das meiner Kinder. Besonders die Geschichte vom "Nuschelpeter", der für 50 Pfennig Pflaumenmus kaufen soll und auf dem Weg zum Kaufmann diverse Abenteuer erlebt. Dieses Buch enthält noch viele lustige Kurzgeschichten. Ich kann es allen großen und kleinen Leseratten nur empfehlen.
Ruth Bajorat aus Schönebeck hat ihr Leseherz an "Die irische Signora" von Maeve Binchy verloren:
Waren Sie schon in Irland? Oder in Italien? Besuchten Sie einen Sprachkurs am Abend? Aber bestimmt waren Sie schon verliebt. Etwas von all dem erzählt das Buch "Die irische Signora" von Maeve Binchy, ein spannender umfangreicher Roman aus England, den man nur ungern am Abend aus der Hand legt, sich aufs Weiterlesen am nächsten Tag freuend. Es ist, als besuchte man mit all den Kursteilnehmern die "Evening Class" (so der englische Titel) der Irin, die 26 Jahre in Italien lebte für ihre Liebe und nun Italienisch lehrt in Dublin am Mountainview College, wo Mr. Aidan Dunne von Italien schwärmt und die Abendschullehrerin bewundert. Sie versteht es, die Schüler für die fremde Sprache, für italienische Kultur und Geschichte zu begeistern. Ihre Zahl wächst, und sie kommen aus allen Schichten und sozialen Verhältnissen. Wir erleben ihre Nöte und ihre Träume, ihr Lieben und Leiden, Trennungen und neue Bindungen und begleiten am Ende alle 42 Leute zum Flughafen, auf dem Flug nach Rom und bei all den Abenteuern dort.
"Vista del Monte", das italienische Wort für Mountainview, steht auf den Namensschildern, die die Signora für alle angefertigt hat, ihre Signora, die mit über 50 Jahren nun verliebt ist und Zukunftspläne schmiedet mit Aidan Dunne. "Es tat ihnen nicht Leid, Rom verlassen zu müssen, weil sie wussten, dass sie eines Tages wiederkommen würden. Hatten sie nicht alle ein paar Münzen in den Trevi-Brunnen geworfen?"
Wer bekäme da beim Lesen nicht Sehnsucht nach dem sonnigen Italien und nach Irlands Blick auf die Berge!
Renate Bojanowski aus Magdeburg/Schönebeck schlägt den Volksstimme-Lesern "Grün ist die Hoffnung - Eine Pastorale" von Tom Coraghessan Boyle vor.
Ein Ex-CIA-Agent verspricht sich das große Geld vom Drogengeschäft und kauft sich deswegen ein paar hundert Hektar Land. Ein Botaniker aus Yale als Berater und der Hauptheld des Buches Felix Nasmyth - ein frustrierter, arbeitsloser, 31-jähriger Alt-Hippie - sollen darauf Cannabis-Pflanzen anbauen. Felix nimmt sich als Unterstützung zwei Freunde mit in das "Sommerlager", wie er es später nennt. Es ist, als pflüge, rackere und ackere der Leser gemeinsam mit den Protagonisten der Story gegen so manch hartnäckige Widerstände und Missgeschicke. Felix plagt sich mit Regen, Feuer, misstrauischen Nachbarn und eifersüchtigen Marihuanafarm-Kollegen. Man fühlt sich mittendrin und ahnt nichts Gutes. Tatsächlich strickt der Ex-CIA-Agent zwischenzeitlich an einem Manöver, das der legendäre Krimi-Autor Raymond Chandler nicht hätte eleganter konstruieren können. Wortgewaltig, humorvoll und äußerst phantasiereich schildert der amerikanische Kultautor Tom Coraghessan Boyle in seinem Roman mit dem Titel "Grün ist die Hoffnung" ein Unternehmen, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Die Geschichte lebt von Boyles Fabulierlaune und den ausgefallenen Details, in denen er sich manchmal zu verlieren scheint. Der Untertitel "Eine Pastorale" lässt die feinsinnige Ironie des Autors erkennen.
Wer diesen Roman aus dem Jahr 1984 liest und dann auf den Geschmack kommt, wird nicht nur viel Freude mit meinem Lieblingsautor haben, sondern auch teilhaben können an seiner Entwicklung zu einem der größten Erzähler der Gegenwartsliteratur.
Werner Hilbrich aus Schönebeck würde "Dreizehnlinden" von Friedrich Wilhelm Weber mit auf die berüchtigte einsame Insel nehmen:
Das Epos "Dreizehnlinden" erschien erstmals im Jahre 1878; die Überwindung des Heidentums durch das Christentum im heimatlichen Nethegau hat in diesem Werk künstlerische Gestaltung erfahren. Wie lebten und litten Menschen vor circa 1200 Jahren - darüber erfährt man in dem Werk vieles.