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Vereinsgründung Rettungsanker für Ehrenämtler

Der DRK-Kreisverband in Schönebeck steckt in der Insolvenz. Ein neuer Verein will nun die ehrenamltichen Aufgaben weiterführen.

Von Dan Tebel 07.05.2018, 01:01

Schönebeck l Die vergangenen Wochen waren beunruhigend für viele Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Schönebeck. Der Kreisverband schrieb schon lange rote Zahlen und war nun gezwungen, Insolvenz anzumelden. Und auch wenn der überregional bekannte Insolvenzverwalter Lucas Flöther sich um eine Sanierung kümmert, blicken die Haupt- und Ehrenamtlichen in eine ungewisse Zukunft.

Seit Freitag gibt es nun Hoffnung für die Ehrenamtlichen. Ein neuer Verein unter der Bezeichnung „DRK-Ortsverein Schönebeck im Salzlandkreis“ will die freiwillige Arbeit weiterführen. „Der Ortsname Schönebeck war uns wichtig, damit sich die Menschen identifizieren können“, erklärt Ralf Schreiber, der zugleich erster stellvertretender Vorsitzender des neuen Vereins wurde, im Gespräch mit der Volksstimme. Und ganz wichtig: „Wir sind keine Rechtsnachfolge des Kreisverbandes“, betont die Vorsitzende Martina Ede ergänzend. Die beiden gehören zur neuen Vorstandsriege, die sich unter dem Beisein von insgesamt 47 Mitgliedern bei der Gründungsveranstaltung am Freitag in den Vereinsräumen der Geschwister-Scholl-Straße zusammenfand.

Die Idee einer Gründung sei in den vergangenen Wochen gereift, erklärt Ralf Schreiber. Seit der Insolvenz des Kreisverbandes habe man intensiv nach Wegen und Möglichkeiten gesucht, das wichtige Ehrenamt weiter zu erhalten, ergänzt Ede. Denn die Strukturen des DRK in Schönebeck sind in den vergangenen Jahren fest zusammengewachsen. Ein großes Team, das selbst von außen schon wie eine Familie wirkt. Und genau das wissen die Helfer, die jetzt zur Tat geschritten sind: „Wir wollen nicht auf der Straße landen und das wollen wir auch den vielen Helfern nicht antun, die sich immer mit viel Herzblut engagieren“, erklärt Schatzmeisterin Anett Mingram.

Viel Geld zu verwalten hat sie derzeit nicht. Die finanzielle Situation ist – logischerweise – angespannt und damit das größte Problem. Der noch junge Verein hat keine Haupteinnahmequelle, ist gemeinnützig und hofft perspektivisch auf Spenden. „Auch Sachspenden, sei es ein Eimer Farbe, helfen uns erstmal weiter“, erklärt Anett Mingram. Man müsse die kommende Zeit viele Klinken putzen, sind sich die Vorstandsmitglieder einig. Fraglich bleibt auch die Übernahme der notwendigen Technik, wie Fahrzeuge und Materialien. Diese befindet sich aktuell in der Insolvenzmasse des angeschlagenen Kreisverbandes und müsste bei Bedarf vom neuen Verein gekauft werden. Wie und in welchem Umfang muss noch geklärt werden. Ohne Geld wird das natürlich schwierig, daher hoffen die Vorstandsmitglieder aushilfsweise auf finanzielle Unterstützung durch den DRK-Landesverband, der bereits zur Vereinsgründung Rückendeckung gibt.

Zunächst steht in dieser Woche aber die Eintragung ins Vereinsregister auf dem Plan. Viel Bürokratie für die Ehrenamtlichen. Und dann soll es schon ans Eingemachte gehen. „Der Plan ist, dass wir erstmal alle Tätigkeiten weiter übernehmen, wie es bisher war“, erklärt Ede im Gespräch. Anders ausgedrückt: Gelebter Bevölkerungsschutz vor Ort – also zum Beispiel der Katastrophenschutz (Sanitäter, Betreuung, Technik und Sicherheit, Rettungshundestaffel), Wasserwacht, Breitenausbildung Erste Hilfe, Wolfahrts- und Sozialarbeit. Dafür sollen auch die alten Verträge, besonders im Katastrophenschutz, vom ehemaligen Kreisverband übernommen werden. Hier habe man sich als großer Helfer der Stadt etabliert und sichert seit Jahren regelmäßig beispielsweise den Schönebecker Operettensommer ab. Die Ansprechpartner sollen bleiben. „Die Helfer sind motiviert und das soll auch so weitergetragen werden“, erklärt die Vorsitzende.

„Es ist ein steiniger Weg und es wird wohl so schnell auch nicht besser. Wir werden bestimmt ein Jahr brauchen“, blickt die Vorsitzende in die Zukunft, wohlwissend, dass es nicht einfach sein wird. „Ein bisschen verrückt muss man da schon sein“, ergänzt Ralf Schreiber. Zum Glück aber ehrenamtlich verrückt, im Dienste der Menschen in Not.

Da noch ein Briefkasten fehlt, zum Beispiel für Interessenten, ist der Verein vorerst per E-Mail unter drk-ov-sbk@gmx.de zu erreichen.