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Rückblick Verrückte Mädels tanzen

Aus den Kinderschuhen raus sind die „Crazy Girls“ aus Biere. Nicht nur in der Region haben sich die Damen einen Namen gemacht.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 25.09.2016, 01:01

Biere l Es ist ein riesiger Haufen Zeitungen, den Gerd Siebert vor sich auf dem Tisch liegen hat. „Wir haben nahezu alles aufgehoben“, sagt der Bierer stolz. Gemeint sind die Beiträge über seine Tochter und ihre Tanzgruppe. In den vergangenen 20 Jahren sind einige Beiträge zusammengekommen. Sie alle fein säuberlich ausschneiden und in ein Album einkleben? Nein. Das ist zu viel Arbeit. Schon allein die selbstgeschossenen Fotos müssen sortiert ins Album. So verrückt das auch klingt, Gerd Siebert und seine Frau Heike pflegen ihren riesigen Zeitungsstapel zuhause. Abgefahrener sind da wohl eher die Mädels, um die es hierbei überhaupt geht. Sie tragen nämlich das Wort „verrückt“ (englisch: crazy) nicht umsonst in ihrem Namen. Die Rede ist von den „Crazy Girls“. Gegründet wurden sie vor 20 Jahren.

„Wir hatten eine kleine Tanzgruppe innerhalb des Karnevalsvereins“, sagt der Bierer, der seit 1996 als Präsident dem Verein vorsteht. Da hatte er schnell gemerkt: „Die Mädels haben mehr Talent als nur beim Karneval aufzutreten.“ Und weil die Mädels quirlig waren, sei der Gruppenname schnell gefunden gewesen.

Angefangen hat alles mit drei Mädchen: Josefine Siebert, heute Radmer, sowie Franziska und Julia Braunert. Heute gehören zehn junge Damen zu den „Crazy Girls“. Zwischenzeitlich hat es sogar einen „verrückten“ Jungen gegeben. Schnell hatte Gerd Siebert, der bis zu seiner Krebserkrankung die Gruppe geleitet hatte, verschiedene Künstleragenturen für die „Crazy Girls“ begeistert, wodurch der Siegeszug die Mädels über die Landkreisgrenzen hinweg bekannt gemacht hat. Bis Berlin sind die Mädels gereist. „Sie haben einfach von Anfang an eine besondere Bühnenpräsenz gehabt“, nennt der 66-Jährige einen Grund für den Erfolg. „Sie hatten nie Berührungsängste und sind einfach auf die großen Bühnen gegangen“, erzählt er aus seinen Erinnerungen. Sein Eindruck, der nach wie vor aktuell ist: „Sie tanzen, als ob es um ihr Leben geht.“

Dazu gehöre auch der persönliche Einsatz. So scheuen sich die Mädels nicht, aktuelle Songs so schnell wie möglich mit einer eigenen Choreografie zu versehen. Das fällt auf. dabei erinnert sich Gerd Siebert an das Jahr 1999, als Lou Bega seinen Song „Mambo Nr. 5“ herausgebracht hatte. „Da fielen die Mädels schon allein aufgrund ihrer Aktualität auf“, berichtet er.

Freizeit dem Tanz opfern

Dass hierbei mächtig viel Stolz mitschwingt, ist klar. Gerd Siebert kann als Vater der „Crazy Girls“ gesehen werden. Noch heute unterstützen er und seine Frau die Tänzerinnen. „Wenngleich sie viel selbständiger geworden sind“, gibt er zu. Josefine Radmer hat das Zepter 2010 von ihrem Vater übernommen. Die 27-Jährige leitet die Gruppe, organisiert und ist der Kopf, der hinter den anspruchsvollen und sehenswerten Choreographien steckt. „Wobei sie die neuen Tanzschritte immer in der Gruppe besprechen“, sagt Gerd Siebert und lobt den Zusammenhalt, der unter den Mädchen herrscht.

In den vergangenen 20 Jahren sind Mädels gekommen und gegangen. Insgesamt 19 Junge Damen gibt es, die schon einmal „crazy“ gewesen sind. Hauptberuflich möchte sich keine komplett dem Tanz verschreiben. Dafür widmen sie alle reichlich viel Freizeit der Tanzerei. Neben den regelmäßigen Proben sind die Damen oft am Wochenende unterwegs - dann auch auf mehreren Terminen an einem Tag. Stress ist das für die Tänzerinnen nicht, schließlich steht bei ihnen noch immer der Spaß an der Bewegung und in der Gemeinschaft im Vordergrund. Deshalb kann kein Ereignis als Höhepunkt der Karriere bezeichnet werden. Ob bei Stadtfesten, privaten Feiern oder Firmenjubiläen - „Die Mädels geben immer ihr Bestes, ob vor zehn oder 1000 Leuten“, sagt der Bierer. Im Fotoalbum finden sich beispielsweise Bilder mit Matthias Reim und Achim Mentzel.

Ein Muss ist und bleibt der Auftritt beim Karnevalverein. Den Wurzeln muss man eben treu bleiben. Und gibt es nach 20 Jahren noch Träume? „Große Bühnen sind immer etwas Besonderes“, sagt Gerd Siebert. Und: „Im Fernsehgarten wäre auch mal toll.“ Doch zuerst wird das 20-Jährige im kommenden Februar gefeiert - mit ehemaligen Mitgliedern, Sponsoren und Wegbegleitern werden die „Crazy Girls“.