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Sammler Wenn es schön ist, wird es gekauft

Heinz Kotrba aus Pretzien sammelt seit über 40 Jahren Miniaturflaschen. 550 Stück stehen bei ihm im Regal.

Von Madlen Bestehorn 01.11.2017, 04:00

Schönebeck l „Hier sieht es aus, wie in einem kleinen Museum“ hätten wohl schon manche Besucher über die Wohnstube von Heinz und Regina Kotrba gesagt. Und es stimmt: Unzählige Miniaturflaschen, ungefähr 550 Stück, reihen sich auf acht Regalbrettern aneinander. Von Flaschen in Form einer Traube über Teddys aus Glas bis zu einer Laterne, aus der man trinken kann – bei Heinz Kotrba gibt es Fläschchen in jeder erdenklichen Form.

Die Anfänge seiner Sammelleidenschaft beschreibt er so: „In den 70er Jahren habe ich angefangen, diese Mini-Schnapsflaschen zu sammeln. Die erste war ein kleiner Trabbi, damals waren sie Kult. Dann kamen immer mehr dazu.“ Seine Frau Regina ist seit Anfang an dabei, seit beide 1971 in ihr Haus in Pretzien zogen.

Zur Sammlung ihres Mannes erzählt sie: „Wenn diese putzigen Flaschen im Urlaub oder anderswo standen, haben wir sie mitgenommen. Das ist schon ein Gag, wenn wir Besuch bekommen und alle schauen, wie viel Heinz gesammelt hat.“ Mittlerweile sind die Regale voll. Regina meint, nun sei Schluss, sonst sehe es nicht mehr schön aus, wenn zu viel davon rumstehe. Heinz Kotrba ist nicht ganz so eisern.

„Wenn ich etwas schön finde, kaufe ich es“. Dabei sei das massenhafte Sammeln aber dem reduzierten gewichen. Doch seine Sammelleidenschaft gilt nicht nur Glasfläschchen. Aus jedem Urlaub und von lokalen Feiern hat sich Heinz Kotrba einen Bierkrug mitgebracht: Vom Dorffest in Pretzien, aus Dannigkow oder aber zu besonderen Anlässen besorgt. So etwa einen Krug mit deutscher Flagge, der anlässlich der Deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 herausgebracht wurde.

„Früher bekam man diese Krüge nur im Intershop“, erzählt Heinz Kotrba. Er habe sich einen ausgeguckt und dann darauf gespart, damit die Verwandtschaft aus dem Westen ihm den auserwählten Krug mitbringen konnte. Noch heute erinnert er sich an jeden Ort, den er mit dem jeweiligen Krug in Verbindung bringt.

Auch für Kunstwerke aus Glas begeistert sich Kotrba und stellt sie in seinem „Museum“ aus. Besonders stolz ist er auf ein Glasschiff im Inneren eines Glasgefäßes. Es stammt aus dem Schwarzwald und sei „mundgeblasen“, wie Kotrba betont. „Über 100 Mark haben wir damals für das Schiff im Glas bezahlt, nachdem wir uns in der Glasbläserei angesehen haben, wie die Sachen hergestellt werden“, erinnert sich Heinz Kotrba.

Auch eine beachtliche Sammlung an Geweihen und Erinnerungsstücken, wie Urkunden, schmücken Kotrbas Haus – oder vielmehr seine „Partyecke“, wie er sie nennt. Geerbt hat Heinz diese Sammelleidenschaft jedoch nicht, wie er selbst anmerkt, denn seine Eltern seien keine Sammler gewesen. Mit seinem Bruder Josef teile er aber die Leidenschaft, wenn dieser auch mehr Gefallen an alten Taschenuhren finde. Heinz Kotrba ergänzt: „Allerdings hat er noch dazu ein ganzes Zimmer, in dem er Sachen aus DDR-Zeiten aufbewahrt hat. „So hat eben jeder seinen Tick“, meint Regina Kotrba dazu.

Beruflich hatte Heinz Kotrba keine Sammelaffinität: Als Stahlbauschlosser im Bereich Behälterbau ging es um Präzision und akkurate Arbeit. Seine Frau Regina sammelt selber nicht, toleriert aber sein Hobby und hat ihn stets bei seiner Suche nach ausgefallenen Raritäten unterstützt. Über sich sagt sie: „Mein Hobby sind eher die Blumen im Garten, die hege und pflege ich. Das Sammeln ist allein Heinz‘ Leidenschaft“.

So genießt der 72-Jährige den Anblick seiner über die Jahre gesammelten Schätze, wenn er im heimischen Wohnzimmer auf der Couch sitzt. Auf die Frage, womit er nun, statt des Sammelns von Miniaturfläschchen, seine Zeit verbringe, antwortet Hein Kotrba ganz entspannt: „Im Alter bin ich nicht mehr so getrieben. Jetzt sammele ich eigentlich nur noch Pilze.“