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Sicherheit Wie steht’s um die Sirenen in Schönebeck?

Sind Sirenen eine veraltete Technik? Nein, sagen viele Zweckverbände und Ministerien. Nachdem in den 90er Jahren die Warnanlagen „aus der Mode“ gekommen sind, erfahren sie nun eine Renaissance. Sirenen sind weiterhin ein wichtiger Bestandteil, um die Bevölkerung zu warnen. Auch in Schönebeck.

Von Andre Schneider 29.07.2021, 15:50
Die Schönebecker Sirenen sind auf dem Prüfstand.
Die Schönebecker Sirenen sind auf dem Prüfstand. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Schönebeck - Die schweren Unwetter in Westdeutschland haben einmal mehr eine Schwäche offenbart: Wie wird die Bevölkerung gewarnt, wenn Internet, Stromversorgung und Rundfunk ausfallen? Die Lösung könnte eine alte Technik – modern aufgelegt – sein: Sirenen.

Die meisten Menschen kennen die Sirenen dann, wenn es brennt oder die Feuerwehr alarmiert wird. In Schönebeck wird beispielsweise die Stadtteilwehr Felgeleben noch ergänzend per Sirene alarmiert. Für Aufsehen sorgt auch immer wieder das dumpfe Alarmieren des Löschzuges Pretzien/Plötzky. Doch die Signalanlagen haben noch eine viel weitreichendere Bedeutung und Funktion.

Sirenen sind laut Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz ein fester Bestandteil des „Alarmierungspools“ in Notfällen. Dazu gehören weiterhin Radiosender, Anwendungen auf mobilen Endgeräten (hier besonders die Applikation „Nina“ des Bundes) und Lautsprecherwagen.

Lücken am Warntag erkannt

Der letzte bundesweite Warntag im vergangenen September (Volksstimme berichtete) hat offenbart, dass die Katastrophenversorgung mit Sirenen im Salzlandkreis selbst eine Katastrophe ist. „Hier wurden Lücken erkennbar“, gab Landrat Markus Bauer (SPD) unumwunden zu.

Die Probleme bestehen allerdings nicht nur im Salzlandkreis. Das Ministerium für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat daher ein Förderprogramm aufgelegt, von dem auch Sachsen-Anhalt profitieren soll. Nach Angaben der Landesregierung soll Sachsen-Anhalt rund 2,4 Millionen Euro für den Ausbau der Sirenen bekommen. Damit sollen rund 750 Warnanlagen nach- beziehungsweise aufgerüstet werden. Denn nach der Wende wurden die Sirenen aus Kostengründen abgebaut, und die Städte und Gemeinden müssen für die Kosten der Unterhaltung aufkommen.

Auch in der Elbestadt ist das so. Allerdings hat sich die Stadt den Neu- und Wiederaufbau des Netzes unlängst auf die Fahnen geschrieben. „Wir wollen möglichst eine Sirene im Jahr erneuern“, erklärt Stadtpressesprecher Matthias Zander auf Volksstimme-Nachfrage. „Die Warnung der Bevölkerung ist ein wichtiger Baustein bei der Organisation einer effektiven Gefahrenabwehr.“ Im Schadensfall sei eine rechtzeitige Information und Warnung der Bevölkerung als Grundlage für eine erfolgreiche Schadensbewältigung, zur Stärkung der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung und für die eigenverantwortliche Gefahrenvermeidung unerlässlich, erklärte der Stadtpressesprecher.

Elf Einzelanlagen für den Ernstfall

Bei den installierten Systemen handele es sich laut Stadtangaben insgesamt um elf Einzelanlagen, die im Ernstfall direkt die Bürger warnen und nicht mehr wie bisher gleichzeitig auch die Feuerwehr alarmieren. Vielmehr verfügen die neuen Sirenenanlagen auch über einen Sprachspeicher, so dass auch konkrete Informationen damit verbreitet werden können. Diese modernen Anlagen verbessern das Warnsystem in der Elbe-Stadt deutlich.

Schönebecks „Sirenen-Schaltzentrale“ soll sich künftig an der Feuerwehrwache Tischlerstraße befinden. Im letzten Jahr wurde dort eine Warnanlage errichtet. Diese ragt stolze 16 Meter in die Höhe. Die Stadt habe sich die Einrichtung dieser Sirene rund 12 000 Euro kosten lassen. Seit einem Beschallungstest 2014 würden die Sirenen im Stadtgebiet kontinuierlich verbessert und auf den aktuellen Stand gebracht. Zuvor wurden nach Verwaltungsangaben beispielsweise die Anlage in der Kirchstraße erneuert. Mit weiteren Standorten auf dem Gebäude des ehemaligen Froher Rathauses in Alt Frohse 19 wurde 2019 und 2020 das insgesamt achte System des Stadtgebietes realisiert. Bereits erfolgreich installiert sind die Anlagen in Ranies, Plötzky, Pretzien, Elbenau, Felgeleben und Bad Salzelmen. Zander: „Die weiteren Standorte werden in Jahresscheiben umgesetzt.“