Wildunfall Ein Wolf in Frohse?

Ist es ein Wolf? Ein totes Tier am Straßenrand auf der Frohser Brücke sorgte im sozialen Netzwerk Facebook kurz für Aufregung.

Von Heike Liensdorf 05.11.2019, 17:07

Frohse/Pechau l Ein toter Wolfswelpe auf der Frohser Brücke in Schönebeck? Dieser Verdacht macht am Wochenende im sozialen Netzwerk Facebook in einer Schönebecker Gruppe die Runde. Doch schnell ist klar: Es ist kein Wolf – es ist ein Fuchs.

Das bestätigt auf Nachfrage auch Polizeisprecher Marco Kopitz. Am Sonnabend,2. November, um 2.10 Uhr sei ein Wildunfall in Schönebeck, Höhe Magdeburger Straße/Frohser Brücke, gemeldet worden. Ein Fuchs sei vor ein Auto gelaufen und durch den Zusammenstoß verendet. Die Beamten nehmen den Unfall vor Ort auf, beräumen die Straße und informieren den Jagdpächter, der sich später um den Kadaver kümmert.

Ob es solche Unfälle auch schon mit Wölfen gegeben habe – daran könne er sich nicht erinnern, so Marco Kopitz.

Unrealistisch sei es aber nicht, dass es auch hätte ein Wolf sein können, sagt Jens Dedow. Der Vorsitzende der Jägerschaft Schönebeck verweist auf die vielen Wolfsaufnahmen mit den Wildtierkameras im hiesigen Umkreis. „Ganz so unwahrscheinlich ist es also nicht“, stellt er klar. „Aber: Welpenzeit ist im Frühjahr. Jetzt wäre das schon kurios.“

Dass die Tiere – hier in der Gegend gebe es mindestens drei Wölfe, so Jens Dedow – am Stadtrand vorbeiziehen, sei unbestritten. Aber sie ziehe es eigentlich nicht direkt in die Stadt, „das traue ich den intelligenten Tieren nicht zu“. Zumal die Wölfe eher ostelbisch unterwegs sind. Plötzky, Elbenau, Randau ... Aber warum sollten sie nicht auch die Seite wechseln, will Jens Dedow nicht ausschließen. Aufgrund des Niedrigwassers würde auch die Elbe kein unüberwindbares Hindernis mehr sein.

Was tun, wenn einem tatsächlich ein Isegrim begegnet? „Nicht Neugierde und Heldenmut siegen lassen und das Tier verscheuchen wollen, nicht die Konfrontation suchen. Aber auch nicht ängstlich weglaufen“, rät Jens Dedow. „Keine Panik – aber gesunden Respekt“ sollte man vor den Tieren haben.

Dass der Wolf in Ostelbien schon heimisch geworden ist, bestätigen zahlreiche Beobachtungen. Einen neuen Beweis gibt es jetzt vom September. In einem Waldstück bei Pechau löste die Wildtierkamera eines Jägers automatisch aus, als der Isegrim den Bereich passierte. Damit ist nun eine eher seltene Aufnahme des Wolfes bei Tageslicht gelungen und über soziale Netzwerke öffentlich geworden.

Pechaus Ortsbürgermeister Bernd Dommning sieht aber keinen Grund zu Aufregung. „Es gibt keinerlei Anlass zu Unruhe. Mir sind bei uns im Ort keine Vorfälle oder Störungen bekannt.“

Auch Gerd Petzoldt, Kreisjägermeister der Landeshauptstadt, sieht das nicht anders und will deshalb ganz bewusst nicht mitteilen, wo genau seinem Weidgenossen das Foto gelang. „Wir wollen nicht, dass sich dann Leute auf den Weg machen und dem Wolf vielleicht noch nachstellen.“

Nach bisherigen Erkenntnissen sind im ostelbischen Bereich ein Wolfspärchen und ein Einzelgänger heimisch geworden. Diese Einschätzung könne zwar nicht bewiesen werden, liege aber nahe. „Viele Indizien aus Beobachtungen und Fotos lassen den Schluss zu“, sagt Jens Dedow. Der Vorsitzende der Jägerschaft Schönebeck hat allerdings ein kritisches Verhältnis zur Rückkehr des Wolfes in die Region. Er spricht von mehreren Vorfällen, bei denen Wölfe in der Region Nutztiere gerissen hätten.

Das liege unter anderem darin begründet, dass der Wolf nicht in seine Urlandschaft, sondern eine Kulturlandschaft zurückgekehrt sei. Sinnvoller sei es, den Wolf in ausgewiesenen Schutzzonen wie beispielsweise Truppenübungsplätzen anzusiedeln. Das hätte den Vorteil, so Jens Dedow, dass geringere Kosten für Folgeschäden und die Verwaltung der Wolfsansiedlung entstünden.